Text: Anna Castronovo            Foto: imago images/ Frank Sorge

Der Wunsch nach einem Fohlen aus der eigenen Stute ist bei vielen Pferdehaltern groß. Doch welche ist die beste Methode, um sein Pferd befruchten zu lassen? Die Reagenzglasbefruchtung ist nun auch in Deutschland auf dem Vormarsch

Seit September 2019 bietet die Pferdeklinik Mühlen Reagenzglasbefruchtung an. Diese wird durch das sogenannte OPU (Ovum-Pick-Up oder Eizellenentnahme) und die darauf folgende ICSI (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion oder auch Reagenzglasbefruchtung) durchgeführt. „Was in unseren westlichen Nachbarländern schon seit einigen Jahren als neuer Weg für den Zuchtfortschritt praktiziert wird, ist in Deutschland noch relatives Neuland“, sagt Klinikleiterin Dr. Alexandra Görgens. Trotzdem: „Man kann eine deutliche Steigerung vom Jahr 2020 zu 2021 sehen: 2020 wurden zwölf gesunde Fohlen aus dem OPU/ICSI-Verfahren geboren, bei denen wir die gefrorenen Embryonen aus Italien in die Empfängerstuten eingesetzt haben. Im Jahr 2020 haben wir gut 80 Embryonen umgesetzt und werden hoffentlich in unserer Züchterschaft um die 60 gesunde Fohlen bekommen.“

Trotz der steigenden Zahlen steckt Deutschland mit diesem Verfahren immer noch in den Kinderschuhen. Die Klinikleiterin vermutet, dass dies daran liegt, dass unsere westlichen Nachbarländer eher bereit sind, mal ein Risiko einzugehen. „ICSI gehört in den Niederlanden und in Belgien schon fast zur Tagesordnung. Das sieht man auch an den Zahlen der Entnahmezentren für Eizellen: Während in Deutschland zwei Kliniken OPU anbieten, gibt es in Niederlande und Belgien bestimmt schon fünf Einrichtungen.“

Auch in der Vermarktung dieser gefrorenen Embryonen oder der tragenden Empfängerstuten mit solch einem Embryo im Bauch – oder auch schon mit Fohlen bei Fuß – haben unsere Nachbarländer deutlich die Nase vorn. „Es gibt in den Niederlanden und in Belgien seit bestimmt drei bis vier Jahren Online-Auktionen, bei denen rein nach Abstammung solche Fohlen, vor allem aus Spitzensportstuten oder guten alten Stutenstämmen, gekauft werden können“, sagt die Klinikleiterin. „Die Preise, die Fohlen auf solchen Auktionen erzielen, sprechen für sich.“ Vielleicht ist das auch der Schlüssel: „Wenn es eine gute Vermarktung solcher Embryonen und Fohlen gibt, trauen die Züchter sich auch mal was“, glaubt Dr. Görgens.

So funktioniert ICSI

Beim ICSI werden zunächst Eizellen unter Ultraschallkontrolle durch eine transvaginale Punktion direkt von den sich auf den Eierstöcken befindenden Follikeln entnommen. Hierzu gibt es eine spezielle Vorrichtung, bestehend aus Punktionsnadel und Ultraschallsonde, die in die Vagina der tief sedierten Stute eingeführt wird. Ziel ist es, die Follikelflüssigkeit mit der enthaltenen Eizelle abzusaugen. So gewonnene Eizellen werden unter dem Mikroskop unter strengen Hygienevorschriften gesucht, gewaschen und für den Transport ins Ausland verpackt.

Den kompletten Artikel finden Sie in der neuen Mein Pferd-Ausgabe.