Text: Aline Müller        Foto: www.Slawik.com

Als Ausbilder bringen wir unseren Pferden etwas bei, und dennoch sind sie dabei unsere Lehrmeister. Von unseren Vierbeinern können wir einiges über das Leben und über Kommunikation lernen. Wie Sie einen gemeinsamen Weg mit Ihrem Pferd finden und Ihre Beziehung stärken können, erklärt Tania Konnerth

Miteinander

Totilas war für viele ein Traumpferd. Für ihn selbst war sein Leben jedoch alles andere als ein Traum. Menschen neigen zum Romantisieren. Ein wahres Miteinander mit unserem Pferd finden wir nur, wenn wir unsere Wunschvorstellungen und Ansprüche überprüfen. Sind es wirklich unsere eigenen, oder sind sie zum Beispiel durch Medien wie Instagram oder die Meinungen anderer geprägt? Das heißt nicht, dass Sie aufhören sollen zu träumen. Aber geben Sie Ihrem Pferd nicht das Gefühl, nicht genug zu sein. Schließlich hat die Realität doch viel Schönes zu bieten: echte Nähe, tiefe Begegnungen, Vertrauen und wundervolle Momente. Pferde sind keine Sachen, die einfach funktionieren und selbst das treueste Pony kann sich mal erschrecken. Deshalb ist es aber kein untreues Pony, sondern einfach ein Tier mit natürlichen Instinkten und Verhaltensweisen.

Probieren Sie dankbar für das zu sein, was Sie haben und Ja zu dem zu sagen, was ist. „Darin zeigen sich Geschenke, die man zuvor für nicht möglich gehalten hat“, betont Tania Konnerth. Am Anfang steht also immer das Ja zum Pferd. Dann erst kann es um Ausbildungswege oder Konzepte im Umgang gehen. Wenn es Ihnen gelingt sich einmal ganz auf Ihren Vierbeiner einzulassen, öffnen sich kleine Fenster und Türen. „Ich weiß genau, wie schwer es ist, Erwartungen loszulassen. Gleichzeitig aber weiß ich auch, wie sich das Miteinander anfühlen kann, wenn wir bereit sind, nicht nur unsere Vorstellungen durchzusetzen, sondern wenn wir uns führen lassen vom Pferd und bereit für das sind, was es uns schenken kann und will“, so unsere Expertin.

Reflexionsfragen

  • Wie stellen Sie sich Ihr Traumpferd vor?
  • Was würden Sie gerne an Ihrem Pferd verändern?
  • Halten Sie stark an Ihren Wunschvorstellungen fest?
  • Sagen Sie wirklich Ja zu Ihrem Pferd, und wie fühlt sich das Ja an?

Tipp

Hetzen Sie nicht in den Stall, sondern halten Sie inne, bevor Sie zu Ihrem Pferd gehen, und freuen Sie sich bewusst auf die Begegnung. Nehmen Sie zunächst nur wahr und halten Sie dabei etwas Abstand. Beobachten Sie die Mimik und Gestik Ihres Pferdes. Diese Übung zur Schulung der Achtsamkeit können Sie auch in anderen Situationen, zum Beispiel beim Putzen, durchführen.

Weitere Punkte der Mensch- Pferd- Beziehung finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.