Die Schweizer Bereiterin Ramona Eugster packte das Fernweh, und sie verliebte sich in die Estancia Aventura

Es war im April 2011, als mich das Fernweh zum ersten Mal so richtig packte. Ich liebte meinen Beruf als Bereiterin in der Schweiz, und doch wurde der Wunsch, etwas Neues zu erleben, immer stärker, so dass ich begann, Stelleninserate im Ausland zu suchen. Fündig wurde ich schnell. Nachdem ich mich eigentlich schon für eine Stelle in Andalusien entschieden hatte, stolperte ich über ein Inserat der Estancia Aventura in Paraguay. Im April 2011 war es dann so weit. Ich setzte mich mit ins Flugzeug Richtung Südamerika. Am Flughafen wurde ich von Kiki, der Chefin und Inhaberin der Estancia, abgeholt und herzlich begrüßt. Spanisch sprach ich bis zu meiner Ankunft kein Wort, denn zwischen dem Lesen des Inserates und dem Abflug waren gerade mal fünf Wochen vergangen. Auch an die paraguayische Reitweise musste ich mich erst gewöhnen. Die Montura, so nennt man den Sattel hier, besteht aus mehreren Wolldecken, Fellen und einem Sattelbaum aus Leder, der Sitz ähnelt dem eines Cowboys, und die Zügelhilfen sind einhändig mit links, rechts und zurück sehr einfach gehalten. Die Estancia lebt vom Tourismus, und wenn ich nicht gerade mit der Ausbildung der Jungpferde beschäftigt war, ritt ich mit den Gästen aus. Nicht wenige Nichtreiter wurden hier schon zu passionierten Urlaubsreitern – sei dies beim täglichen Rindereintreiben oder bei den weitläufigen Ausritten. Die Pferde sind überwiegend kompakte, trittsichere Criollos. Da hier auf dem Land jedoch kein Zuchtbuch geführt wird, ist die genaue Abstammung meist nicht mehr zu definieren. Derzeit veredeln wir die Pferde mit Kikis Lusitano-Hengst Apollo. Denn auch Sportpferde werden immer beliebter. In den letzten Jahren hat sich in der paraguayischen Reiterei viel getan. So führen sie jetzt schon Springturniere bis zu 1,30 Meter durch, und im Dezember 2012 fand das erste offizielle Dressurturnier statt. Mein erster Aufenthalt dauerte ein Jahr, doch bereits vor der Abreise war klar, dass ich wiederkommen würde. Den letzten Sommer über arbeitete ich in der Schweiz, um dann, als es langsam kalt wurde, abermals ins frühsommerliche Paraguay zu fliegen. Manches hat sich in diesem halben Jahr hier verändert: Neue Au-pairs sind dazugekommen, „meine“ Jungpferde sind erwachsen geworden, und doch ist mir noch alles vertraut. Und wenn ich mir morgens ein Pferd aus dem Stall hole und mit ihm dahin reite, wo der Sonnenaufgang am schönsten ist, dann bin ich überzeugt, dass ich wirklich ein kleines Paradies gefunden habe.

Ihre Ramona Eugster
www.estancia-aventura.com