Am Vormittag ein schöner Ausritt im Schnee, am Nachmittag besinnliche Zeit mit der Familie – so sieht für viele Reiter der ideale Weihnachtstag aus. Die Mein Pferd-Redaktion wünscht Ihnen und Ihren Vierbeinern schöne Weihnachtsfeiertage. Und vielleicht liegt ja unter dem Tannenbaum eine neue Reithose, Tickets für eine Pferdeveranstaltung oder eine Trense mit einem schönen Glitzerstirnband?

 

So kommen Sie und Ihr Pferd gut durch die Weihnachtszeit

Weihnachtsbäume sind keine Leckerli: Ein bisschen tut es wohl jedem in der Seele weh, wenn er den eben noch so festlich dekorierten Weihnachtsbaum zur Abholung durch die Müllabfuhr an die Straße stellt. Da wäre es doch praktisch, ihn einfach als Extra-Knabberspaß für das Pferd auf die Weide zu werfen. Oder? Praktisch vielleicht, aber für das Pferd möglicherweise gesundheitsgefährdend. Denn Nordmanntanne und Blaufichte – hierzulande die am meisten gekauften Weihnachtsbäume – gehören zu den Kiefern­gewächsen und enthalten ätherische Öle. Beim Menschen werden diese Öle häufig zur Linderung von Erkältungskrankheiten ­verwendet, etwa als Badezusatz oder Hustenbonbons. Pferde vertragen sie jedoch nicht so gut: Die Öle reizen die Maulschleimhaut und können außerdem Koliken und Atemnot auslösen. Allerdings kommt es auf die Menge an: Wenn ein Pferd einmalig an einem Adventszweig oder Weihnachtsbaum knabbert, ist dies normalerweise kein Problem. Ein ganzer Baum, der auf der Weide zur freien Verfügung steht, ist da schon ein ganz anderes Kaliber. Außerdem hängen an vielen ­Bäumen noch Rückstände von Kerzenwachs, Lametta, Kunstschnee oder Draht – hier drohen Vergiften, Verletzungen beim Verschlucken und auch Koliken. Deswegen empfehlen wir, generell auf Nummer sicher zu gehen und dem Pferd lieber ein Knabberholz in die Box zu hängen, das definitiv unbedenklich ist bzw. speziell für Pferde hergestellt wurde.

Der Feiertagskrankheit vorbeugen: Der akute Kreuzverschlag ist auch unter dem bezeichnenden Namen Feiertagskrankheit bekannt. Bekommen Pferde während der Feiertage die normale Kraftfuttermenge, stehen aber gleichzeitig nur herum, wandelt der Körper die Kohlehydrate in zu viel Glukose um, woraus wiederum ein Überschuss an der Muskelenergiereserve Glykogen entsteht. Werden sie nach den Feiertagen wieder normal bewegt, wird der Stoffwechselprozess in den Muskeln aktiviert, und als Abbauprodukt entsteht Laktat – ebenfalls in zu hoher Menge. Dadurch können die Muskeln nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden und übersäuern, woraufhin sie verkrampfen oder ganz versagen. Erste Symptome sind Schweißausbrüche und steifer Gang bis hin zu einer kompletten Bewegungsverweigerung. Fängt das Pferd dann noch an zu zittern, hat eine erhöhte Puls- und Atemfrequenz sowie verhärtete Muskeln im Rücken, ist spätestens jetzt sofortiges Handeln angezeigt. Oberste Gebote: Sofort absteigen, jede weitere Bewegung des Pferdes unterbinden, das Pferd an einen warmen und windgeschützten Ort bringen und den Tierarzt kontaktieren. Ansonsten droht schlimmstenfalls ein schwerer oder sogar tödlicher Verlauf.

Feiertagsruhe für Ausritte nutzen: Was den meisten der Weihnachtsspaziergang, ist dem Pferdebesitzer der Weihnachtsausritt. Nach Braten, Plätzchen, Kirchenbesuchen und viel Zeit im Haus zieht es viele an die frische Luft. Tatsächlich herrscht selbst in der Natur jetzt eine ganz besondere Stimmung: Es ist ruhig, man hört nirgendwo Traktoren, niemand arbeitet draußen und alles ist einen Gang ­langsamer. Viele Häuser und Fenster sind weihnachtlich dekoriert. Aber Vorsicht: In einigen Ställen herrscht während der Feiertage Stallruhe – komplett oder eingeschränkt. Unter Umständen darf man nur wenige Stunden am Tag zu einer festen Uhrzeit zu seinem Pferd, und es wird darum gebeten, nicht zu reiten.

Text: Julia Schay-Beneke       Foto: Slawik