Text: Aline Müller             Foto: imago images/ Galoppfoto

Auch wenn wir als Reiter einen bestimmten Leistungsstand erreicht haben, lernen wir nicht aus. Ob es nun darum geht, mit dem Reiten anzufangen, ein Pferd auszubilden oder das eigene Können zu verfeinern: Der richtige Reitlehrer ist Vertrauensperson, Begleiter und Unterstützer bei all diesen Prozessen

Vor einem Jahr zog Charlotte mit ihrem siebenjährigen Wallach Redox von Köln nach Münster. „Aufgrund meines neuen Jobs musste ich die Stadt und somit den Stall wechseln. Was für mich echt schwer war: Ich musste auch meine Trainerin verlassen“, sagt die 28-Jährige. Gemeinsam hatten sie Redox ausgebildet – von den ersten Jungpferdeprüfungen bis zum L-Dressur-Niveau. Hinzu kam das wöchentliche Springtraining, das am ehemaligen Stall angeboten wurde. „Redox hat viel Power, und er braucht die Abwechslung“, betont Charlotte. „Meine frühere Trainerin hat mich nicht nur im Sattel unterrichtet, sondern auch am Boden und an der Hand gearbeitet. So hat Redox zum Beispiel die Seitengänge perfekt gelernt, und ich kann sie mittlerweile mit ganz feinen Hilfen reiten.“

Auf der Tribüne oder im Viereck

Neben dem Training zu Hause ist Charlotte auch eine Turnierbegleitung wichtig. Das nimmt ihr die eigene Aufregung und hilft ihr, sich voll und ganz auf ihren Wallach zu konzentrieren, der mit sehr guten Gängen ausgestattet ist, jedoch auch gerne mal über das Ziel hinausschießt. „Redox merkt sich die Aufgaben super schnell und weiß dann ganz genau, wo zum Beispiel eine Verstärkung kommt oder ein einfacher Wechsel. Nach dem Übergang zum Schritt möchte er auch sofort wieder angaloppieren“, erzählt die 28-jährige Dressurreiterin. „Hinzu kommen mein eigener Kopf und meine Anspannung. Ich neige in den Prüfungen dazu, regelrecht die Luft anzuhalten und dadurch nicht mehr locker in der Hüfte mitschwingen zu können.“ Nun ist Charlotte in Münster und muss mit der Suche nach dem passenden Reitunterricht noch einmal von vorne anfangen. Sie hört sich im Stall um und schaut sich zwei Trainerinnen an, die regelmäßig dort Einsteller unterrichten. Doch so wirklich wohl fühlt sie sich mit keiner der beiden. Die erste Trainerin sitzt die ganze Stunde auf der Tribüne. „Ich wünsche mir aber Unterstützung im Viereck. Sodass mich meine Reitlehrerin zum Beispiel auch mal ein Stück begleiten kann oder mich vom Boden aus in der Versammlung unterstützt. Ich komme mir irgendwie komisch vor, wenn von der Tribüne über ein Headset Anweisungen kommen“, sagt Charlotte. Hier sind die Geschmäcker natürlich verschieden, und es kommt auch immer auf die Gegebenheiten im jeweiligen Stall an. Ist zum Beispiel die Halle meist eher voll oder trainieren mehrere Personen gleichzeitig mit verschiedenen Reitlehrern, dann bietet sich der Unterricht über ein Headset an.

Vier Augen sehen mehr

Die zweite Trainerin im neuen Stall in Münster ist Charlotte zu still. Sie steht zwar in der Mitte der Reithalle, gibt aber nur ab und zu ein paar Anweisungen zur Korrektur des Sitzes und lässt ihre Schülerin ansonsten eher alleine, was dazu führt, dass diese Runde um Runde auf dem Zirkel trabt und die Trainingseinheit wenig abwechslungsreich ist. „Mir ist es wichtig, Feedback zu bekommen, denn meine Trainerin sieht ja einiges, was ich vom Sattel aus eben nicht sehe oder vielleicht auch einfach noch nicht wirklich spüren kann“, gibt Charlotte zu bedenken.

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