Text: Kerstin Börß     Foto: LightRocket via Getty Images

Von Caesar bis hin zu französischen Cowboys: Die Liste der Anhänger des Camargue-Pferdes ist lang. Kein Wunder! Schließlich ist das wilde weiße Pferd neben dem schwarzen Stier und dem rosa Flamingo eines der identitätsstiftenden Symbole der südfranzösischen Region und gehört außerdem zu den ältesten Pferderassen der Welt.

Der Weg zieht sich, kein Berg oder auch nur ein kleiner Hügel ist in Sicht, an dem man sich irgendwie orientieren könnte – wer in der Provence unterwegs ist, verliert schnell das Gefühl für Zeit und Raum. Unweit der hektischen südfranzösischen Großstädte Marseille und Montpellier besticht die Camargue vor allem durch ihren weiten Horizont und ihre sanften Farbtöne. Es scheint fast so, als beträten Besucher der Camargue das Gemälde eines Impressionisten, der ausschließlich mit Pastellfarben arbeitet. Das Beige der Sanddünen verschwimmt mit dem Hellgrün des Grases und dem Blau der Seen und des Himmels. Doch in jedem Augenblick kann sich dieses Stillleben rasant verändern. Dann nämlich, wenn plötzlich eine Herde weißer Pferde durch die Szenerie galoppiert. Viele Touristen reisen nur für diesen besonderen Moment in das südfranzösische Gebiet zwischen Rhône-Delta und Mittelmeer.

Stark und robust

Die Camargue-Pferde leben in halbwilden Herden von jeweils bis zu 50 Tieren in der großen Schwemmlandebene südlich der Provence, zu der auch ein Naturschutzgebiet gehört. Wer das Glück hat, den Pferden einmal ganz nahe zu kommen, wird erkennen, dass jedes Detail ihres Körperbaus genau auf ihre Umgebung zugeschnitten ist und zeigt, wie fest die Pferde in dieser Region verwurzelt sind. Stark und vor allem robust sind die Tiere, die ein Stockmaß von 1,35 bis 1,50 Metern erreichen und spätestens im Alter von 10 Jahren, obwohl sie dunkel geboren werden, vollständig weiß sind. Ihre großen, sehr harten Hufe sorgen dafür, dass sie in der Sumpf- und Seenlandschaft nicht ständig einsinken. Der ebenfalls große, oft ramsnasige Kopf sitzt auf einem kurzen, starken Hals. Auch der Rücken ist meist kurz. Die spannendste körperliche Eigenschaft betrifft allerdings die Nüstern der Camargue-Pferde. So können die Tiere ihre Nüstern schließen, um auch unter Wasser fressen zu können. Diese Eigenschaft lässt ein Überleben in der sumpfigen Gegend überhaupt erst zu. Ganz besonders „camarguais“ ist auch die Fellpflege. Kuhreiher, die vornehmlich in Afrika heimisch sind, haben sich auch in Südfrankreich niedergelassen, sind immer wieder auf den Rücken der Stiere und Pferde zu finden und befreien dort die Fellträger von Parasiten. Ein Foto von dieser Tierfreundschaft gehört wohl zu einem der beliebtesten fotografischen Motive, getoppt wird dies jedoch bei Längen von einer durch das Meer galoppierenden Pferdegruppe, die das Salzwasser mit ihren raumgreifenden Schritten in die Höhe spritzen lässt. Bei solch einem Anblick erklärt sich auch sofort der Kosename, den die Franzosen für ihr Wildpferd verwenden. Sie nennen es „le cheval blanc de la mer“, das weiße Pferd aus dem Meer – ein Pferd, das gemacht ist aus Mistral, Salz und Courage. Der Mistralwind fegt in vielen Monaten des Jahres über die Region, durchwirbelt die weißen Mähnen der Pferde und verleiht ihnen eine noch mystischere Aura.

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