Text: Nora Dickmann     Foto: www.Slawik.com

Manche Pferde haben außergewöhnliche Fellfarben. Manche haben weißes Stichelhaar, andere haben blaue Augen und weißes Fell. Aber woran liegt das? Die Mein Pferd-Redaktion klärt auf

Mittlerweile ist die Farbe eines Pferdes für viele Züchter und Käufer ein wichtiges Kriterium. Pferde mit dunklen Fell gelten als besonders schick und werden gerne für den hohen Dressursport genutzt. Aber auch „Sonderlackierungen“ werden immer beliebter. Aber wieso? Die heutigen Fellfarben der Tiere sind das Resultat züchterischer Leistungen. Als die Tiere noch wild lebten, diente die Fellfarbe als Tarnung. Schließlich waren sie als Beutetiere darauf angewiesen, nicht aufzufallen. Braun- und Falbtöne machten ihnen dies möglich. Weiße Abzeichen fand man in den Wildpferdepopulationen meist gar nicht. Erst durch die Domestikation erweiterte und veränderte sich die Farbpalette. Heute können Pferde mit einem außergewöhnlichen Erscheinungsbild hohe Preise erzielen. Manche Rassen stehen aber auch ganz im Zeichen einer bestimmten Farbe. Ein Beispiel: Nur Rappen werden im Züchterbuch der Friesen aufgenommen.

Wie vererben sich Farben?

Wenn ein Fohlen geboren wird, steht ein Genpool zu Verfügung, bestehend aus je fünfzig Prozent des Vaters und fünfzig Prozent der Mutter. Ein Pferd hat 64 Chromosome. Das sind die Zellbestandteile, auf denen die notwendigen Erbinformationen gespeichert sind. Treffen Spermium und Eizelle dann auf einander, erhält das Fohlen von beiden Elternteilen je 32 Chromosomen. Damit bekommt es auch je die Hälfte der paarweise auftretenden genetischen Informationen. Jedes Gen und jedes Chromosom ist doppelt vorhanden. Die Ausprägung des Gens, das sich an einem bestimmten Ort auf einem Chromosom befindet und jeweils das gleiche Merkmal beeinflusst, nennt man Allel. Durch das Zusammenwirken der Allele von Mutter und Vater werden alle Merkmale des Fohlens festgelegt. Auch das Haarkleid. Dominant vererbende Allele verdecken die Rezessiven. Nur wenn zwei rezessive Allele alleine kombiniert werden, werden sie sichtbar. Um eine bestimmte Fellfarbe entstehen zu lassen, muss Melanin vorhanden sein.

Bei Pferden gibt es drei Basisfarben: Schwarz, Braun und Fot. Schwarzes Fell wird ausschließlich durch Eumelanin gebildet, Rotes besteht aus Phäomelanin und das braune Fell ist eine Mischung aus beiden. Egal ob Schecke oder Aufhellung, jede Farbe lässt sich auf eine dieser drei Basisfarben zurückführen. Die Farben Fuchs und Schwarz werden rezessiv vererbt, Schimmel- und Scheckfarbe sowie Stichelhaare werden dominant weitervererbt.

Fuchs + Fuchs = Fuchs?

Die Vorhersage der Fellfarbe bei dem Fohlen kann mit einer prozentualen Wahrscheinlichkeit angegeben werden, sofern sich mit der Genetik auseinander gesetzt wird. Aber es gibt auch ein paar einfache Gesetzmäßigkeiten, die hier gelten: Sind beide Elternteile Füchse, kann das Fohlen ebenfalls nur ein Fuchs werden. Sie können jedoch nie Eltern eines braunen Fohlens werden. Wird ein Schimmel geboren, muss mindestens ein Schimmelelternteil vorhanden sein. Wird ein Fuchs mit einem Rappen gekreuzt, kann daraus ein Rappe, ein Brauner oder ein Fuchs entstehen, da sich die braune Farbe dominant gegenüber Fuchs und Schwarz vererbt. Sofern Stute und Hengst mischerbig sind, können braune Eltern ein Fuchsfohlen zeugen. Ein Scheckfohlen hat mindestens einen Scheckenelternteil. Der Klassiker, dass ein dunkel geborenes Fohlen mit den Jahren schimmelt, erklärt sich ebenfalls durch die Vererbung: Das von den Schimmeln vererbete Farbgen Grey verursacht den Verlust der Farbpigmente im Haar erst im Laufe der Zeit.

Bestimmte Genkombinationen sollten von Züchtern jedoch vermieden werden, da einige Paarungen nicht lebensfähig sind. Zwei weißgeborene Pferde oder zwei dominant weiße Pferde zu paaren, wirkt tödlich. Auch das Roan-Gen (Stichelhaare) können nicht miteinander gepaart werden. Hier verendet das Fohlen bereits im Mutterleib. Leidet das Fohlen an dem Overoschecken-Allel, stirbt es binnen weniger Tage an Darmverschluss.

Welche Arten es von Farbvererbungen gibt, erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe.