Heu, Stroh, Mash, Müsli, Äpfel und Karotten – all das füttern wir unserem Pferd. Aber muss es immer nur das „Übliche“ sein? Kann ich meinem Pferd vor allem in den kalten Wintertagen auch mal etwas anderes, etwas Besonderes füttern? Über Futter – Wundermittel für das Pferd Text: Janina Lui  Zunächst zu den Grundlagen: bei Einbruch der Kälte ist es wichtig, dass das Pferd nicht nur genug Winterfell geschoben hat, sondern auch, dass es sich „Winterspeck“ angefressen hat. Forscher fanden heraus, dass Wildpferde die Bewegung im Winter reduzieren, um den Energieverbrauch zu reduzieren; so sind sie in der Lage den Winter gut zu überstehen.(Quelle) Damit das Pferd genug Winterfell schieben kann benötigt es Grundlagenfutter wie Heu. Das keimfreie und langfasrige Heu überbrückt die Zeit ohne frisches Gras und hilft sogar gegen Koliken. Es liefert viel Energie und beugt einer guten Verdauung vor. Pferde, denen nicht 24 Stunden Heu zu Verfügung steht oder sogar Allergiker sind, können mit Wiesencobs gefüttert werden. Sie enthalten viel Vitamin E und Beta-Carotin, sind allergenarm und stellen ein solides Grundfutter dar. Ausserdem sind Spurenelemente wie Zink, Kupfer und Mangan notwendig. Ein Pferd, das gesund ist und bedarfsgerecht gefüttert wird, kann den Mehrdarf im Winter gut wegstecken. Durch die Aufnahme im Sommer und den eingelagerten Reserven ist das Pferd in der Lage diese für den Winter nutzen. Damit das Fell nicht nur gut wächst, sondern auch noch einen schönen Glanz bekommt, kann kalt gepresstes Öl wie Sonnenblumen-, Maiskeim– oder Leinsamenöl unter das Futter gemischt werden. Weitere Vorteile der Öle sind Omega-3-Fettsäuren, die auch für ein Pferd wichtig sind und den Kalorienbedarf für den Winter decken können.

Superfoods und Kräuter

Superfoods und Kräuter
Superfoods und Kräuter                                      (Foto: IMAGO/blickwinkel)
Die bisher genannten Futtermittel, sind weitestgehend in der Pferdewelt bekannt. Doch gibt es besonderes Futter oder sogar Kräuter die ich meinem Pferd füttern kann damit es besser für den Winter gewappnet ist? Ja, die gibt es tatsächlich! Die kleinen Wundermittel, werden oftmals unterschätzt haben aber einen immensen Effekt auf die körpereigenen Prozesse. Seit Anbeginn der Zeit suchen wir nach DEM Wundermittel. Es soll die Gesunderhaltung unterstützen oder einen wieder gesund machen. Ein Superfood ist also ein Nahrungsmittel, das in einer überdurchschnittlichen Menge bestimmte Vitamine, Mineralien oder Spurenelemente enthält, die wichtig für den Köper und dessen Prozesse ist. Dazu soll es möglichst naturbelassen sein und keine chemischen oder synthetischen Stoffe enthalten. Die Superfoods müssen nicht mal besonders teuer oder aus einer bestimmten Region stammen, sondern können direkte und lokale Erzeugnisse der Natur vor unserer Haustür sein – nur war man sich über dessen Wirkung noch gar nicht bewusst. Diese einfachen Lebensmittel sind zum Beispiel auch Kamille, Petersilie, Brennessel und Kürbiskerne. Superfoods können nicht nur präventiv genutzt werden, sondern sollen sogar in angemessenen Mengen zu sich genommen werden, wenn man krank ist. Vorsicht ist jedoch geboten: Dies soll kein Aufruf sein sich ausschließlich von naturbelassenen Produkten bei Krankheit zu ernähren und eine Alternative zur Medizin darstellen. Wenn Sie oder ihr Pferd ernsthaft krank oder verletzt sind, sollten Sie einen (Tier-) Arzt oder Experten aufsuchen und sich nicht nur auf Nahrungsmittel und Kräuter verlassen. In erster Linie sollen sie präventiv wirken und die Gesundheit durchgehend aufrecht erhalten. Dennoch haben sie viele positive Effekte auf den Körper und können bei kleinen Wehwehchen schonender wirken als Tabletten, Pillen oder Säfte. Aber welche Mittel sind in welchen Größen gut für mein Pferd? Für was wirken Sie und wie kann ich meinem Pferd diese Mittel schmackhaft machen? Es gibt einige Superfoods die man seinem Pferd so füttern kann, wie zum Beispiel Bananen, Karotten oder sogar Hagebutten. Vieles wie Öle und Säfte kann man unter Mash oder Müsli mischen – oft merkt das Pferd den Unterschied nicht, wichtig dabei ist, dass es ihm auch schmeckt. Eine andere Alternative wäre die Superfoods als Leckerlis zu verarbeiten. Wir haben Ihnen einige Leckerli-Rezepte zum selber machen mit dessen Wirkung zur Verfügung gestellt. Muss ich meinem Pferd denn alle Spurenelemente und Vitamine zusätzlich füttern?
Superfood: Hagebutte
Superfood: Vitamin-C Träger Hagebutte           (Foto: IMAGO/Chromorange)
Wir Menschen nehmen im Winter zusätzliches Vitamin C auf, um Erkältungen vorzubeugen. Unsere Pferde jedoch können ihr Vitamin C selbst produzieren. Uns Menschen fehlt dazu jedoch das Enzym. Vereinfacht gesagt wird das antioxidative Vitamin C durch verschiedene Prozesse zur stresslösenden Ascorbinsäure umgewandelt. Ein weiterer Vorteil ist die entgiftende Wirkung und die Steigerung der Immunabwehr der Säure. Aber wenn mein Pferd Vitamin C selbst produzieren kann, muss ich das dann noch zusätzlich füttern? In der Regel nicht, dennoch kann es auch positive Effekte haben auf sportlich stark beanspruchte, kränkelnde und ältere Pferde. Fohlen bekommen genug Vitamin C durch die Muttermilch zugeführt. Vitamin C steckt sowieso schon in Karotten, Heu und Gras, aber in der Winterzeit könnte eine Zusatzportion nützlich sein. Das Superfood für Vitamin C stellt die Hagebutte dar. Sie enthält pro Kilogramm 10.450mg Vitamin C. Naja, nach viel klingt das nicht. Wenn man dies jedoch in Relation zu Möhren und anderen Obst- und Gemüsesorten stellt schon. Das Beta-Carotin Gemüse enthält gerade mal 50mg Vitamin C. Was für Superfoods kann ich meinem Pferd denn noch geben? Wenn das Pferd unter Konzentrationsschwäche leidet, Muskelschmerzen hat und gerade im Winter etwas faul, „triebig“ und „knackig“ ist, wäre Ingwer eine Möglichkeit Frische und Schwung zu generieren. Er hat zudem einen positiven Nebeneffekt auf die Augen und enthält sogar krebsfeindliche Stoffe. Die oben genannte Brennessel ist nicht nur für uns Menschen als Tee gut, sondern kann auch getrocknet dem Pferd gefüttert werden und „Wunder“ wirken. Die Brennessel ist ein wahres Superfood, denn sie hat vielfältige Wirkungen: sie wirkt blutreinigend, blutbildend, milchbildend, ist entzündungshemmend, hat eine harntreibende Wirkung bei Harnwegserkrankungen. Sie hilft bei degenerativen Gelenkerkrankungen, Hauterkrankungen, Sommerekzemen und sogar gegen Mauke und Anämie und ist somit sogar ein Radikalfänger. Brennessel sollte ca 10g auf 100kg Körpergewicht gefüttert werden. Ein Radikalfänger? Was genau ist denn das und wofür brauchen wir diese in unserem Körper? Und wie kann es sein, dass Superfoods auch bei Mauke helfen? Ein Radikalfänger ist eine chemische Verbindung, die reaktive Radikale abfangen und so biologisch „unschädlich“ macht. (Quelle) Vereinfacht erklärt: Wenn ein reaktives = freies Radikal nicht abgefangen werden kann, greift es unsere Zellen an und kann diese sogar entarten. Freie Radikale, sind Moleküle denen ein Elektron fehlt und somit unvollständig sind. Dieses freie Radikal versucht sich in einer sehr aggressiven Art wieder zu vervollständigen. Dabei greift es Proteine, DNA (Desoxyribonukleinacid /säure) und Zellmembranen an. Dieser Prozess des Vervollständigen und „Klauens“ des Elektrons nennt sich Oxidation. Dadurch belastet es den Körper und es führt zu einer Überbelastung und somit zu oxidativen Stress. Das nächste Molekül wird dann wiederum zu einem freien Radikal und es wird ein gefährlicher Teufelskreis ausbrechen. (Quelle) Das Resultat daraus ist, dass wir krank werden. Auf die Superfoods angewendet bedeutet das Antioxidatien und die Früchte und Nahrungsmittel, die diese enthalten, unsere Zellen schützen. Wie machen Antioxidatien das denn?
Beeren: Antioxidantienträger
Beeren: Antioxidantienträger                            (Foto: IMAGO/imagebroker)
Sie sind der Ritter in der goldenen Rüstung und springen freiwillig auf diese Moleküle und geben ihnen ein Elektron ab. Diese werden allerdings nie zu einem freien Radikal, sondern werden als Vitamin-E-Radikal sofort wieder durch Vitamin C zu einem Antioxidant. Diese wertvollen Helfer der Zellen sind in allen Bereichen des Körpers, sogar in den Hufen, so kann es auch bei Mauke helfen. Sie sind auch in Beeren vorhanden, vor allem in Himbeeren, Goji-Beeren und allen Beeren der „Steinzeit“ und greifen die freien Radikale an, damit wir weiterhin gesund bleiben. Allerdings sind nicht alle freien Radikale schlecht. Teilweise sind sie sogar nützlich und werden in bestimmten Mengen von dem Körper selbst produziert und können, zum Beispiel, gezielt Krankheiten bekämpfen, anstatt unsere lebensnotwendigen Zellen anzugreifen. Was versteht man unter Beeren der Steinzeit? Was hat die Steinzeit mit unserer heutigen Nahrung zu tun?
Höhlenmalerei: Das Pferd in der Steinzeit
Höhlenmalerei: Das Pferd in der Steinzeit     (Foto: IMAGO/allefarben-foto)
Viele Früchte, die wir heute essen gab es in der Steinzeit noch nicht. Obst wie Äpfel, Birnen und Zitrusfrüchte und unsere heutigen riesigen Erdbeeren würde ein Neandertaler nicht kennen. Daher sind Beeren wie Himbeeren, Goji-Beeren und Brombeeren viel besser für uns geeignet und sind in der Lage Schädlinge besser zu bekämpfen, was alle „neumodischen“ Früchte nicht können. So sind auch Johannisbeeren und Himbeeren für unsere Pferde gut, um das Immunsystem zu stärken. Zudem sind Medziner wie US-Mediziner Al Sears der Meinung, dass unser Obst und Gemüse immer weniger Nährstoffe enthält als früher. Um den heutigen Nährstoffgehalt von 1960 aus unserem Obst und Gemüse zu bekommen, müssten wir die zehnfache Menge zu uns nehmen. (Quelle). Daher liegt es Nahe, dass auch das Gras unserer geliebten Vierbeiner an Vitalstoffen verloren hat. Aber wieder zurück zu unseren heutigen Futter-Wundermitteln: Kürbiskerne enthalten viele verschiedene Vitamine, unter anderem auch das eben erwähnte und notwendige Vitamin-E. Es hat aber auch eine andere Funktion als nur gegen freie Radikale zu kämpfen. Das in Vitamin-E enthaltene Tocopherol trägt zur Stabilisierung biologischer Membranen bei.
Superfood: Kürbiskerne (Foto: IMAGO/Westend61)
Superfood: Kürbiskerne (Foto: IMAGO/Westend61)
Es wirkt der Arteriosklerose entgegen und vermindert das Zusammenklumpen der Blutblättchen. Ausserdem befindet sich noch Magnesium darin, das krampflösend wirkt, zudem enthalten die Zauberkörner gute und wertvolle Fette. Diese Fette sind besonders wichtig, um fit durch den Winter zu kommen, damit das Pferd im Stande ist seine Temperatur zu regulieren. Kürbiskerne kann man auch ganz einfach unter das normale Futter mischen. Das nächste Superfood ist auch ein Radikalfänger. Es hilft gegen Hufrehe und ist hervorragend für alte Pferde, da es den Bewegungsapparat unterstützt und auch gegen Stoffwechselerkrankungen wirkt. Der für Menschen in Salben verarbeitete Gingko kann auch in Blätterform unseren Pferden helfen. Auch für Sportpferde können die Gingkoblätter Vorteile haben, denn sie wirken durchblutungsfördernd und gefäßerweiternd. Bei Großpferden sollten bis zu 25g gefüttert werden, bei Kleinpferden bis 15g am Tag. Ein Pferd das bedarfsgerecht gefüttert ist, ist also nicht darauf angewiesen, besonders teures Futter im Winter zu bekommen. Wichtig sind vor allem die im Jahr gespeicherten Nährstoffe und die artgerechte Haltung, die das Pferd gut durch den Winter kommen lassen. Bei kleinen Wehwehchen und zur Unterstützung kann man seinem Pferd aber dennoch das ein oder andere Superfood zufüttern. Wenn Sie noch mehr über Ihr Pferd im Winter und die Thermoregulation erfahren wollen schauen Sie sich diesen Artikel an. Eine Liste zu den Superfoods finden Sie unter diesem Link.