Text: Inga Dora Meyer    Foto: Getty Images/EyeEm

Bananen, Äpfel, Karotten, Rüben, Rote Beete – im ­Winter wollen viele Pferdebesitzer ihren Vierbeinern mit Obst und Gemüse etwas Gutes tun. Aber was steckt wirklich im Saftfutter? Wie viel ist gesund? Und was ist bei EMS, Cushing und Hufrehe ­erlaubt?

Unter Saftfutter versteht man Futtermittel mit einem hohen natürlichen Wassergehalt, einer guten Verdaulichkeit, aber einem geringen Rohfaseranteil und einer relativ schnellen Verderblichkeit. Dazu zählt zu allererst frisches Weidegras. Wenn dieses im Winter aber nicht mehr zur Verfügung steht, dürfen Möhren, Äpfel, Rüben und Rote Beete auf dem Speiseplan der Pferde stehen. Sie liefern nicht nur Energie und wichtige Nährstoffe, sondern punkten mit ihrer guten Verdaulichkeit.

Zu einem echten Gesundheitsrisiko kann allerdings Steinobst werden. Bei Pflaumen, Pfirsichen, Kirschen und Co. ist nicht nur der Kern gefährlich, der zu einer Schlundverstopfung führen kann. Diese Obstsorten gären auch stark und verursachen im schlimmsten Fall eine Kolik. Von süßen Weintrauben, Beeren sowie Ananas raten Fütterungsxperten ebenfalls dringend ab. Ein wenig Abwechslung ist aber mit Zitrusfrüchten möglich, wie z. B. Mandarinen und Orangen. Sie sind ganz selten und in kleinsten Mengen erlaubt. Und wussten Sie, dass einige Vierbeiner auch Kürbisfleisch nicht verschmähen?

Wer sich für Saftfutter im Winter entscheidet, sollte die Mengengabe langsam steigern. Das Verdauungssystem des Pferdes ist nämlich äußerst sensibel und reagiert prompt und teilweise massiv auf Änderungen des Nährstoffangebotes. Außerdem ist der Zuckergehalt – besonders im Obst – nicht zu unterschätzen. Große Mengen können sich hier schnell negativ auf die Gesundheit des Vierbeiners auswirken.

Generell sollte der Pferde­besitzer auf eine gute Qualität achten und nur reifes Obst und Gemüse zufüttern. Überreif, angefault, schimmelig oder gefroren sollte beides nicht sein. Als Bio­tonne kann der Pferdetrog nicht herhalten. Wichtig ist daher die richtige Lagerung. Für Saftfutter gibt es z. B. spezielle Futtereimer mit Luft­löchern, damit die Feuchtigkeit nach außen ­entweichen kann und das Saftfutter nicht so schnell verdirbt.

Eine gute Idee ist es, das Kraftfutter getrennt von Äpfeln, Möhren und Co. zu verfüttern, da beides unterschiedlich intensiv gekaut werden muss. Im Idealfall füttern Sie erst Rau-, dann Kraftfutter und als Letztes das Saftfutter. So sind die Pferde durch das Raufutter bereits leicht gesättigt und fressen das Saftfutter nicht so hastig, was wiederum die Gefahr einer Schlund­verstopfung reduziert.

Und was tun bei Pferden mit Stoffwechselstörungen? Wegen einer Banane, eines Apfels oder ein paar Karotten täglich bekommen Pferde keine Hufrehe, EMS (Equine Metabolische Syndrom) oder Cushing. ­Ursachen des Problems sind hier hauptsächlich die fehlerhafte Grundversorgung mit Heu oder Weidegras und die nicht bedarfsgerechte Kraftfuttergabe, welche den Energie- und Zuckerhaushalt sowie den Verdauungstrakt des Pferdes zu sehr belasten.

Rote Beeten: Wunderknollen: Rote Beeten eignen sich gut als leichtverdauliche und gesunde Abwechslung auf dem Winter-Speiseplan. Früher gab es sie täglich in die Tröge der Arbeits- und Zugpferde.

Was steckt in Roten Beeten? Die tollen Knollen bietet eine geballte Ladung an wertvollen Inhaltsstoffen. Sie enthalten u. a. die Mengenelemente Kalzium (Knochen, Zähne), Kalium und Magnesium (Nerven- und Muskelfunktionen) sowie einen hohen Anteil an Spurenelementen. Ihr hoher Eisengehalt ist blutbildend, ihr Kupfergehalt unterstützt die Knochenentwicklung und die Immunabwehr, ihr Mangangehalt den Knochen-, Knorpel- und Bindegewebeaufbau und den Fettstoffwechsel. Selen und Zink wiederum wirken sich positiv auf Muskeln, Haut sowie Haare und das gesamte Immunsystem aus. Hinzu kommen Vitamine, wie A und B12, Eisen und Fol­säure. Speziell die Folsäure hilft der Haut, eine Schutzbarriere aufzubauen, und unterstützt die körpereigenen Abwehrkräfte, was besonders für Pferde mit einem allergischen Problem interessant ist. Das enthaltene Provitamin A, das im Körper umgewandelt wird, führt zur Bildung und Funktionserhaltung der Haut und den Schleimhäuten, der Skelett- und Zahn­entwicklung und zum Erhalt eines gesunden Knochenaufbaus. Nicht zu vergessen sind die sekundären Pflanzenstoffe, u. a. Anthozyane. Sie lassen Viren und Bakterien inaktiv werden und fördern den Abtransport von Krankheitserregern. Flavonoide und Saponine gelten als ­immunstimulierend und verdauungsfördernd. Die ­Gallensekretion, welche im Darm des Pferdes stattfindet und dabei hilft, fettlösliche Stoffe ­auszuscheiden, wird ebenfalls durch die Rote Beete gefördert. Auch das Betanin, der natürliche Farbstoff der Beeten, hilft dem Pferdekörper durch seine antioxidative Wirkung, ­Stoffwechselabfallprodukte und Toxine möglichst schnell abzubauen und auszuscheiden. Der hohe Nitratgehalt, den die Roten Beeten in durchaus nennenswerten Mengen in sich einlagert, wirkt leistungs­steigernd und blutdrucksenkend. Kurzum: Gerade Pferde, die unter Nierenproblemen leiden oder Ekzemer sind, können von den Wunderknollen profitieren.

Worauf sollte man achten? Die roten Knollen enthalten neben Frucht- und Traubenzucker auch das leichtverdauliche Zuckerkohlenhydrat Saccharose. Etwa 8,5 Gramm je 100 Gramm davon werden verstoffwechselt. Pferde, die unter einer Insulinproblematik leiden, sollten daher nur wenig Rote Beeten erhalten.

Wie wird gefüttert? Die Roten Beeten sollte immer roh und ungekocht verfüttert werden, denn gekocht gehen wichtige Inhaltsstoffe verloren. Im gefrorenen Zustand droht Kolikgefahr. Pferdebesitzer können bedenkenlos ein bis drei Knollen (je nach Pferdegröße) täglich verfüttern. Einige Experten raten sogar zu maximal zwei Kilogramm pro Tag. Gut zu wissen: Verantwortlich für das Rot der Roten Beeten ist das Betanin. Das färbt unerbittlich alles rot. Daher ist es sinnvoll, Handschuhe zu tragen, um kleine Knollen vor dem Verfüttern einmal längs zu halbieren. Große Knollen können im Ganzen im Trog landen. Tipp: Frisst ihr Vierbeiner die Knollen nicht roh, bieten sich die im Handel erhältlichen Rote-Beete-Chips als Alternative an. Wer mag, kann auch Rote-Beete-Stückchen im Ofen backen und in Form von Leckerlies verfüttern.

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