Text: Dr. Anne Mösseler       Foto: www.Slawik.com

Es gibt keine generell ideale Fütterung: Jedes Pferd braucht eine auf es abgestimmte Ernährung mit dem richtigen Maß an Inhaltsstoffen, sodass mögliche Defizite aufgefüllt werden. Gerade bei „­Problempferden“ sollten die Bedürfnisse des Vierbeiners genau untersucht werden.

Fütterung von alten Pferden

Bei „alten“ Pferden muss sich die Energiezufuhr primär am Ernährungszustand orientieren (teilweise extreme Diskrepanz zwischen kalkuliertem und tatsächlichem Energiebedarf!). Es gibt also „Senioren“, die im Alter „schnieke-fett“ werden – während andere abmagern. Daher kann keine pauschale Aussage zur notwendigen Energieversorgung gemacht werden.

Bezüglich der Versorgung mit Mineral­futter ist zu beachten, dass einige Konfektionierungen („Bricks“ oder Mineralfutter im Leckerlie-Format) von Pferden mit Zahnproblemen nicht oder nur ungern gefressen werden. Eine übermäßige Versorgung mit Kalzium erhöht auch bei Senioren das Risiko von Harngriess oder Harnsteinen und sollte daher vermieden werden. Bezüglich der Versorgung mit Eiweiß ist insbesondere die Grundfutterqualität zu berücksichtigen – während ein „junger“ Weideaufwuchs stets ausreichend Eiweiß zur Verfügung stellt, so ist bei Fütterung eines „überständigen“ Raufutters ggf. der Zusatz eines eiweißreichen Futtermittels notwendig. Die auf dem Markt befindlichen „Senioren-Futtermittel“ berücksichtigen dies im Allgemeinen und sind mit (moderaten Mengen an) hochwertigen Eiweißquellen angereichert. Bezüglich der Versorgung mit Zink, Selen und den fettlöslichen Vitaminen A und E liegen die Empfehlungen für „Senioren“ oberhalb der Bedarfsempfehlungen für adulte Pferde, also eine etwa doppelt so hohe Versorgung. Wenn Pferde aufgrund des Zahnstatus das Grundfutter nicht mehr in ausreichender Menge aufnehmen können, so sind entsprechende Alternativen einzusetzen. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass beim Pferd zwingend ausreichend Substrat für die Dickdarmflora zur Verfügung gestellt werden muss – neben Heucobs (eingeweicht) und Grünmehlpellets bieten sich diesbezüglich auch Rübenschnitzel an. Insgesamt ist darauf zu achten, dass die Menge dieser Futtermittel an die noch zu realisierende Grundfutteraufnahme angepasst werden muss. Wenn Pferde überhaupt kein Heu mehr fressen können, so muss die Menge an Heucobs/Grünmehlpellets entsprechend hoch sein. Bei Pferden mit schlechtem Ernährungszustand ist auch bei „Senioren“ der Einsatz von Pflanzen­ölen möglich (max. 1 g/kg Körpermasse/Tag), wobei auch hier eine Aufteilung auf mehrere Mahlzeiten und eine langsame Gewöhnung notwendig sind. Wenn gesundheitliche Probleme vorliegen (z. B. Cushing), so muss die Fütterung natürlich auch auf die Erkrankung angepasst werden.

… in der Spezial-Ausgabe finden Sie außerdem Tipps zur Fütterung von jungen oder zu dünnen Pferden, sowie Sportpferden und Pferden mit Erkrankungen.

UNSERE EXPERTIN: Dr. Anne Mößeler war schon immer von Tieren umgeben und liebte vor allem die Pferde. Aus diesem Grund studierte sie Tiermedizin und ist mittlerweile Fachtierärztin für Tierernährung und Diätetik. 2016 habilitierte sie in der Tier­ernährung. Seit mehr als 15 Jahren hat sie Erfahrung auf diesem Gebiet. Sie ist außerdem Diplomate des ECVCN. www.praxis-moesseler.de