Text: Nora Dickmann       Foto: www.Slawik.com

Im Alter ändern sich die Bedürfnisse, sowohl bei der Fütterung als auch bei der Bewegung. Aber wie versorgt man den Pferde-Senior altersgerecht, und worauf kommt es dabei an?

Ab wann ein Pferd als alt gilt, kann man nicht am Alter selbst festmachen. Ponys haben beispielsweise eine deutlich höhere Lebenserwartung als Großpferde. Nichtsdestotrotz können auch diese bei guter Pflege und entsprechender Gesundheit ein hohes Alter erreichen. Die Faustregel, die sich heute etabliert hat: Man spricht ab 20 Jahren bei einem Großpferd von einem „alten Pferd“. Ist das Pferd zwanzig Jahre alt, lässt es sich mit einem 57-jährigen Menschen vergleichen. Geschätzt leben laut der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz in Deutschland etwa zehn bis 20 Prozent Pferde mit einem Alter von über 20 Jahren.

Aber auch wenn das Pferd dieses Alter erreicht hat, heißt es nicht zwangsläufig, dass es ab diesem Zeitpunkt nicht mehr geritten oder belastet werden darf. Eher im Gegenteil: Ein komplettes Einstellen der Bewegung hat für das Pferd mehr Nachteile als alles andere. Sowohl die physische als auch die psychische Verfassung würden darunter leiden. Denn wer rastet, der rostet! Ein Pferd sollte also seiner körperlichen und geistigen Verfassung angepasste Aufgaben bekommen.

Ist das Pferd alt?

Erste Anzeichen des Alterns können ein durchhängender Rücken und ein deutlich hervorstehender Widerrist sein. Gelenkprobleme wie Spat oder ein Senkrücken und schwindende Muskeln gelten ebenfalls als erste Anzeichen des Alterns. Vielen Pferden fehlen bereits Zähne, und das Kauen fällt oft schwerer. Das kann zu Gewichtsproblemen führen. Daher gilt es: Beobachten Sie das Pferd genau! Beinhaltet der Kot beispielsweise viele lange Fasern oder sehr viele Körner? Wirft es vielleicht Wickel aus? Dann wird etwas mit den Zähnen nicht stimmen.

Aber nicht nur äußerlich, auch innerlich ändert sich viel während des Alterungsprozesses. Vor allem das Immunsystem, aber auch Organe wie Niere, Leber, Herz, Magen oder Darm machen nicht mehr so gut mit wie bei jungen Tieren. Die Elastizität von Gelenken und Sehnen lässt langsam nach. Der gesamte Hormonhaushalt des Pferdes verändert sich ebenfalls, und das Tier wird anfälliger für Krankheiten.

Langsam abtrainieren

Wenn das Pferd sein Leben lang sportlich aktiv geritten wurde oder sogar viele Turniere gegangen ist, sollte es auf keinen Fall von heute auf morgen auf die Koppel gestellt und nicht mehr geritten werden. Hier muss ein schonendes Abtrainieren erfolgen, damit sich Muskeln, Knochen und Sehnen an die deutlich weniger vorhandene Belastung gewöhnen können.

Natürlich kann das Pferd nach Beendigung seiner sportlichen Karriere, solange die Gesundheit es zulässt, weiterhin geritten werden. Denn sobald der knöcherne und muskuläre Trageapparat einmal abgebaut hat, ist es sehr schwierig, diesen im Alter wieder aufzutrainieren. Ein Tierarzt sollte regelmäßig auf das Tier schauen, um gesundheitliche Veränderungen mit professionellem Blick begutachten zu können. Auch Trainer und Physiotherapeuten sollten das Training weiterhin im Blick haben, um (mit-)entscheiden zu können, wie das zukünftige Reiten aussehen soll.

Mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie in der neuen Mein Pferd- Ausgabe.