Text: Lara Wassermann        Foto: Daniel Elke

Am liebsten spielen Pferde mit Artgenossen – junge dabei deutlich mehr als alte und Hauspferde mehr als frei­lebende Pferde. Das kann zum einen am überschüssigen Bewegungsdrang der eingestallten Pferde liegen, zum anderen daran, dass Hauspferde­ von uns Menschen grundlegend versorgt werden, sodass sie auf der Weide ihrem Grundbedürfnis nicht mehr so stark nachkommen müssen: Futter zu finden.

Leider kommt es immer mal wieder vor, dass ein Pferd sich verletzt oder krank ist, sodass es nicht auf die Weide zu seinen Artgenossen darf und eine für das Pferd unendlich scheinende Boxenruhe aufgedrückt bekommt. Das bedeutet nämlich neben dem Alleinsein vor allem eines: Lange­weile und Frustration.

Die richtige Wahl

Viele Hersteller haben deshalb Spielzeug für Pferde im Sortiment. Neben Bällen und verschiedensten Lecksteinen gibt es auch Dinge­, die das Pferd auch in der Natur finden kann: Verschiedene Stämme unterschiedlicher Bäume, die in Extrahalterungen gespannt werden können und liebend gerne­ von den Pferden abgenagt werden, sind nur eine Möglichkeit. Andrea Holtkamp von der Firma­ Bendixx berichtet: „Pferde haben ganz unterschiedliche ­Geschmäcker, aber die meisten Pferde lieben Birke zum Knabbern.“ Gerade junge Pferde sind häufig ganz angetan von der Knabberbeschäftigung in der Box und fressen teilweise nicht nur die Rinde­ ab, sondern noch deutlich länger: „Es ist verrückt, wie begeistert manche Pferde von den Hölzern sind – so formen manche eine richtige Figur aus den ursprünglich geraden Hölzern.“ Wer sich noch kein Spielzeug zur Beschäftigung zugelegt hat, der kann auch Weide- oder Fichtenzweige mit ins Raufutter schmuggeln.

Richtig gemacht

Aber auch Bälle nehmen manche Pferde gerne an. Wichtig dabei ist, dass der Ball nicht dauerhaft in der Box oder auf dem Paddock gelassen, sondern immer wieder rausgenommen wird, ansonsten hat er nach kurzer Zeit seinen Reiz verloren. Auch bei Pferden gibt es Rivalität um Spielzeug – hat der Boxennachbar eines Pferdes was Schönes zum Spielen und es selbst nicht, kann es schnell zickig und aggressiv werden, weil ihm das schöne Spiel verwehrt bleibt. Es ist also ratsam, dass auch die Nachbarn mit dem Spielzeug versorgt werden. Pferde lernen das Spielen mit gekauftem Spielzeug vor allem durch Futter. Füllt man es in spezielle Spielbälle, sodass sie durch Bewegung herausfallen, spielen die Pferde irgendwann auch mit dem Spielzeug, ohne dass Futter hineingesteckt werden muss. Aber auch spezielle Heusäcke eignen sich gut. Der „Heu Enjoy“ zum Beispiel regt viele Pferde zum sinnvollen Spiel und zur Beschäftigung an. Durch die verschiedenen Einsätze, die das Tier entweder leichter oder schwieriger ans Heu herankommen lassen, ist das Pferd lange beschäf­tigt. Durch Stoßen oder Herumschleudern des Heusacks fällt dann immer wieder neues Raufutter in den unteren Teil des Sacks, wo es dann mit Geschick herausgezupft werden kann. Von künstlichen Lecksteinen raten Experten ab, da sie häufig viel Zucker enthalten. Mine­ral- und Salzlecksteine sollten natür­lich bereithängen, auch wenn diese­ nicht der Beschä­ftigung dienen, sondern eher Mangelerscheinungen vorbeugen sollen.

Grundsätzlich gilt selbstverständlich, dass Pferdespielzeug keine gefährlichen Ecken und Kanten haben sollte und dass auch die Öffnungen nicht so groß sein dürfen, dass sich ein Huf oder der Kopf darin verhaken kann. Auch Weichmacher im Spielzeug sind tabu. Man sollte sich also schon beim Kauf des Produktes unbedingt nach dem Material erkundigen.

Spielsachen in der Box ersetzen nie den Kontakt mit Artgenossen und ausreichend selbst gewählte Bewegung. Allerdings können sie für Pferde, die nachts eingestallt sind oder denen Boxenruhe verordnet werden, ein wenig Abwechslung in den öden Boxen­alltag bringen.