In den sozialen Netzwerken taucht immer wieder die Frage auf: Wie kann ich eigentlich feststellen, ob mein Pferd optimal mit Nährstoffen versorgt ist? Wie erkenne ich Mangelzustände frühzeitig? Wie kann ich dafür sorgen, dass es meinem Pferd an nichts fehlt? Häufig lautet die Antwort: „Mach ein Blutbild“. Doch helfen Blutbilder tatsächlich, eine Unter- oder Überversorgung von Nährstoffen aufzudecken?
Text: Agnes Trosse; Foto: IMAGO/imagebroker/saurer

Sicher ist ein Blutbild sinnvoll, wenn das Pferd Krankheitssymptome zeigt, die sich nicht zweifelsfrei einer Erkrankung zuordnen lassen, oder wenn der Tierarzt einen Krankheitsverdacht bestätigen möchte. Viele Krankheiten lassen sich mithilfe eines Blutbildes erkennen, darunter auch Erkrankungen, die durch eine fehlerhafte Fütterung verursacht wurden. Doch wieviel Sinn macht die Blutprobe zur Analyse der Fütterung? Was kann hier wirklich festgestellt werden und welche Parameter führen mich eventuell sogar in die Irre?

Das kleine Blutbild

Um herauszufinden, ob Blutbilder uns tatsächlich Anhaltspunkte zur Qualität unserer Fütterung geben können, müssen wir zunächst einmal die einzelnen Parameter des Blutbildes beleuchten und verstehen, was da eigentlich untersucht wird und was der einzelne Wert dem Tierarzt sagen kann.
Beginnen wir zunächst mit dem sog. „kleinen Blutbild“. Dieses gibt dem Tierarzt Aufschluss darüber, ob das Immunsystem und die Infektabwehr des Pferdes angeschlagen ist. Das kleine Blutbild ist Bestandteil vieler Routineuntersuchungen und gilt als erste Orientierung oder als Verlaufskontrolle bei vielen Krankheiten. Es ist allerdings wichtig, dass die einzelnen Blut-Parameter immer im Zusammenhang miteinander und mit den Symptomen des Pferdes gedeutet werden. Ein einzelner abweichender Wert sagt nichts über den Gesundheitszustand des Tieres aus.

Für das kleine Blutbild werden im Labor folgende Werte gemessen:

  • Erythrozyten: Anhand der Menge der roten Blutkörperchen im Blut, bekommt der Tierarzt Aufschluss darüber,  wie gut die Sauerstoffversorgung über das Blut funktioniert. Erythrozyten sind rot, weil sie den roten Blutstoff Hämoglobin enthalten, der den Sauerstoff bindet. Sind weniger rote Blutkörperchen vorhanden, deutet das auf eine Anämie hin, z.B. durch Blutverlust bei Wunden oder inneren Blutungen. Für die Fütterung ist dieser Wert interessant, weil er tatsächlich einen Eisenmangel belegen kann und Aufschluss darüber gibt, ob der Wasserhaushalt des Körpers in Ordnung ist (ein niedriger Wert kann auf eine Herzschwäche oder eine Nierenerkrankung hinweisen). Sind die Werte erhöht, bedeutet das, dass das Blut dickflüssiger ist und damit schlechter fließt. Das kann durch Herzkrankheiten, Tumore aber auch durch Sauerstoffmangel hervorgerufen werden.
  • Leukozyten: Der Tierarzt stellt anhand dieses Wertes fest, wie hoch die Anzahl der weißen Blutkörperchen ist. Eine erhöhte Anzahl zeigt Entzündungen (auch Allergien) oder Infektionen an. Sind zu wenige vorhanden, deutet das auf Vergiftungen oder Virusinfektionen hin. Dieser Wert kann also Aufschluss darüber geben, ob das Pferd etwas Giftiges gefressen hat.
  • Thrombozyten: Die Anzahl der Blutplättchen, die an der Blutgerinnung beteiligt sind, zeigt dem Tierarzt, ob das Pferd eine verstärkte Blutungsneigung hat. Das wäre der Fall, wenn zu wenig Thrombozyten vorhanden sind. Ist der Thrombozyten-Wert verändert kann das auch auf einen Infekt hindeuten. Ein zu hoher Wert deutet auf verschiedene Erkrankungen hin.
  • Hämatokrit: Der Anteil aller festen Blutbestandteile (rote und weiße Blutkörperchen, Blutplättchen) im Gesamtbild zeigt dem Tierarzt, wie flüssig das Blut ist und klärt ihn darüber auf, wie die einzelnen Blutbestandteile zueinander im Verhältnis stehen. Der Hämatokritwert ist bei starkem Verlust von Flüssigkeit erhöht. Das liegt daran, dass der Flüssigkeitsanteil des Blutes durch den Flüssigkeitsverlust bei z.B. Durchfall oder starkem Schwitzen, sinkt. Der Anteil der Blutbestandteile steigt dadurch automatisch.
  • Hämoglobin: Der Anteil des roten Blutfarbstoffes als Bestandteil der Erythrozyten zeigt dem Tierarzt, wie gut der Körper Sauerstoff in die Zellen transportieren kann. Hämoglobin sorgt für die Verteilung des Sauerstoffs im Körper. Sind hier niedrigere oder höhere Werte zu finden, kann das auf verschiedene Erkrankungen hindeuten.
  • MCV: Dieser Wert zeigt dem Tierarzt das durchschnittliche Volumen eines roten Blutkörperchens an. Er ist durchaus interessant für die Aufdeckung von Fütterungsmängeln. Ist er erhöht, kann das auf Leberprobleme oder Mangelernährung (es fehlen dann insbesondere Vitamin B12 und Polsäure) hindeuten. Ist der MCV-Wert zu niedrig, kann das auf einen Eisen-, Kupfer- oder Vitamin B6- Mangel hindeuten.
  • MCH: Dieser Wert zeigt dem Tierarzt den durchschnittlichen Hämoglobingehalt der roten Blutkörperchen an
  • MCHC: Dieser Wert zeigt dem Tierarzt die durchschnittliche Hämoglobinmenge eines einzelnen Erythrozyten an.

 

Was das große Blutbild zeigt, was die Pferdefütterung mit dem Blutbild zu tun hat und worauf Sie noch achten sollten, lesen Sie im Blog von Louven!