Text: Anna Castronovo     Foto: www.slawik.com   

Im Sommer werden die Hufe oftmals knochentrocken. Ist dann Wasser sinnvoll, um den Feuchtigkeitshaushalt zu regulieren, oder nicht? Und worauf muss man dabei achten?

Im Prinzip ist es ganz einfach: Ausschlaggebend für die Elastizität des Hufhorns ist immer dessen Wassergehalt. Gesundes Wandhorn enthält etwa 20 Prozent Wasser, das von Strahl und Sohle ca. 40Prozent. Die gute Nachricht ist, dass der Pferdehuf Schwankungen des Feuchtigkeitshaushaltes eigentlich selbst ausgleichen kann. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein gesundes Pferd, das so artgerecht wie möglich gehalten wird, kaum Probleme mit dem Wasserhaushalt der Hufe hat. Dieser wird vom Organismus selber geregelt, und zwar in erster Linie von innen: Der Huf wird über den Blut- und Lymphkreislauf sowie die Lederhaut mit Feuchtigkeit versorgt“, erklärt Hufpflegerin Stefanie Hecht. Von außen können Regen, Morgentau oder feuchte Böden dabei helfen. Die Hufwand kann allerdings kaum Wasser aufnehmen, wie eine Studie mit australischen Wildpferden gezeigt hat. Wenn überhaupt, erfolgt die Versorgung von außen über die Weichhornteile – also Kronrand, Sohle und Strahl. Für gesunde Hufe sind außerdem noch andere Faktoren wichtig: Die richtige Fütterung sowie Versorgung mit Mineralstoffen und Spurenelementen, eine gute Hygiene im Stall beziehungsweise Auslauf und vor allem viel Bewegung, die den Hufmechanismus in Gang setzt und dadurch für eine gute Durchblutung und Versorgung der Hufe sorgt. Die beste Vorsorge vor Hufproblemen ist deshalb möglichst viel Bewegung auf unterschiedlichen Böden. So ist bei barhufigen Weidepferden kaum Hufpflege nötig. Durch die viele Bewegung und den Bodenkontakt von Strahl und Sohle wird der Huf gut durchblutet und reinigt sich von selbst. Auch der Feuchtigkeitshaushalt regelt sich – außer in sehr langen Trockenperioden – von alleine. Klar: Die Hufe müssen natürlich in regelmäßigen Abständen von einem Schmied oder Hufpfleger korrigiert werden.Deshalb lautet die Erfahrung der Hufpflegerin: „Ich habe nicht ein einziges Pferd mit ganztägigem Auslauf in der Kundschaft, das ein Problem mit witterungsbedingt zu trockenen oder spröden Hufen hat. Wenn, dann ist eher zu viel Feuchtigkeit das Problem.“ Bei Stallhaltung kann der Wassergehalt des Horns hingegen zu niedrig werden. „Vor allem Pferde, die viel auf Spänen stehen, bekommen meiner Erfahrung nach eher trockene und spröde Hufe“, sagt Hecht. Auch Reitpferde haben ein grundsätzliches Problem: Normalerweise schützt die Glasurschicht – eine dünne Schutzschicht Austrocknung. Diese ist bei Reitpferden durch die Hufbearbeitung und besonders durch das Reiten auf sandigen Böden in der Halle oder auf dem Platz jedoch oft nur noch im Kronbereich intakt. Zusätzlich zur geringeren Wasseraufnahme bei Stallhaltung erhöht sich dadurch bei längerer Trockenheit die Feuchtigkeitsabgabe. Der Huf verliert somit einen Teil seiner Elastizität. Trockenes Horn ist aber nicht immer gleich ein Drama. „Oft nehmen wir als Menschen einen harten Sommerhuf schon als zu trocken war, jedoch ist er es in Wirklichkeit nicht. Denn bei der Hufpflege zeigt sich, dass meistens nur die äußersten Hornschichten sehr trocken sind, das Horn darunter aber schon wieder geschmeidig und von guter Konsistenz.“

Wasser ja oder nein?

Darüber, ob es etwas bringt, die Hufe zu wässern, sind sich die Experten uneins. „Zum Wässern rate ich nur, wenn der Hufpflegetermin in einer trockenen Periode statt findet, damit ich es bei der Hufpflege etwas einfacher habe“, sagt Stefanie Hecht. „Ich selbst habe in der Praxis noch nie erlebt, dass sich ein Huf nachhaltig durch regelmäßiges Wässern in der Hornqualität verbessert hätte. Problematiken hatten da immer eine andere Ursache.“ Andere Fachleute sagen: Feuchtigkeit ist Wasser – deshalb muss man bei zu trockenen Hufen für eine regelmäßige Wasserzufuhr sorgen. „Ist der Huf zu trocken, empfehle ich Wasserbäder“, sagt etwa der staatlich geprüfte Hufschmied Johannes Hamann. Ideal ist es, wenn man beim Ausreiten die Möglichkeit hat, mit dem Pferd in einen Bach oder Weiher zu gehen. Ansonsten kann man die Hufe auch in Gummischüsseln stellen – bitte nicht in Eimer, da ist die Verletzungsgefahr zu groß.“ Wichtig dabei ist, dass die Hufe 15bis 20 Minuten lang im Wasser sind, da die Weichhornanteile diese Zeit benötigen, um die Feuchtigkeit aufzunehmen. Wie o die Hufe gewässert werden sollen, hängt vom Grad der Austrocknung ab. Stark ausgetrocknete Hufe kann man täglich wässern, leicht trockene etwa einmal pro Woche. Kontraproduktiv ist es nach Hamanns Ansicht aber, trockene Hufe einzufetten oder einzuölen: „Das ist bei trockenem Hufhorn schlecht, da das Fett den Huf verschließt und er so keine Feuchtigkeit mehr aufnehmen kann.“ Was hingegen hilft: „Streichkappen oder Sprungglocken aus Neopren nass machen und so lange drauflassen, bis sie wieder trocken sind“, sagt der Hufschmied. Auch Hufverbände, die man mit Wasser angießt, sind eine gute Möglichkeit, dem Huf über einen längeren Zeitraum die Möglichkeit zu geben, Feuchtigkeit aufzunehmen. Ein Tipp aus der Fahrerszene, der früher bei Kutschpferden angewendet wurde, die viel auf trockenen Asphaltstraßen laufen mussten, ist Lehm. Dieser wird mit Wasser und Essig angerührt und bei beschlagenen Pferden über Nacht auf die Sohle gestrichen. Der Lehm spendet nachhaltig Feuchtigkeit, und der Essig sorgt dabei für einen sauren pH-Wert, in dem sich Bakterien nicht wohlfühlen. So weit, so gut. Viele Schmiede sagen jedoch das Gegenteil, nämlich dass Wasser das Problem der trockenen Hufe noch verschlimmert. „Horn ist nichts anderes als Haar. Und wenn man Spliss hat, soll man sicher nicht viel waschen und föhnen…“ So erklärt etwa der staatlich geprüfte Hufbeschlagschmied Christian Fuchs seinen Kunden den negativen Effekt von Wasser auf trockene Hufe. „Das Hauptproblem ist, wenn die Hufe abwechselnd Feuchtigkeit und Trockenheit ausgesetzt werden, also wenn ein Pferd zum Beispiel ein paar Stunden im Schlamm steht und dann in eine trockene Box kommt. Der Huf ist wie ein Schwamm: Erst quillt das Hufhorn auf, dann zieht es sich wieder zusammen. Dadurch entstehen Risse.“ Deshalb ist Fuchs ein Wassergegner. Er empfiehlt sogar, zu trockene Hufe täglich mit einem guten Huföl davor zu schützen, dass Wasser eindringt. Auch von Wasserbädern oder täglichem Waschen hält er nichts. „Bei extrem trockenen Hufen empfehle ich, zweimal wöchentlich eine haselnussgroße Menge Hufsalbe in den Kronrand einzumassieren. Dort kann sie einziehen und das gesunde, elastische Hufhorn wächst dann von oben nach unten nach.“

…den kompletten Artikel finden Sie in der August-Ausgabe.