Text: Nora Dickmann              Foto: Sabine Stuewer

Das natürliche Tageslicht, welches im Winter oft Mangelware ist, steuert bei Pferden schlafen, wachen und fressen. Außerdem beeinflusst es auch das Immunsystem, die Fruchtbarkeit und die Motivation. Fehlt dieses Licht, reagieren viele Pferde mit Antriebslosigkeit, höhere Anfälligkeit für Krankheiten und manchmal sogar Depressionen – wie bei Menschen

Der triste, dunkle Alltag im Winter macht uns allen zu schaffen. Wer kennt es nicht, diese dauernde Müdigkeit, die schlechte Laune, weil es draußen nicht richtig hell werden will und dadurch die Zeit am Stall knapper wird. Das Licht in der Reithalle ist eher dürftig, der Platz gefroren und das Pferd von oben bis unten mit Schlamm verdreckt – na super, der Winter ist da. Und mit ihm die Dunkelheit. Aber nicht nur wir Menschen leiden unter dem mangelnden Licht, auch Pferde sind echte Sonnenanbeter und brauchen das natürliche Licht auch, um ihr freundliches Gemüt zu behalten. Da sie Steppentiere und von Natur aus viel draußen sind, egal bei welchem Wetter, fehlt ihnen die Sonne ebenfalls. Sie sorgt dafür, dass das Tier gesund bleibt, denn auch das Dösen und Wachen ist vom Tageslicht abhängig.

Licht als Gesundheitsfaktor

Die UV-Strahlen hellen nicht nur die Stimmung auf, sie stärken auch den Organismus, den Knochen- und Muskelstoffwechsel sowie das Immunsystem. Denn die Sonne ist für die Bildung von Vitamin D in der Haut verantwortlich und sorgt damit dafür, dass genügend rote Blutkörperchen produziert werden. Diese sind dann für den Sauerstofftransport und die Leistungsfähigkeit von Muskeln verantwortlich. Dunkle Ställe und zu wenig Bewegung haben also einen enormen Einfluss auf die Gesundheit des Pferdes. Fehlt Vitamin D, verlieren Knochen und Zähne an Stärke. Dies kann aber mit einem Ergänzungsfutter aufgefangen werden. In Ställen, wo Boxenhaltung noch zur Tagesordnung gehört, fehlt natürliches Licht. Dann werden die Tiere abhängig vom elektrischen Licht und festen Fütterungszeiten. Nicht nur das, auch wird der Rhythmus für schlafen, wachen und füttern komplett vorgegeben. Die körpereigenen Hormone Melatonin und Serotonin geraten ins Ungleichgewicht. Das Schlafhormon Melatonin wird vermehrt in der Dunkelheit ausgeschüttet – das heißt, wenn das Pferd kein natürliches Tageslicht bekommt, ist es dauerhaft müde, und das Pferd möchte schlafen. Diese dauerhafte Produktion von Melatonin kann sogar zu depressiven Stimmungen führen. Hier spielt das Glückshormon Serotonin eine wichtige Rolle. Denn auch dieses Hormon wird mithilfe des Sonnenlichts produziert und wirkt der Depression entgegen.

Depressionen beim Pferd

Dass auch Pferde an Depressionen leiden können, ist bereits seit einigen Jahren bekannt und auch durch mehrere Studien belegt. Erste Anzeichen für eine Depression beim Pferd sind Lustlosigkeit, ein hohes Schlafbedürfnis und Teilnahmslosigkeit. Gleichzeitig sind sie weniger belastbar und reagieren gestresst und gereizt in ungewöhnlichen, herausfordernden Situationen, wie es auch bei depressiven Menschen zu beobachten ist. Hier sollten Pferdebesitzer aufhorchen, denn eine depressive Verstimmung aufgrund von Lichtmangel darf auf keinen Fall unterschätzt werden. Schlimmstenfalls kann das Pferd apathisch werden, unsicher oder ängstlich wirken oder nicht auf die Ansprache reagieren. Eine schnelle Reaktion und Ursachenforschung sind hier von Nöten, damit dem Tier alsbald geholfen werden kann.

Den gesamten Artikel finden Sie in der Januar-Ausgabe der Mein Pferd.