Text: Inga Dora Schwarzer        Fotos: RD-Fotografie – stock.adobe.com (1), imago/Frank Sorge (1)

Bei sommerlichen Temperaturen läuft die Klimaanlage des Pferdes auf Hochtouren. Das hält einige spannende Fragen bereit: Ist Schwitzen eigentlich gesund? Warum schäumt der Schweiß des Pferdes weiß? Und wie viel Hitze verträgt der Vierbeiner im Training?

 

Korrektes Schweißbild

Wenn Pferde zwischen ihren Hinterbeinen sowie an der Flanke schwitzen, gilt das als gutes Zeichen. Dann haben sie die richtigen Muskeln trainiert, heißt es. Aber stimmt das? Schwitzflecken beim Menschen werden nicht in dieser Art und Weise interpretiert. Wir schwitzen fast bei jeder Anstrengung unter den Achseln, auch beim Joggen oder Fahrradfahren – und das, obwohl wir hierbei unsere Arm- und Schultermuskulatur kaum benutzen, sondern verstärkt unsere Beinmuskeln. Der Grund? Unter den Achseln sitzen einfach besonders viele Schweißdrüsen, genauso wie auf der Mittellinie des Rückens und der Brust.

Reibung erzeugt Schweiß

Kann es bei den Tieren ähnlich sein? Beobachten Sie Ihren Vierbeiner doch einmal beim Training. Wo fängt er zuerst an zu schwitzen? In der Regel am Hals – und das, obwohl er korrekt über den Rücken geritten wird und im Training nicht den Unterhals herausdrückt oder unter Stress steht. Das hängt ebenfalls mit der Anzahl der Schweißdrüsen zusammen, die nicht gleichmäßig über den gesamten Körper verteilt liegen. Sie sind bei Pferden unter anderem an Hals, Brust, Schulter, Flanke und seitlich am Bauch dicht gesät. Aber auch der Zügel, der am Hals reibt, führt zu einer erhöhten Schweißproduktion an dieser Körperstelle. Das gilt auch für das Kopfstück der Trense und den Sattel. Hier ist Schweißproduktion durch die Auflage der Ausrüstung erklärbar.

Gestörter Energiefluss

An welcher Körperregion der Schweiß zu sehen ist, sagt also erst einmal nicht grundsätzlich etwas über die beanspruchten Muskelpartien aus, sondern nur, dass sich das Pferd körperlich anstrengt. Dennoch gilt natürlich, wo Muskeln arbeiten, ist die Durchblutung erhöht, so dass es hier zu einer erhöhten Schweißmenge kommen kann.

Ebenso hat der Energiefluss Auswirkungen auf das Schweißbild: Ist ein bestimmter Körperabschnitt (zum Beispiel die rechte Halsseite), aufgrund von alten Narben, Blockaden, Fehlhaltungen oder Verspannungen weniger beweglich, ist auch die Durchblutung und Nervenversorgung eingeschränkt, was wiederum die Schweißproduktion hemmt.

 

Gefahr der Überhitzung

Pferde können ein Zuviel an Wärme in der Regel gut über das Schwitzen abführen. Die Gefahr des Überhitzens besteht jedoch bei einer körperlichen Anstrengung in ungewohnt heißer Umgebung. Ist das Pferd dehydriert, wird der Schweißfluss gemindert. Das Pferd kann sich nicht mehr abkühlen, was zu einer Hyperthermie, einem Hitzschlag, führen kann. Die Körpertemperatur steigt im Extremfall auf bis zu 43 Grad Celsius an. Die Folge? Ein gefährlicher Kreislaufkollaps.

Bevor der Hitzschlag eintritt, fühlen sich die Tiere trocken und warm an. Sie atmen sehr schnell und haben eine erhöhte Herzfrequenz. Der Ruhepuls liegt normalerweise etwa zwischen 30 und 40 Schlägen pro Minute. Weitere Symptome: Teilnahmslosigkeit, Schwäche oder ein verminderter Appetit. Um einen Hitzschlag zu vermeiden, sollte der Reiter Folgendes beachten:

Tipp 1: Ist Ihr Pferd fit und gesund, kann es auch bei Hitze locker bewegt werden. Große Anstrengungen sollten allerdings vermieden werden.

Tipp 2: Ist das Pferd eher hitzeempfindlich, sollte das Training auf die kühlen Morgen- oder Abendstunden oder auf zwei kurze Einheiten am Tag verlegt werden. Das heiße Wetter kann für einen Spaziergang oder für eine leichte Bodenarbeits-Einheit genutzt werden.

Tipp 3: Wenn eine Anstrengung in der Mittagshitze unvermeidlich ist (zum Beispiel durch ein Turnier), sollte das Pferd langsam an die Belastung herangeführt werden. Idealerweise wird es über mehrere Tage hinweg an die bevorstehende Aufgabe herangeführt, um sich zu akklimatisieren und so den Einsatz bei Hitze besser zu verkraften.

Tipp 4: Falls Ihr Pferd stark verschwitzt ist, sollten Sie es im Schatten langsam wieder auf seine Normaltemperatur herunterkühlen lassen.

Tipp 5: Zur Kühlung können Sie lauwarmes Wasser benutzen, das aber erst verwendet werden sollte, wenn das Pferd nicht mehr schwitzt und sich Puls und Atmung normalisiert haben. Beginnen Sie mit der Kühlung bei den Hinterhufen, dann folgen die Außen- und Innenseiten der Hinterbeine. Reihenfolge: von hinten nach vorne, hufaufwärts von unten nach oben, auf der rechten, dann auf der linken Seite. Ziehen Sie das überschüssige Wasser mit einem Schweißmesser ab. Im Idealfall lässt sich durch Abgießen und Abziehen innerhalb von zehn Minuten die Körpertemperatur um bis zu zwei Grad herunterkühlen.

… weitere Informationen zum Thema Schweiß finden Sie in der August-Ausgabe.