Text: Inga Dora Schwarzer       Foto: Michelle Walter

Das Schröpfen gehört zu den ältesten Heilmethoden der Menschen. Bisher war die Therapieform jedoch den Zweibeinern vorbehalten. Erst seit Kurzem wird ihre positive Wirkung auf die Gesundheit auch für Pferde genutzt.

Die Schröpftherapie ist eines der ältesten Heilverfahren der Menschheit und wird seit über 5.000 Jahren eingesetzt. Es wurde vorrangig durch die Medizin der Griechen und Ägypter bekannt. Dabei wird auf einem begrenzten Hautareal ein Unterdruck erzeugt. In den frühesten Zeiten nutzte man dafür hohle Tierhörner oder Bambusrohre. Heutzutage stehen moderne Schröpfgläser und Silikonaufsätze zur Verfügung, um den Unterdruck in einer Glasglocke zu erzeugen. Das gelingt durch Erhitzen der Lu im Glas oder durch einen angeschlossenen Gummiballon, in den die Luft nach dem Aufsetzen aus dem Glas entweichen kann. Diese Art der Therapie stand aber bislang nur den Zweibeinern zur Verfügung. Die behaarte Haut der Pferde machte es bislang unmöglich, das Schröpfen anzuwenden – bis jetzt.

Elektrische Lösung

„Bei haarloser Haut reicht ein einmaliger Unterdruck aus, um das Gewebe anzuziehen. Bei tierischem Fell funktioniert dies aber nicht. Erst mit der Einführung von elektrischen Lösungen, mit denen ein dauerhafter Unterdruck erzeugt werden kann, und speziellen Glasaufsätzen funktioniert das Aufsetzen nun auch auf Fell“, erklärt Diana Landskron, Pferdephysiotherapeutin und -osteopathin aus Görlitz (Sachsen). Damit kann das Schröpfen auch bei den Vierbeinern zur Linderung und Heilung verschiedenster Erkrankungen und Zustände beitragen. Dazu zählen vor allem Muskelverspannungen, Faszienverklebungen, Hämatome und Ödeme, Erkrankungen der Organe, Atemwegserkrankungen, Kissing Spines, Arthrose, unbewegliches Narbengewebe, Hauterkrankungen sowie alte oder schlecht verheilte Sehnenverletzungen. „Durch verschiedene Gläser kann je nach Befund großflächig oder lokal gearbeitet werden“, sagt die Expertin. Die Hauptwirkung liegt dabei auf der Haut und den oberflächlich liegenden Strukturen wie Faszien, Muskeln, Blut-, Lymph- und Nervenbahnen. Doch der durch den Unterdruck ausgelöste mechanische Reiz bleibt nicht an der Oberfläche. „Mithilfe von Muskel- und Faszienketten und den weit reichenden Leitbahnen können Wirkungen bis in die tiefsten Schichten, z. B. an Knochen oder Organen, erreicht werden. Der Reiz kann auch eine maximale Steigerung des gesamten Stoffwechsels erreichen“, weiß die Pferdephysiotherapeutin. Zudem verbessert eine starke lokale Anregung der Blut- und Lymphbahnen die Nährstoffversorgung im gesamten Körper. „Dadurch lassen sich auch an entfernten Bereichen körpereigene Selbstheilungskräfte aktivieren“, so Landskron weiter. Die Nachwirkungen beim Schröpfen – wie erhöhter Lymphfluss und Stoffwechsel sowie eine stärkere Durchblutung – sind dabei der manuellen Massage sehr ähnlich. „Durch das erzeugte starke Vakuum laufen diese Prozesse jedoch in einem größeren Umfang und schneller ab. Denn es wirken vorrangig Zugreize auf das Gewebe“, weiß die Therapeutin.

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