Text: Nicole Audrit     Foto: www.slawik.com

Der Huf – inklusive der richtigen Stellung und Form – spielt für den gesamten Bewegungsapparat des Pferdes eine große Rolle. Ist das Pferd durch falsche Hufbearbeitung dauerhaft zu steil oder zu flach gestellt, wirkt sich dies ­negativ auf den Muskel-, Sehnen-, Bänder- und Knochenapparat aus und es besteht die Gefahr von Folgeschäden wie Arthrose oder Sehnenprobleme. Eine Fehlstellung beim Huf ist mit einem drückenden Schuh beim Menschen vergleichbar – nach einer Weile eignet man sich eine Schonhaltung zur Kompensation des Schmerzes an. Im Gegensatz zum Pferd kann der Mensch jedoch die unpassenden Schuhe ausziehen und die Füße zur Erholung hochlegen. Das Pferd hingegen steht bis auf wenige Stunden täglich ununterbrochen auf seinen Hufen und leidet still, sodass sich Fehlstellungen und ihre Folgen häufig erst spät offenbaren. Zudem lastet in Relation zur Größe ein hohes Gewicht auf dem einzelnen Huf: Bei einem Warmblut mit 600 Kilogramm Gewicht verteilen sich im Stand je 150 Kilogramm Gewicht auf den einzelnen Huf. In der Bewegung, mit einem Reiter auf dem Rücken oder beispielsweise in einem Springparcours vergrößert sich dieses Gewicht deutlich. Daher ist eine gesunde Hufstellung und -form durch eine passende Bearbeitung wichtig, um ein zufriedenes und gesundes Pferd zu erhalten.

Als Laie ist es jedoch gar nicht so einfach, einen gesunden Huf und eine gute Hufbearbeitung zu beurteilen. Anhand verschiedener Anhaltspunkte kann sich jeder Pferdebesitzer einen ersten Eindruck vom Zustand der Hufe verschaffen. Häufig wird eine falsche ­Bearbeitung allerdings erst bei auftretenden Problemen – beispielsweise einer Lahmheit – deutlich. In einem späten Stadium ist die Wiederherstellung einer gesunden Hufstellung jedoch ein langwieriger Prozess. Der Hufbearbeiter sollte keine drastischen Veränderungen an der Stellung oder Form der Hufe vornehmen, da sich diese ansonsten negativ auf den ­Muskel-, Sehnen- und Bandapparat des Pferdes auswirken können.

Früher gab es lediglich den staatlich ­geprüften Hufschmied, wohingegen der Pferdebesitzer nun vor einem Dschungel an ­Begrifflichkeiten wie Hufpfleger, Barhufexperte, Hufbearbeiter oder Huforthopäde – alles ­ungeschützte Berufsbezeichnungen – steht. Insgesamt gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Hufbearbeitungsmethoden, die sich in ihren Philosophien und in ihrer Qualität unterscheiden. Das Ziel jeder Bearbeitung sind ein funktionierender Hufmechanismus und ein gesundes Pferd. Bei der Hufbearbeitung werden je nach angewandter Methode die äußere Hufwand, die Trachten, die Sohle, der Strahl und die Eckstreben bearbeitet.

Dabei läuft eine gute Bearbeitung nie nach Schema F ab, vielmehr liegt der ­Fokus auf dem einzelnen Pferd mit all seinen ­Facetten wie Haltungsform, Veranlagung und Trainingsbedingungen. Generell gilt: Es gibt nicht eine einzige richtige Form der Hufbearbeitung – diese muss zum individuellen Pferd passen. Wir stellen Ihnen drei der gängigsten Methoden vor.

Am Beispiel der Wildpferde

Bei der „Natural Hoofcare“ (NHC) – übersetzt „natürliche Hufpflege“ – handelt es sich um eine schonende Art der Hufbearbeitung, die sich an den Hufen der Wildpferde orientiert. Innerhalb der Methode gibt es zwei Hauptrichtungen, von denen sich eine an Jamie Jackson und eine an den Theorien von Pete Ramey orientiert. Generell wird der Huf bei der NHC nicht in eine vermeintliche Idealform gebracht, und es werden keine starken Stellungskorrekturen vorgenommen. Neben der minimalen Bearbeitung, die die Selbstheilungskräfte der Hufe aktiviert, steht auch eine naturnahe und artgerechte Haltung mit ausreichend Bewegungsmöglichkeiten auf unterschiedlichen Bodenuntergründen im Fokus. Eine Besonderheit der NHC-Bearbeitungsmethode ist die sogenannte Mustang-Roll: Bei dieser wird der vordere Bereich des Hufes rund gefeilt, damit das Pferd besser abrollen kann.

… den kompletten Artikel sowie eine Grafik mit Anhaltspunkten für einen gesunden Huf finden Sie in der Spezial-Ausgabe.