Text: Julia Schay-Beneke             Foto: Slawik

Das natürliche Tageslicht steuert bei Pferden nicht nur Schlafen, Wachen und Fressen, sondern beeinflusst auch ihr Immunsystem, ihre Fruchtbarkeit und Motivation. Auf einen dauerhaften Lichtmangel oder zu viele künstliche Zeitgeber reagieren sie deshalb mit Antriebslosigkeit, Schwermut und höherer Anfälligkeit – genau wie der Mensch.

Ein trister Januartag. Der Himmel ist bedeckt, es ist diesig, und den ganzen Tag fällt ein leichter Schneegraupel. Der Ausritt wird instinktiv gestrichen, bei dem Wetter ist die Lust gleich null. Also Stall, von morgens bis abends – im Dämmerlicht. Richtig hell wird es nämlich nicht, auch wenn man alle Lampen in Stallgasse, Putz- oder Reithalle anknipst. Am nächsten Tag sieht es auch nicht besser aus. Und am übernächsten auch nicht. Die Laune­ ist mittlerweile auf dem Tiefpunkt angelangt, und das Pferd trottet auch nur noch lustlos durch die Gegend.

So oder ähnlich sieht der Alltag im Winter in vielen Ställen aus. Die Sonne macht sich rar, im Stall kann man kaum noch die aktuelle Tageszeit feststellen, und wir Menschen würden uns am liebsten zu Hause unter­ der Decke verkriechen. Wir fühlen uns müde, antriebslos und warten darauf, dass der Frühling kommt. Dieses Phänomen ist als saisonal abhängige Depression (SAD) oder auch Winterdepression bekannt. Wichtigster Indikator: Der Zusammenhang mit dem Tageslicht. Wenig Tageslicht führt zu mehr Aufenthalten in geschlossenen Räumen bei künstlichem Licht; parallel dazu nehmen die Symptome zu. Sobald die Sonnenscheindauer jedoch im Frühjahr wieder ansteigt, zieht es uns nach draußen, und das Wohlbefinden bessert sich schlagartig.

Licht als Stimmungsaufheller

Da Pferde Steppentiere sind, die sich von Natur aus bei Wind und Wetter draußen aufhalten, überrascht es nicht, dass auch ihr Gemütszustand vom Licht abhängt – sogar noch mehr als unserer. Die Sonne sorgt dafür, dass das Pferd gesund bleibt: Füttern, Dösen und Wachen werden vom Tageslicht gesteuert, die Pferde haben von Natur aus eine Art innere Uhr. Gleichzeitig stärken die UV-Strahlen Organismus, Knochen- und Muskelstoffwechsel sowie das Immunsystem, da sie für die Bildung von Vitamin D in der Haut verantwortlich sind und dafür sorgen, dass ausreichend rote Blutkörperchen hergestellt werden. Diese wiederum sind etwa für den Sauerstofftransport und die Leistungsfähigkeit der Muskeln notwendig.

… warum Lichtmangel zu Depressionen führen kann, lesen Sie in der Mein Pferd-Ausgabe 1/18.