Text: Inga Dora Schwarzer       Foto: www.Slawik.com

Als Lahmheiten werden Störungen in der regelmäßigen Bewegung der Gliedmaßen bezeichnet. Sie können auf mögliche Beinverletzungen hindeuten. Wichtig ist ein geschulter Blick, der bereits eine Gang-Anomalie erkennt

Der erste Blick im Stand

Bereits im Stand können oft erste Anzeichen einer Lahmheit beobachtet werden. Ein gesundes Pferd belastet alle vier Beine gleichmäßig. Bei einem Problem im Bewegungsapparat stellt es z.B. die Schultergliedmaße nach hinten oder streckt den Unterarm nach vorne. Auch ein Abstellen des Beines auf der Hufspitze kann ein Hinweis sein. Definitiv ein Notfall ist es, wenn das Pferd eine Gliedmaße überhaupt nicht belasten möchte.

Beurteilung in Bewegung

Manche Pferde zeigen die Lahmheit nur auf weichem oder hartem Boden, auf gebogenen Linien oder in engen Wendungen. Um eine Lahmheit besser zu erkennen, versucht man, sie hervorzuheben.

Die meisten Lahmheiten verschlimmern sich auf einem harten Untergrund, wie zum Beispiel Asphalt. Für die Lokalisation der Lahmheitsursache wird das Pferd erst im Schritt, dann im Trab gerade vom Betrachter weg und wieder auf ihn zugeführt. Der Führstrick wird so lang gelassen, dass sich der Pferdekopf frei bewegen kann. Danach erfolgt der Blick auf das Seitenbild des Pferdes.

Lahmt ein Pferd auf gebogenen Linien, wird es auf dem Zirkel ohne den Einsatz von Hilfszügeln longiert. In engen Wendungen wird es an der Hand im Schritt vorgeführt. Kopf- und Halshaltung: Liegt eine Lahmheit bei den Vorderbeinen vor, zeigt sich diese besonders an der Kopf- und Halshaltung. Tritt das Pferd mit dem verletzen Bein auf, hebt es Kopf und Hals nach oben, um möglichst wenig Gewicht darauf zu bringen. Tritt es mit dem gesunden

Bein auf, fällt es mit seinem Gewicht quasi auf die Seite. Hals und Kopf sacken ab. Es macht eine mehr oder weniger deutliche Nickbewegung, die von der Seite am besten zu sehen ist. Das Pferd sagt Ja zum gesunden Bein.

Kruppenbewegung: Um Lahmheiten an den Hinterbeinen festzustellen, sollten sich Reiter die Bewegung der Kruppe genauer anschauen. Stellen Sie sich hinter das Pferd und bitten Sie jemanden, es von sich wegzuführen. Bewegt sich die Kruppe gleichmäßig und symmetrisch auf und ab oder nicht? Auf der Seite des verletzten Beins wird sie stärker nach oben gezogen. Die schmerzende Seite liegt also höher als die gesunde. Oder anders formuliert: Die gesunde Seite senkt sich tiefer als die Seite der Lahmheit.

Weitere Anzeichen: Achten Sie auf die Bewegung der Gliedmaßen. Ein schmerzendes Bein wird meist nicht so weit nach vorne geführt und gebeugt bzw. angehoben wie ein gesundes. Es tritt kürzer. Manchmal wird es nicht gerade nach vorne, sondern nach außen schwingend bewegt. Achten Sie ebenso auf die Landungsphase der Hufe. Setzt das Pferd alle Hufe plan auf den Boden auf, oder belastet es einen Huf mehr vorne auf der Zehe oder hinten auf dem Ballen? Auch das kann ein Indikator für den Ort der Lahmheit sein.

Vorführ- oder Stützbeinphase

Der Tierarzt unterscheidet zwischen Hangbein- und Stützbeinlahmheit.

Bei der Hangbein-Lahmheit ist die Vorführphase des Beins verändert. Von der Seite oder auf einem Zirkel lässt sie sich leichter beurteilen. Auf der Außenseite des Zirkels muss das äußere Bein einen weiteren Weg zurücklegen als das innere. Liegt das schmerzende Bein außen, wird die verkürzte Vorwärtsbewegung des Beins deutlich sichtbar. Die Hangbeinlahmheit kommt jedoch eher selten vor.

Sehr viel häufiger (über 90 Prozent) ist die Stützbeinlahmheit: Hier ist die Phase der Belastung gestört. Das Pferd versucht, möglichst wenig und nur ganz kurz Gewicht auf das verletzte Bein zu lagern. Im Schritt oder Trab auf hartem Boden lässt sie sich gut feststellen, da hier der Schmerz bei der Belastung der erkrankten Gliedmaße zunimmt. Das betroffene Stützbein wird dann noch schneller entlastet als auf weichem Boden.

Es gibt auch gemischte Lahmheiten, bei der eine Kombination aus Hangbein- und Stützbeinlahmheit vorliegt. Das heißt: Sowohl das Stützen als auch das Vorführen der Gliedmaße bereiten Schmerzen.

Den kompletten Artikel finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.