Text: Nicole Audrit      Foto: Daniel Elke

Bei Atemwegs­beschwerden ist ­sowohl beim Menschen als auch beim Pferd eine Inhalations­therapie sehr ­effektiv. Dabei gibt es große Unter­schiede in der Anwendungsart, des ­Nutzens und des Erfolgs. Wir haben die Salzkammer – insbesondere die ­mobile – ­genauer unter die Lupe ­genommen.

Wiederkehrender Husten, Ausfluss aus der Nüster oder andere Beschwerden der Atemwege sind nicht nur gesundheitlich bedenklich fürs Pferd, sondern häufig auch kostenintensiv und zeitaufwendig für den Tierbesitzer. ­Neben den schulmedizinischen Therapiemöglichkeiten – unter anderem verschiedene Medikamente und Inhalationstechniken – gibt es die alternative Therapiemöglichkeit der Salzkammer. Schon seit vielen Jahrhunderten ist die heilsame Wirkung von salzhaltiger Luft bei Atemwegs- oder Hauterkrankungen bei Menschen bekannt. In den 1950er Jahren wurden erstmals Inhalationssysteme mit Salz im Humanbereich entwickelt – später folgten die ersten Techniken im Veterinärbereich. Jens Vollbrecht von „Halo Animal“ ist der erste Betreiber einer mobilen Salzkammer für Tiere.

Für die Salzinhalation wird die Raumluft mit kleinsten Salzpartikeln angereichert und dadurch ein Klima mit stark salzhaltiger Luft – ähnlich der am Meer – erzeugt. Die feinen Salzpartikel werden dann vom Tier sowohl über die Atemwege als auch die Schleimhäute aufgenommen und entfalten dann ihre positive Wirkung. Tierärztin Kristin Schütt bietet in ihrer Praxis die Behandlung in einer stationären Trockensalzkammer an: In dieser wird Salzaerosol verwendet, dies ist ein feiner, trockener Salzstaub gewonnen aus Himalayasalz. Kristin Schütt hat mit dieser Technik gute Erfahrungen gemacht: „Die Trockensalz­inhalation ist so effektiv, da die feinen Salzpartikel bis in die Alveolen der Lunge vordringen. Dadurch kann ich direkt zu Beginn der Therapie die Medikamente, beispielsweise Kortison, absetzen.“

Jens Vollbrecht benutzt in seiner mobilen Salzkammer ein etwas anderes Verfahren: „Wir verwenden flüssige Salzsole mit einem Salzgehalt von 20 bis 26 Prozent. Der hoher Salzgehalt erzielt dabei große Effekte: Generell gilt, je höher der Salzgehalt, desto stärker ist auch der schleimlösende Effekt in der Lunge.“ Besonders wichtig ist auch bei beiden Verfahrenstechniken, dass die Salzpartikel sehr fein zerstäubt werden, ­damit sie auch die tiefsten Gewebeschichten der Lunge erreichen.

Weißes Gold

Salz ist bereits seit Jahrtausenden ein wertvoller Rohstoff und wird unter anderem als Gewürz für Speisen und zum Haltbarmachen von Nahrungsmitteln geschätzt. Wie das zunächst unscheinbar erscheinende Mineral wirkt, erklärt Tierärztin Kristin Schütt: „Salz ist hygroskopisch, dies bedeutet, es ist wasseranziehend. Dadurch kann es festsitzenden Schleim verflüssigen – indem es Wasser aus dem Gewebe entzieht –, sodass dieser leichter abtransportiert werden kann.“ Zeitgleich wirkt das Salz antibakteriell auf die Mikroflora der Atemwege, abschwellend auf die Schleimhäute und unterstützend auf das Immunsystem. Das Salz vernichtet Bakterien und Pilze auf der Schleimhaut, sodass Staphylokokken oder Streptokokken schon nach 20 Minuten nicht mehr nachweisbar sind.

Im Humanbereich bestätigen verschiedene Studien die erfolgreiche Wirkung einer Salztherapie bei Atemwegs- und Hautkrankheiten. Bislang gibt es im Veterinärbereich noch keine wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit einer Salztherapie, allerdings geben die Erfolge den Anbietern Recht. „Ich erinnere mich noch sehr deutlich an ein Pferd, dass in der Ruheatmung eine Frequenz von über 70 Atemzüge anstatt der normalen von maximal 20 hatte. Das Pferd konnte keine Steigung mehr ohne viele Pausen überwinden und war insgesamt sehr kurzatmig. Nach insgesamt zwei Wochen Inhalation in der Salzkammer lag die Frequenz nur noch bei 26 Atemzügen, und das Pferd hat deutlich an Lebensqualität zurückgewonnen“, erzählt Jens ­Vollbrecht. Auch Kristin Schütt hat ­bereits einige Patienten erfolgreich behandeln können, deren Leben aufgrund schwerwiegender, chronischer Lungenerkrankungen auf der Kippe stand.

…den gesamten Artikel finden Sie in der Mein Pferd-Ausgabe 12/18.

 

Unsere Experten:

Jens Vollbrecht hat im Jahr 2012 als einer der ersten Betreiber eine mobile Salzkammer entwickelt. Der Firmenname „Halo Animal“ ist von dem griechischen Wort „halos“ abgeleitet, das Salz bedeutet. Mittlerweile betreibt er mehrere mobile Salzkammern, die für Pferde, Hunde, Katzen und Kaninchen geeignet sind. www.halo-animal.com

Kristin Schütt betreibt die Tierärztliche Praxis am Eichenhain in Rosengarten. Unter anderem hat sie sich auf Atemwegserkrankungen, wie beispielsweise die chronisch obstruktive Bronchitis (COB), spezia­lisiert. Bereits seit 2010 betreibt sie mit guten Erfolgen eine Trockensalz­kammer für Pferde in ihrer Praxis. www.tierarztpraxis-am-eichenhain.de