Text: Nicole Audrit        Foto: www.slawik.com

Ist barhuf oder ein Hufschutz besser fürs Pferd? – Diese Frage spaltet die Reitergesellschaft in zwei Extreme. Doch so wie ein Sattel, der individuell aufs Pferd angepasst wird, sollte auch die Hufbearbeitung und gegebenenfalls der Hufschutz auf das jeweilige Pferd ­abgestimmt werden.

Es gibt Pferdebesitzer und Huf­experten, die jede Form des Hufschutzes, vom Eisen über einen Klebeschuh bis hin zu Hufschuhen, kategorisch ablehnen. Ein Pferd muss für sie zwangsläufig barhuf laufen. Doch auch das andere Extrem – das prophylaktische Beschlagen jedes Reitpferdes – ist an nahezu jedem Stall zu finden. Beim Thema Hufschutz gibt es kein richtig oder falsch, vielmehr ist die Entscheidung und die Wahl des passenden Hufschutzes von dem individuellen Pferd abhängig. Ob ein Pferd barhuf laufen kann oder einen Hufschutz benötigt, hängt von der Haltung, den Leistungsanforderungen und Bedingungen im Training, der Hufqualität sowie von möglichen Fehlstellungen oder Erkrankungen ab.

Idealerweise im Gleichgewicht

Unbestritten ist und bleibt, dass das Barhuflaufen generell gesünder und artgerechter fürs Pferd ist. Aus diesem Grund gilt auch beim Thema Hufschutz die Devise: „So viel wie nötig, so wenig wie möglich.“ Häufig ist es jedoch immer noch gang und gäbe, dass ein Jungpferd zu Beginn der Ausbildung ­beschlagen wird – weil sich das eben so ­gehöre. In vielen Fällen ist dieser Hufschutz jedoch nicht notwendig und sollte unbedingt mit einem Fachmann abgestimmt werden.

Strenge Befürworter des Barhuflaufens begründen wiederum häufig ihre Haltung damit, dass Wildpferde schließlich auch keinen Beschlag hätten. Wildpferde könnten auch bei harten und steinigen Bodenverhältnissen große ­Strecken ohne Hufschutz problemlos zurücklegen. Jedoch ist der Verzicht auf den Hufschutz mit Verweis auf das Leben der Wildpferde kritisch zu betrachten. Zum einen unterscheiden sich die Hufe domestizierter Hauspferde von denen wildlebender Pferde und sind meist weniger robust und abriebfest. Zum anderen sind die Haltungsbedingungen gänzlich andere.

Im Durchschnitt wächst das Horn bei einem Warmblut etwa sechs bis acht Millimeter in vier Wochen. Ob ein Pferd einen Hufschutz benötigt, hängt von dem Verhältnis zwischen Hornabrieb und -wachstum ab. Ist dieses ausgeglichen, so kann das Pferd problemlos barhuf gehalten und geritten werden. Aufgrund der zusätzlichen Belastung durch das Reitergewicht sowie die veränderten Haltungsbedingungen kann der Huf gegebenenfalls den Leistungsanforderungen nicht mehr standhalten, und es kommt zu einem höheren Abrieb als Hornwachstum. In einem solchen Fall benötigt ein Pferd entweder ­einen Hufschutz, oder die Nutzung des Pferdes muss eingeschränkt werden. Bei zu hohem Abrieb werden die Hufe des ­Pferdes zu kurz, und es beginnt auf hartem oder steinigem Boden „fühlig“ zu laufen – dies ­bedeutet, dass es ­besonders vorsichtig läuft, so, als würden ihm die Hufe wehtun. Da Pferde jedoch still leiden, registrieren manche Besitzer gar nicht, was sie ihrem Pferd mit dem Barhuflaufen antun.

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