Text: Ilja van de Kasteele     Fotos: Ilja van de Kasteele, Hersteller

Nach dem letzten Ausritt lagen bei Vanessa die Nerven blank: „Schon wieder ein Eisen verloren“, sagte sie zu einer Stallkollegin. „Und das Schlimme: Mit dem Eisen ist ein großes Stück von der Hufwand weggebrochen.“ Ihr Haflinger hatte noch nie eine gute Hornqualität – für den Schmied war es immer eine Herausforderung, die Eisen zum Halten zu bekommen. Aber bisher waren lediglich nur kleine Teile der Wand ausgebrochen. Aber seit diesem Vorfall macht sich Vanessa Gedanken, ob vielleicht grundlegend etwas nicht mit ihrem Pferd stimmt und ob das auch noch an den anderen Hufen passieren kann. „Warum hat er so brüchige Hufe“, fragt sie ihre Stallkollegin achselzuckend.

Das Hufhorn bricht weg

„Das Hufhorn ist von Natur aus so beschaffen, dass überständiges Horn wegbricht, wenn es zu lang ist“, sagt Iris Heyne, Hufphysiologin aus Düren. „So hält sich der Huf in seiner funktionalen Eigenschaft“, ergänzt sie. Bei Wildpferden ist das eine tolle Eigenschaft, bei domestizierten Pferden sollte das allerdings vermieden werden. Denn wild lebende Pferde bewegen sich viel mehr als die meisten Hauspferde. Und sie haben in der Regel eine unproblematische Hufbalance – anders als viele domestizierte Pferde. Deren Hufe ähneln häufig einem Gebäudefundament, bei dem Architekt, Statiker und Bauarbeiter nicht sorgfältig genug gearbeitet haben: Das Fundament ist schief und das Material ist zu schwach. Drückt von oben die Last des Gebäudes, entstehen Spannungen im Fundament und natürlich auch weiter oben in den tragenden und nicht tragenden Elementen.

„Der häufigste Grund für ausbrechende Hufe sind hebelnde, verbogene oder weite Hufwände“, sagt Julia Wehner, Hufbearbeiterin aus Duisburg. Ihr begegnen in der täglichen Arbeit viele Pferde, die eine steile und eine weghebelnde Wand haben. „Die steile Wand ist in diesem Fall die mehr belastete Wand. Bei der weghebelnden Wand sieht man dann einen abgesackten Kronrand.“ Erste Anzeichen können rechtzeitig erkannt werden: Kleine, wiederkehrende Risse im unteren Wandbereich, nach außen driftende Wände, Ausbuchtungen in der Hornkapsel, stark über die Sohle herausragendes Wandhorn, eine gammelige, weiße Linie oder Risse in der Unterseite des Wandhorns sollten beim Pferdebesitzer die Alarmglocken klingeln lassen. „Aber auch Probleme mit Haut und Fell sollten berücksichtigt werden“, betont Iris Heyne. Denn für eine schlechte Hufqualität kann auch eine fehlende beziehungsweise zu gering dosierte Nährstoffversorgung im Futter oder aber Störungen im Stoffwechsel verantwortlich sein. Und solche Probleme ­äußern sich eben auch in der Qualität von Haut und Fell eines Pferdes.

Die richtigen Nährstoffe füttern

Hat man einen entsprechenden Verdacht, rät Iris Heyne aber davon ab einfach irgendwelche Zusatzstoffe ans Pferd zu verfüttern. „Eine pauschale Empfehlung, gerne werden in diesem Zusammenhang Biotin, Zink und/oder Selen genannt, kann ich nicht geben“, betont sie. „Wenn sich der Einsatz von isolierten Wirk- und Nährstoffen nicht vermeiden lässt, ist die Rücksprache mit einem Fachmann, der den Bedarf prüfen und auch regelmäßig kontrollieren kann, unablässig.“ Stichwort Blutbild und Heuanalyse. Allerdings: „Da die Hornkapsel nicht nur ein Endprodukt des Stoffwechsels ist, sondern der Huf und seine Funktionalität auch Einfluss auf Vorgänge im Körper hat, ist eine reine Futterumstellung nur in seltenen ­Fällen ausreichend“, ergänzt die Expertin.

…Tipps zur Gesunderhaltung der Hufe finden Sie in der Ausgabe 2/18.

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Gesunde Hufe – kein Zufall! von Uwe Lukas

Der Autor gibt in diesem Buch sein Wissen aus 30 Jahren Berufserfahrung an den Leser weiter. Dabei werden viele unterschiedliche Aspekte und sowohl Innovationen als auch Altbewährtes mit einbezogen. Das Buch geht auf die anatomischen Grundlagen des Pferdefußes, den Fohlenhuf und den Huf des Jungpferdes und die Bereiche der Hufpflege und der vielfältigen Möglichkeiten des Hufbeschlags ein. Da nach klinischen Untersuchungen über 60% aller Erkrankungen beim Pferd den Bewegungsapparat betreffen, dürfte das Kapitel „Orthopädische Beschläge bei Erkrankungen der Hufe, der Gliedmaßen und des Bandapparates“ für viele Leser von besonderem Interesse sein. Und um Schäden schon im Vorfeld zu vermeiden und oder zumindest zu begrenzen, gibt es in den abschließenden Kapiteln „Erste Hilfe bei Hufverletzungen, Hufgeschwüren und Hufeisenverlust“ und „Hufgesundheit durch Pflege- und Futterzusatzmittel“ wertvolle Hinweise und Informationen. Diese Buch ist hier für 14,90 Euro hier erhältlich.