Text: Nicole Audrit     Foto: Aniko Hobel/Getty Images

Bei einer Erkältung ist die gute alte Hühnersuppe von Mama die beste Medizin. Diese ist fürs Pferd zwar nicht geeignet, jedoch gibt es auch für den Vierbeiner altbewährte Hausmittel, die häufig im Winter Anwendung finden. Der ein oder andere hat eventuell schon mal etwas von Sauerkrautumschlägen bei Hufgeschwüren oder Zahnpasta bei Strahlfäule gehört. Wir klären, was sich fürs Pferd eignet.

Was haben Quark, Apfelessig und Sauerkraut im Stall zu suchen? Eigentlich gehören diese Dinge eher in die Küche, können jedoch richtig eingesetzt einen gesundheitlichen Nutzen fürs Pferd haben. Die Rezepte der altbewährten Hausmittel wurden größtenteils über Generationen von Reitern, Stallbesitzern, Tierärzten und Hufschmieden weitergegeben. Durch den medizinischen Fortschritt wird ihnen immer weniger Beachtung geschenkt – zu Unrecht. Hausmittel haben einige Vorteile: Einfach in der Anwendung, nahezu keine Nebenwirkungen und eine hohe Effektivität. Zudem kosten sie nur einen Bruchteil dessen, was teure Medikamente kosten. Teilweise gibt es für die Wirkung der nützlichen Hausmittelchen keine wissenschaftliche Erklärung, jedoch haben sich Sauerkrautumschläge bei Hufgeschwüren oder Honig zur Wundversorgung in der Vergangenheit häufig bewährt.

Kürzlich diagnostizierte mein Tierarzt ein Hufgeschwür bei meinem Pferd, und ein älterer Herr an meinem Reitstall riet mir zu einem Sauerkrautumschlag: „Ich persönlich gebe auf diesen neumodischen Kram nicht viel. Schon mein früherer Reitlehrer empfahl mir einen Sauerkrautwickel bei einem Hufgeschwür, das noch nicht reif ist. Nach einigen Tagen kann das Hufgeschwür geöffnet werden, und die Kosten für diese Behandlung liegen gerade einmal bei einem Topf Sauerkraut, auf den ich beim Abendessen verzichten muss. Die Medikamente vom Tierarzt wären um ein Vielfaches teurer gewesen.“ Grundsätzlich gilt, dass zunächst ein Fachmann – Tierarzt und/oder Hufschmied – zur Diagnostik hinzugezogen werden muss. Stellt dieser beispielsweise ein Hufgeschwür fest, kann nach Absprache ein Hufverband mit Sauerkraut anstelle eines Medikaments angewendet werden. Allerdings können und sollen Hausmittel keinen Tierarzt ersetzen, sie können lediglich teilweise statt einer Chemiekeule ausprobiert werden. Das Verschleppen einer Krankheit durch eigenständige Behandlungsversuche kann schnell auf Kosten der Gesundheit des Pferdes gehen. Alle in diesem Artikel angeführten Methoden sind daher nicht als ärztliche Handlungsempfehlung zu deuten und entbinden den Pferdehalter nicht von der ­Eigenverantwortung für sein Tier.

Bakterienkiller – Apfelessig: Die günstigste Flasche Apfelessig kostet im Supermarkt etwa einen Euro, ihr Inhalt kann dem Pferdebesitzer teure Tierarztrechnungen ersparen. Dieses uralte Hausmittel soll sich positiv auf das Immunsystem und den Stoffwechsel des Pferdes auswirken und das Tier generell widerstandsfähiger ­gegen Infekte machen. Eine Kur während des Fellwechsels ist somit empfehlenswert. Die über 30 im Apfelessig enthaltenen Nährstoffe – unter anderem Mineralien, Spurenelemente und Vitamine – können sich bei einer innerlichen Anwendung positiv auf den gesamten Organismus des Pferdes auswirken. Apfelessig überzeugt durch seine vielseitigen Einsatzmöglichkeiten, und ein Fläschchen im Reitstall zu haben schadet sicherlich nicht.

Anwendung: Äußerlich angewendet, entpuppt sich Apfelessig als wahrer Bakterien- und Pilzsporenkiller, dafür sollte er immer mit Wasser verdünnt werden. Durch das Abwaschen der betroffenen Stellen wird ein Milieu geschaffen, in dem sich weder Bakterien noch Pilzsporen oder Milben wohl fühlen. Bei einer Pilzinfektion werden so die Sporen abgetötet und die Verbreitung gestoppt. Gerade im Winter ist ein Pilz sehr lästig, da sich die Sporen unter der Decke schnell vermehren. Aber auch im Kampf gegen die stechenden Plagegeister zeigt sich der Apfelessig als Alleskönner: Sowohl zur Abwehr als auch zum Lindern des Juckreizes bei einem Stich zeigt er seine Wirkung. Hierbei ist jedoch Vorsicht geboten, da Apfelessig Wespen anlockt und in Gebieten mit hohem Aufkommen nicht verwendet werden sollte. Eine innerliche Anwendung über die Fütterung unterstützt besonders das Immunsystem – ein Schnapsglas täglich reicht völlig aus. Zudem kann Apfelessig verwendet werden, um Pferden unliebsame Medizin unterzuschieben, da dieser in der Regel problemlos gefressen wird.

…wie Honig, Zwiebeln, Quark und Sauerkraut als Hausmittelchen bei Pferdekrankheiten eingesetzt werden können, lesen Sie in der Ausgabe 01/2018.