Text: Inga Dora Schwarzer       Foto: imago images/ Frank Sorge

Ihr Pferd muss häufig Harn absetzen? Dann sollten Sie hellhörig werden. Häufig steckt dahinter eine Erkrankung der Harnorgane oder der Nieren. Harndrang kann aber auch Ausdruck eines ritualisierten Verhaltens sein.

Ihr Pferd setzt (willkürlich oder unwillkürlich) ungewöhnlich viel Harn ab, zeigt einen Schwall von Urin oder einen tröpfelnden Harnabsatz? Die Farbe des Harns ist verändert? Sie ist nicht mehr gelb, sondern weißlich, dunkel oder mit Blut vermengt? Dann ist es an der Zeit, einen Tierarzt zu konsultieren. Abweichungen vom Harnabsatzverhalten eines gesunden Vierbeiners geben dem Pferdebesitzer nämlich erste Hinweise auf ein gesundheitliches Problem.

Normales Harnabsatzverhalten

Ein erwachsenes Pferd (500 Kilogramm) uriniert in der Regel etwa fünf bis acht Mal in 24 Stunden, dabei setzt es 7,5 bis 15 Liter gelben Harn ab. Fohlen lassen fast stündlich Wasser und bringen es auf eine Menge von ca. 7,5 Litern. Die Menge und Häufigkeit des Harnabsatzes variieren also. Das Fassungsvermögen der Harnblase eines adulten Pferdes beträgt zwischen 2,8 und vier Litern. Für eine Blasenentleerung braucht es durchschnittlich 21 Sekunden. Diese Zahlen dienen Pferdehaltern als Richtwerte, um ein normales Verhalten von einem abnormalen zu unterscheiden.

Eine gesunde Harnblase wechselt dabei zwischen der Harnblasenfüllung, der Harnsammlung und der Harnblasenentleerung. Die Kontrolle dieser Vorgänge ist komplex. Beteiligt sind u.a. das Gehirn, sensorische und motorische Bahnen im Rückenmark sowie periphere Nerven. Besteht z.B. durch ein Trauma der Wirbelsäule eine Läsion im Rückenmark oder in den Nerven, kann es zu einer fehlenden Weiterleitung der Nervenimpulse kommen, die für die Blasenentleerung zuständig sind. Das wiederum kann ein verändertes Harnabsatzverhalten auslösen.

Zusätzlich erkennt der Laie die fehlende Nervenweiterleitung an einer Atrophie der Hinterhandmuskulatur oder einer Ataxie. Bei einer neurologischen Untersuchung wird der Tierarzt daher u.a. den Schweiftonus beurteilen und den Perinealreflex auslösen. Das ist ein Fremdreflex, der das reflektorische Zusammenziehen des äußeren Afterschließmuskels bei Berührung der Haut des Anus oder des benachbarten Dammes bezeichnet.

Bakterielle Entzündung

Pferde, die an einer bakteriellen Blasenentzündung (Zystitis) leiden, zeigen ebenfalls ein ungewöhnliches Verhalten beim Pinkeln. Sie lassen entweder sehr häufig Wasser, oder sie pressen den Urin unter Anstrengung heraus, wobei nur ein geringer Strahl abgesetzt wird. Bei letzterem Verhalten sind meist Anzeichen von Schmerz zu beobachten. Der Strahl kann normal aussehen, aber auch trübe oder blutig sein. Die Zystitis wird in der Regel durch Fäkalbakterien aus dem Darm verursacht. Wenn sich das Gleichgewicht aus Abwehrmechanismen und Erregern verschiebt, wandern sie über die Harnröhre in die Blase und siedeln sich an der Blasenschleimhaut an, wo sie sich vermehren. Aufgrund der kürzeren Harnröhre und dem geringen Abstand zwischen Harnröhrenöffnung und After sind Stuten stärker davon betroffen als Wallache.

…den kompletten Artikel finden Sie in der Mein Pferd-Ausgabe 9/2020.