Text: Alexandra Koch             Foto: imago images/ Frank Sorge

Zum einen ist es der Klimawandel, der 
dafür sorgt, dass in unseren Breiten immer neue 
Probleme durch eingewanderte Tier- und Pflanzenarten entstehen, zum anderen spielt natürlich auch die 
Globalisierung eine große Rolle

Der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) gehört zu der Familie der Schmetterlinge. Die erwachsenen Falter sind für Mensch und Tier völlig ungefährlich. Es sind demnach die Raupen, welche den Kern der Problematik darstellen. Und dieser bringt teilweise gewaltige Spuren mit sich. Wohl kaum jemand, dem nicht bereits in Parks, auf Spielplätzen oder am Straßenrand weiträumige Absperrungen um Eichen aufgefallen sind. Denn auch Eichenprozessionsspinner übertragen eine Zoonose, sind also für Tiere und Menschen gefährlich. Daher sollen auch keine Spaziergänger oder spielende Kinder mit vom Baum fallenden Raupen in Kontakt kommen.

„In den letzten Jahren gab es durch die heißen Sommer und milden Winter eine massenhafte Verbreitung über alle Bundesländer“, erklärt Dr. Enrica Zumnorde-Mertens. „Die Weibchen legen Ende Juli bis Anfang September ihre Eier ab. Das Areal, in dem die Nester vorgefunden werden, erweitert sich um geschätzt 7,5 Kilometer pro Jahr. Der Embryo entwickelt sich noch im Herbst zur fertigen Jungraupe, die im Ei überwintert. Die Raupen schlüpfen etwa ab Mitte April bis in den Mai, die weitere Entwicklung verläuft in fünf bis sechs Stadien bis zur Verpuppung. Ab dem dritten Larvenstadium werden von den Larven Brennhaare ausgebildet (ab Mai/Juni), die für Mensch und Tier gefährlich sind. Die Brennhaare sind maximal 0,2 Millimeter lang; ihre Anzahl nimmt mit jedem weiteren Entwicklungsstadium zu. Eine Altraupe besitzt bis zu 700.000 Brennhaare.“
Befallen werden meist Einzelbäume und lichte Eichenwälder. Allerdings befinden sich die Nester auch auf anderen Baumarten wie Hainbuchen.

Die Brennhaare haben Widerhaken, welche ein reizendes Nesselgift namens Thaumetopoein enthalten. Sie können Haut und Schleimhaut durchdringen und sich dort festsetzen. „Diese Brennhaare brechen leicht ab und werden dann durch Luftströmungen über weite Strecken getragen; bei Gefahr können die Raupen sie auch aktiv abwerfen. In Studien konnten Brennhaare Kilometer entfernt von einem Nest gefunden werden“, erläutert Dr. Zumnorde-Mertens. Die Haare können ihr gesundheitsgefährdendes allergisches Potential für Mensch und Tier über Jahre behalten.
Die Symptome können Minuten bis Stunden nach dem Kontakt auftreten. „Die Empfindlichkeit und die Reaktionsintensität steigen mit der Häufigkeit der Kontakte stetig an; allergische Reaktionen bis zum Schock können auftreten“, so Dr. Zumnorde-Mertens. „Bei Pferden ist besonders oft das Maul und die Zunge bzw. Maulhöhle betroffen, da sie beim Grasen Kontakt zu Brennhaaren haben können. Bei Kontakt mit den Augen kommt es zur Entzündung der Bindehaut am Auge. In Experimenten wurden durch die Aufnahme von Eichenprozessionsspinnern Fehlgeburten bei tragenden Stuten ausgelöst.“
Wenn ein Pferd mit dem Eichenprozessionsspinner in Kontakt kam, sollten sobald wie möglich Maßnahmen eingeleitet werden. Dazu gehört das Abduschen des gesamten Pferdekörpers. Anschließend sollte vorsichtiges gründliches Abbürsten des Pferdes erfolgen. Zu hoher Druck sollte dabei nicht ausgeübt werden, da dies die Brennhaare in die Haut drücken könnte.

„Bei deutlichen Hautreaktionen, starkem Juckreiz, Schwellungen im Bereich der Augen oder der Atemwege, Atemproblemen, Koliksymptomen, Anzeichen allgemeiner Schwäche (Zittern/Schwanken) und Fieber muss der Pferdehalter sofort den Tierarzt verständigen“, betont Dr. Zumnorde-Mertens. „Bei schwachen Symptomen und vor dem Eintreffen des Tierarztes sollten die betroffenen Bereiche gekühlt und zur Prophylaxe von Kreislaufproblemen auf jeden Fall Wasser angeboten werden.“

Es ist möglich, dass die Pferde so panisch werden oder der Juckreiz so stark ist, dass sie sich selber verletzen. Dies sollte miteinkalkuliert werden. Auch die Ausrüstung sollte nach dem Kontakt gewaschen werden. Zum eigenen Schutz sollte der Pferdehalter bei allen Maßnahmen unbedingt Handschuhe tragen.
Als Prävention sollten abgesperrte Gebiete umgangen und auf die Beweidung in der Nähe von betroffenen Bäumen sollte ebenfalls verzichtet werden.
Ein besonderes Augenmerk sollte zudem auf dem Heu liegen. „Keine Heugewinnung von Wiesen, die sich in der Nähe befallener Bäume befinden, heißt die Devise“, erläutert Dr. Zumnorde-Mertens. „Besonders vom Baum herabgefallene Nester können ins Heu geraten und stellen dort eine Gefahrenquelle dar. Es ist daher dringend anzuraten, das Heu zu kontrollieren und kontaminiertes Heu zu entsorgen. Auch, wenn Pferde davon zuvor schon problemlos gefressen haben, da sich die Reaktion bei jedem Kontakt verschlimmern kann!“

Den kompletten Artikel mit weiteren „Exoten der Natur“ finden Sie in der aktuellen Mein Pferd-Ausgabe.