Text: Anna Castronova    Foto: www.slawik.com

Weiche Gallen stören in der Regel nicht. Trotzdem weisen sie auf einen entzündlichen Prozess im Gelenk hin und sollten deshalb nicht ignoriert werden.

Fast jedes Pferd hat sie irgendwann einmal: Gallen. Die beulenartigen Verdickungen an Gelenken, Sehnen oder Schleimbeuteln bilden sich meist am Fessel-, Sprung- oder Kniegelenk. Jede dieser Beulen besteht aus einer Ansammlung überschüssiger Flüssigkeit – die Ursache für Gallen ist also entweder, dass zu viel Flüssigkeit produziert wird oder dass diese nicht schnell genug abgebaut wird.

Solange die Gallen weich sind, stören sie die Pferde in der Regel nicht. Manchmal verschwinden sie auch wieder – dann wird die Flüssigkeit vom umliegenden Gewebe absorbiert. Werden die Beulen jedoch warm oder druckempfindlich, deutet dies auf ein akutes Problem hin. Verhärten sie sich gar, können sie Schmerzen verursachen und schlimmstenfalls zu Lahmheiten führen. Deshalb sollte man Gallen stets im Auge behalten und sich vor allem überlegen, woher sie kommen.

Ständige Reizung der Gelenke

„Ganzheitlich betrachtet sind Gallen eine größere Baustelle, denn sie weisen darauf hin, dass im Gelenk ein entzündlicher Prozess stattfindet“, sagt Tierheilpraktikerin Nicole Farr. Um das zu verstehen, muss man sich vor Augen führen, woran es liegt, dass zu viel Flüssigkeit produziert wird. „Die sogenannte Synovia (Gelenkflüssigkeit) schmiert im Normalfall das Gelenk, ernährt den Gelenkknorpel und transportiert Stoffwechselprodukte ab“, erklärt Farr. „Werden Gelenke jedoch permanent gereizt, steigt die Flüssigkeitsproduktion, der Abtransport hält nicht mehr mit, und das Gelenk füllt sich immer mehr.“ Das Gleiche passiert in Schleimbeuteln oder Sehnenscheiden, die ebenfalls eine Membran haben, welche Synovia produziert. „In diesem Fall sind Gallen also ein Warnsignal, das auf eine Entzündung durch mechanische Reizung hinweist, die irgendwann zu Arthrose führen kann“, warnt die Tierheilpraktikerin.

Klassische Auslöser dafür sind dauernde Überbelastung – vor allem von jungen Pferden, deren Konstitution noch weich ist –, unzureichendes Warmreiten und häufige Arbeit auf zu hartem oder zu weichem Boden. Häufig werden Gelenke, Sehnen und Sehnenscheiden auch durch angeborene Fehlstellungen dauerhaft strapaziert. Deshalb sollten Pferde von klein auf eine professionelle Hufpflege bekommen.

Es gibt aber auch andere Auslöser: So haben zum Beispiel Pferde, die gerne gegen die Boxenwände treten, häufig Gallen an den Sprunggelenken (die sogenannten Piephacken). Hier helfen Gummimatten an den Wänden, die Schläge etwas abzudämpfen. Auch Tritte durch andere Pferde oder ein Anschlagen an Hindernisse oder Paddockstangen kommen als Ursache infrage. Kapselrisse können ebenfalls Gallen zur Folge haben: Zerrungen oder Quetschungen können die Gelenkkapsel beschädigen, sodass die Gelenkflüssigkeit frei wird. Durch offene Verletzungen am Gelenk tritt Synovia aus. Für Bakterien ist es nun ein Leichtes, einen Weg in das Gelenk zu finden und die Gelenkkapsel zu schädigen.

Und was, wenn die Gallen schon immer da waren? In diesem Fall stammt die Flüssigkeitsansammlung wahrscheinlich von einer älteren Verletzung oder Überbeanspruchung der Sehnen und Gelenke – frei nach dem Motto „einmal Galle, immer Galle“. Denn auch ohne akute Entzündung bleiben die beulenartigen Verdickungen zurück, da sich die Flüssigkeitsräume einmal ausgedehnt und damit das Gewebe geweitet haben. Es gibt übrigens auch Pferde, die generell ein schwaches Bindegewebe haben und deshalb verstärkt zu Gallen neigen.

… den kompletten Artikel lesen Sie in der Mein Pferd-Ausgabe 1/2020.