Text: Nora Dickmann        Foto: www.Slawik.com

COPD (Chronic Obstructive Pulmonary Disease) ist eine chronisch-entzündliche Lungenerkrankung bei Pferden. Teile des Lungengewebes sind hierbei bereits irreparabel geschädigt und beeinträchtigen die Atmung des Pferdes

Was ist COPD?

Während man im englischsprachigen Raum von COPD spricht, wird in Deutschland oft die Bezeichnung COB für Chronische Obstruktive Bronchitis verwendet. Diese ist auch als RAO (=Recurrent Airway Obstruction), als wiederkehrende Atemwegsobstruktion oder Dämpfigkeit bekannt. Kurz gesagt, beschreibt COPD also eine chronische Lungenerkrankung, die mit Schleimbildung und/oder dem Anschwellen beziehungsweise Verkrampfen der Atemwege einhergeht. Man sollte allerdings die Abgrenzung zu Dämpfigkeit beachten. Diese beschreibt nämlich eine chronische Atemwegserkrankung mit Ausbildung einer sogenannten „Dampfrinne“, während diese bei der klassischen COPD nicht auftritt. Heute wird das Wort „Dämpfigkeit“ mit der chronisch obstruktiven Bronchitis beim Pferd gleichgesetzt – obwohl streng genommen etwas anderes damit gemeint ist. Die Tiermedizin hat sich darauf geeinigt, die Atemwegserkrankungen neu zu definieren und in zwei Gruppen zu klassifizieren: RAO (siehe oben) und IAD (= Inflammatory Airway Desease), also der entzündlichen Atemwegserkrankung.

Wie sieht das Krankheitsbild aus?

Die Lunge reagiert bei COPD stärker als nötig und in einer allergieähnlichen Art auf Pilzsporen, bakterielle Toxine und Feinstaub und manchmal auch auf Pollen oder andere klassische Allergene. Zudem ist der Sauerstoffaustausch reduziert, weil die Atemluft durch die verengten Bronchien und durch den vielen Schleim schlecht in die Lungenbläschen gelangt. Später kommt es zu Entzündungen und Verkrampfungen im Lungenapparat der Pferde. Oft geht dem Ganzen ein zunächst harmloser bakterieller oder viraler Infekt der Atemwege voraus.

Welche Symptome hat ein Pferd, das unter COPD leidet? Erste Symptome sind leichter, nur schwach ausgeprägter weißer Nasenausfluss, einmaliges Husten nach dem Antraben oder Wälzen sowie Leistungsabfall in der Bewegung oder längere Erholungsphasen. Diese Anzeichen können darauf hinweisen, dass sich im Lungenapparat problematische Immunreaktionen langsam hochschaukeln.

Wie sieht die Untersuchung aus, und wie wird die Diagnose gestellt? Nach der anfänglichen Anamnese, bei der vor allem auf Haltungsbedingungen eingegangen wird, folgt eine klinische Allgemeinuntersuchung. Hier wird ein Gesamteindruck der Atemwegsorgane ermittelt. Das Abhören der Luftröhre und der beiden Lungenflügel erfolgt unter forcierter Atmung, die durch eine vorübergehende Atmungshemmung ausgelöst wird. Nur so können normale von krankhaften Atemgeräuschen unterschieden werden. Durch systematisches Abklopfen (Perkussion) des Lungenfeldes kann der Tierarzt feststellen, ob eine Vergrößerung des Lungenfeldes vorliegt. Um festzustellen, ob Antibiotika gegeben werden muss oder nicht, wird der schleimige Auswurf im Labor auf Bakterien untersucht. Mittels Bronchoskopie kann der umfangreichste Eindruck der Atemwegserkrankungen gewonnen werden. Unter einer leichten Sedierung wird eine Kamera von den oberen bis in die tiefen Atemwege eingeführt. Die Schleimhautfarbe und -schwellung sowie die Menge und Beschaffenheit des in der Lunge vorhandenen Schleims wird begutachtet. Eine weitere Methode ist die Bronchio-alveolären-Lavage. Hier wird mittels steriler Kochsalzlösung eine Spülprobe aus der Tiefe der Lunge gewonnen und untersucht. Ebenfalls können Ultraschall, Röntgen oder eine Lungenbiopsie eingesetzt werden.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

An erster Stelle sollte der Auslöser eliminiert werden. In den meisten Fällen bedeutet das Haltungsoptimierung: staubfreie Einstreu und qualitativ hochwertiges Raufutter. Bei der medikamentösen Therapie werden Schleimlöser gegeben, damit das Pferd den Schleim auswerfen kann. Außerdem werden die Bronchien entkrampft bzw. erweitert. Kortison hingegen drosselt die asthmatische Reaktion der Lunge, sodass auch andere Symptome abklingen. Das heißt: Es wird weniger Schleim gebildet, die spastische Verengung der Bronchien lässt nach, und die Bronchialschleimhaut schwillt ab. Bewegung, frische Luft und die schleimlösenden, entkrampfenden und entzündungsmindernden Wirkstoffe aus Kräutern helfen, festsitzenden Schleim zu lösen, und bauen die Abwehrleistung des Lungenapparates beim Pferd wieder auf.

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