Text: Sophia Arnold           Foto: www.Slawik.com

Die Pferdewaage als Gewichtsindikator ist ein guter Anfang; vor allem, wenn man bedenkt, dass immer mehr Pferde unter Übergewicht leiden. Der Body Condition Score betrachtet neben dem Gewicht auch den Ernährungszustand und gibt so zusätzlich Aufschluss, ob das Pferd zu dick ist

Was ist der Body Condition Score?

Dass das eigene Pferd zu dick ist, gibt wohl kaum ein Reiter gerne zu. Doch sieht man das Tier jeden Tag, fallen einem solche Veränderungen oft erst spät auf. Der regelmäßige Besuch einer Pferdewaage hilft, das Gewicht im Auge zu behalten und große Unterschiede festzustellen. Trotzdem kann das reine Gewicht irreführend sein, da Muskelmasse, Fett und Knochen nicht unterschieden werden. Der Body Condition Score (BCS) betrachtet verschiedene Bereiche des Pferdes visuell und fühlend, um den Ernährungszustand bzw. die Körperkondition festzustellen. National und international gibt es, aufgrund verschiedener Bewertungssysteme, unterschiedlich viele Stellen, die betrachtet werden.

Wie wird der BCS ermittelt?

Während auf weltweiter Ebene meist nach Wright et al. (1998) sowie Carroll und Huntington (1988) beurteilt wird, liegt in Deutschland meist das System von Schramme und Kienzle aus 2004 zu Grunde. Beurteilt werden sechs Körperpartien, an denen sich häufig Fettreserven finden. Dazu zählen der Hals, die Schulterpartie, die Rippen der Brustwand, Rücken und Kruppe, Hüfthöcker sowie die Linie zwischen Schweifansatz und Sitzbeinhöcker. Zur Beurteilung sollte das Pferd geschlossen auf einem ebenen Untergrund stehen, damit die Ergebnisse nicht verfälscht werden. Bei regelmäßiger Messung sollte immer zu einer ähnlichen Tageszeit gemessen werden, da auch das Gewicht eines Pferdes je nach Zeitpunkt schwankt. Die verschiedenen Abschnitte werden dann zunächst betrachtet, danach erfühlt und ertastet und mit der BCS-Tabelle abgeglichen. Jeder Körperbereich des Pferdes wird dann einem Abschnitt der Tabelle zugeordnet.

Wie beurteile ich das Ergebnis?

Der BCS wurde für Warmblüter entwickelt. Rassespezifisch kann es zu Unterschieden bzw. Abweichungen kommen. So ist bei Barockpferden und vielen amerikanischen Rassen eine rundere Hüfte gewünscht, die bei der BCS Beurteilung als zu dick gelten würde. Auch alte Pferde bauen schnell Fettgewebe ab und leiden oft unter Senkrücken. Diese Abweichungen sind unbedingt zu beachten. Nach Auswertung der einzelnen Partien steht der Allgemeineindruck anhand der vergebenen Punkte fest. Liegt das Pferd im Bereich 1–3, ist das Pferd untergewichtig bis hin zu lebensbedrohlich dünn. Hier sollte ein Tierarzt zu Rate gezogen werden. Der Bereich 4–6 zeigt Normalgewicht an. Die Leistungsfähigkeit eines Pferdes ist Garlinghouse et al. (1999) zufolge bei Pferden mit einem Body Condition Score von 5,5 am höchsten. Bei der Einordnung über 6 ist das Pferd übergewichtig und sollte dringend abnehmen.

Welche Auswirkungen kann der BCS haben?

Sowohl Über- als auch Untergewicht kann bei Pferden zu Krankheiten führen. Rutscht man in der Beurteilung auf einen BCS von drei, leidet die Leistungsfähigkeit des Pferdes. Aufgrund mangelnder Energiezufuhr kann das Pferd keine Muskulatur aufbauen. Wird das Tier als „dick“ bis zu „fett“ eingeordnet, können Krankheiten wie Hufrehe oder Equines Metabolisches Syndrom (EMS) entstehen.