Text: Nora Dickmann       Foto: www.Slawik.com

Sobald die Tage kürzer, das Wetter kühler und die Pferde plüschiger werden, dauert es nicht mehr lange, bis der Winter den Herbst ablösen wird. Wir holen unsere Winterjacke, Mütze und Schal hervor. Die Pferde hingegen schieben das Fell nach und sehen bald aus wie dicke Teddybären. In dieser Zeit leistet der Organismus des Tieres enorm viel

Pferd scheren?

Wenn gar nichts mehr geht und das Pferd während des Trainings dauernd schwitzt, kommen Pferdebesitzer oft nicht darum herum, ihr Pferd zu scheren. Vor allem durch die riesige Auswahl an Decken, die jedes Jahr den Fachhandel ziert, wird das Thema immer akuter. Auch am Stall bekommt man manchmal ein schlechtes Gefühl, wenn drum herum alle Pferde eingedeckt sind, nur das eigene nicht. Wie immer gibt es im Reitsport zwei Meinungen: Die einen beharren darauf, dass ein Pferd ohne eine Decke auskommt, da es Kälte gut verträgt. Die anderen sind fest davon über- zeugt, dass kein Winter ohne die passende Pferdedecke verstreichen darf. Aber welcher Weg ist nun der Richtige?

Blickt man auf die Evolution der Tiere zurück, wird klar, dass die Wildpferde natürlich nie eingedeckt waren und dies auch nicht brauchten. Die Lebensbedingungen und körperlichen Eigenschaften waren aber natürlich ganz anders als bei den heute domestizierten Pferden. Unter natürlichen Umständen können die Pferde sich gut gegen Kälte selbst schützen. Diese Bedingungen sind aber bei der heutigen Haltung meist nicht gegeben. Grundsätzlich fällt es nämlich allen Pferden leichter, sich aufzuwärmen als sich herunterzukühlen. Aber durch die Zucht haben die heutigen Pferde nicht mehr das dicke, lange Fell, wie es einst das Wildpferd hatte. Heute haben Hauspferde dünneres, feineres Haar, das nicht so gut isoliert. Normalerweise nutzt das Pferd die sogenannte Pilorektion, also das Aufstellen oder Drehen der Haare, um sich zu wärmen. Dies geschieht durch die Haarbalgmuskeln.

Wird das Tier aber in Boxen gehalten oder eingedeckt, ist dieser Muskel deutlich weniger trainiert, und das Pferd kann sich schlechter selbst wärmen. Zu den genannten Haltungsformen kommt noch hinzu, dass Sportpferde dünneres Haar haben als nordische Pferde, wie beispielsweise Norweger. Würden diese Sportpferde so gehalten werden wie die nordischen Verwandten, kann man davon ausgehen, dass aufgrund der züchterischen Einflüssen die Tiere frieren würden. In der freien Wildbahn fahren Pferde ihre Bewegungsaktivität im Winter herunter, um nicht so viel Wärme produzieren zu müssen. Durch die Belastung, der unsere Pferde auch im Winter ausgesetzt sind, müssen sie dann jedoch mehr Wärme produzieren. Wird das Pferd extrem robust gehalten, muss es nicht eingedeckt werden. Ein älteres, kränkliches Pferd oder Tiere, die regelmäßig trainiert werden, werden eher nicht um die Decke herumkommen, wenn auch nur an sehr kalten Tagen.

Den gesamten Artikel finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.