Text: Nora Dickmann        Foto: Adobe Stock/ Alonbou

Sobald die Tage kürzer, das Wetter kühler und die Pferde plüschiger werden, dauert es nicht mehr lange, bis der Winter den Herbst ablösen wird. Wir holen unsere Winterjacke, Mütze und Schal hervor. Die Pferde hingegen schieben das Fell nach und sehen bald aus wie dicke Teddybären. In dieser Zeit leistet der Organismus des Tieres enorm viel

Pferde sind Individuen, das ist uns allen bewusst. So ist es aber auch mit ihrem Fellwechsel. Je nach Witterungsbedingungen, Haltungsform und Alter des Tieres kann sich der Kleiderwechsel über Wochen oder Monate hinziehen. Es ist eine wahre Belastungsprobe, vor allem im Herbst und Frühjahr, wenn die Abwehrkräfte des Pferdes meist eh schon geschwächt sind. Während dieser Zeit arbeitet der Organismus des Tieres mit Hochdruck daran, neues Haar zu schaffen. Diese neue Haarschicht besteht aus bestimmten Aminosäuren, Proteinen und Liquiden. Die Temperatur, der das Pferd ausgesetzt ist, spielt beim Fellwechsel selbst eine eher untergeordnete Rolle. Sie beeinflusst allerdings die Dichte und Länge des Fells. Darum verwundert es auch nicht, dass Offenstallpferde oder Tiere, die viel und lange draußen stehen, ein dichteres Winterfell bekommen als Pferde, die überwiegend im Stall gehalten werden.

Viel mehr Einfluss auf den Fellwechsel hat hingegen das Tageslicht. Die Zirbeldrüse des Pferdes registriert die Veränderungen des Lichtes und produziert entsprechend Melatonin. Dieses Hormon ist unter anderem für den Biorhythmus verantwortlich. Um das Tier zu schützen, muss das Immunsystem in Takt sein. Dieses besteht aus verschiedenen Molekülen, Organen und Zelltypen, die zusammenwirken. Da die Haut das größte Organ des Tieres ist und den Körper vor äußeren Einflüssen schützt, ist es auch kein Wunder, dass sie für die Wärmeregulation und die Immunabwehr zuständig ist. Auch Leber, Niere und Darm spielen eine Rolle beim Ablauf des Fellwechsels: Sie entlasten bei guter Funktionalität die Haut als Entgiftungsorgan.

Unterstützend füttern

Im Herbst ist es wichtig, die Tiere bestmöglich zu unterstützen. Gerade wenn im Herbst der Nährstoffgehalt im Gras sinkt, wird das Pferd auf der Koppel nicht mehr ausreichend versorgt. Vor allem der erhöhte Bedarf an Mineralstoffen, Vitaminen und Spurenelementen sollte gedeckt werden. Vitamin A und B, Kupfer, Zink und Selen sowie ungesättigte Fettsäuren und Aminosäuren spielen hier eine entscheidende Rolle. Wird Heu lange gelagert, enthält es meist nicht mehr ausreichende Nährstoffe, um den Bedarf von Beta-Karotin, Proteinen und Energie zu decken. Dies kann jedoch mit Heu- oder Luzerne-Cobs aufgefangen werden. Hier sind weitere Futtermittel, die das Immunsystem zu dieser Jahreszeit besonders gut unterstützen, aufgelistet:

• Bierhefe versorgt das Pferd mit Lysin, Vitamin B, Mineralstoffen und regt zusätzlich den Stoffwechsel an. Hefe wirkt sich dazu wachstumsfördernd auf Haare aus und unterstützt die Zellneubildung.

• Hagebutten eignen sich ebenfalls. Der hohe Vitamin-C- und Biotin-Gehalt machen sie zu einem tollen Begleiter in der Zeit des Fellwechsels.

• Etwa zehn Prozent mehr Energie benötigen Pferde während des Fellwechsels. Um ihnen mehr Energie liefern zu können, bieten sich Pflanzenöle an. Jedoch sollte das Tier erst an die erhöhte Zugabe von Öl gewöhnt werden. Die Dosierung sollte deshalb langsam angepasst werden.

Weitere Tipps, wie das Pferd im Fellwechsel unterstützt werden kann, erhalten Sie in der neuen Mein Pferd- Ausgabe.