Text: Aline Müller              Foto: Cadamos Verlag/ Alexandra Evang

Wenn Pferden Boxenruhe verordnet wird, tritt schnell Frust auf. Der wiederum gefährdet die Gesundung. Durch die richtige BeschäftigungundPflege kann einem solchen Teufelskreis vorgebeugt werden. Dabei ist es wichtig, auch die Bedürfnisse und den Charakter des Pferdes zu beachten

Touch“ oder einen Target berühren

Diese Übung ist eine gute Grundlage für weitere Dehnungsübungsvarianten. Das Pferd lernt, dass es etwas Bestimmtes berühren soll. Zum Beispiel mit dem Maul.

Ein Softball an einem Stab oder einer Gerte oder eine Fliegenklatsche kann hier als Target-Stick dienen. Sie können aber auch Ihre Hand nutzen. Wenn Ihr Pferd mit dem Klicker-Training vertraut ist, können Sie jedes Mal klicken, wenn es Ihre Hand berührt. Oder Sie setzen ein Lobwort ein. Versteht Ihr Pferd das Prinzip, verknüpfen Sie die Berührung mit dem Signalwort „Touch“. Die Höhe des Target-Sticks oder Ihrer Hand können Sie variieren und Ihren Vierbeiner so etwas zur Dehnung nach vorne-unten animieren. Wenn Sie den Stick oder die Hand nach rechts oder links bewegen, muss sich Ihr Pferd im Hals biegen. Passen Sie die Intensität langsam an, und beachten Sie Grenzen. Bei Halswirbelbrüchen oder Anbrüchen, Muskelabrissen oder Primärschäden an Kopf und Hals dürfen Targetübungen mit Dehnungen nicht ausgeführt werden.

Faszien im Blick behalten

Viele Probleme, die in und nach der Boxenruhe entstehen, hängen mit den faszialen Strukturen zusammen.

Bei Faszien handelt es sich um faserige Bindegewebsstrukturen. Sie durchdringen und umhüllen den gesamten Körper als eine Art Netzwerk. Sie geben der Muskulatur Form und Stabilität. Gleichzeitig schützen sie diese vor Verletzungen. Außerdem sorgen sie dafür, dass die Muskulatur gedehnt und die Spannung gehalten werden kann. Faszien sind Teil des Nervensystems und mit dem vegetativen Nervensystem verbunden. Sie geben Informationen an das Gehirn weiter. Fehlende Bewegung kann Verklebungen der Faszien verursachen. Wenn nun auch noch Schmerzzustände hinzukommen, wird das Pferd bei Boxenruhe schnell weniger beweglich oder sogar regelrecht steif in den Bewegungen. Durch die beeinträchtigten Faszien wird das Gewebe nicht mehr so gut versorgt, Stoffwechsel und Immunsystem verlieren an Kraft. Auch die Regenerationszeit des Pferdes ist herabgesetzt. Daher kann es sinnvoll sein, die Faszien wieder geschmeidig zu machen und Verklebungen zu lösen. Am besten suchen Sie sich einen geeigneten Therapeuten, der Verklebungen bei Ihrem Pferd aufspürt und Ihnen Techniken zeigt, wie sie diese auch eigenständig während und nach der Boxenruhe lösen können. Große Erfolge können bereits mit simplen Massagetechniken erzielt werden – manuell oder zum Beispiel mit Hilfe eines Striegels.

Weitere Übungen für eine pferdegerechte Boxenruhe finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.