Text: Sophia Arnold     Foto: www.Slawik.com

Pferdebeine sind empfindlich, das ist jedem Reiter bekannt. Doch so vorsichtig man ist, immer wieder kommt es vor, dass das Pferd gerade im Herbst oder Winter mit dicken Beinen im Stall steht. Mit der Umstellung von Sommer auf Winterzeit ändert sich bei unseren Pferden aber mehr, als viele denken.

Ein häufiges Problem im Herbst und Winter sind angelaufene Beine. Wenn das Pferd mit dicken Beinen aus der Box geholt wird, ist dies jedoch nicht unbedingt ein Grund zur Panik. Auch wenn es oft schlimm aussieht, können angelaufene Beine auch Ursachen haben, die keine langwierige Behandlung bedürfen. Mit circa 8.000 Lymphknoten haben Pferde mehr als zehn Mal so viele Lymphknoten wie Menschen. Das Lymphsystem der Pferde ist jedoch im Vergleich zum menschlichen sehr langsam. Überschüssige Nährstoffe und Flüssigkeiten, die sich im Gewebe befinden, werden vom Lymphsystem abgeführt. Zu den Stoffen, die vom Lymphsystem abgeführt werden, gehören unter anderem Eiweiße und Giftstoffe. Im Lymphknoten wird die Lymphe dann gefiltert und gereinigt, bevor sie wieder ins Venensystem abgegeben wird.

In den Beinen staut sich Lymphflüssigkeit besonders häufig, da dort entgegen der Schwerkraft gearbeitet werden muss. Besonders anfällig für Lymphstau sind die Hinterbeine. Sind die Beine des Pferdes also dick, aber weder warm noch schmerzhaft, und die Schwellungen lassen sich eindrücken, handelt es sich möglicherweise um einen Lymphstau. Wenn das Pferd dann bewegt wird, wird die Lymphbewegung im Organismus angekurbelt, und die Beine werden wieder klar. 
Auch starke Temperaturschwankungen, wie sie im Herbst zwischen Tag und Nacht häufig vorkommen, können ein Auslöser für angestaute Lymphflüssigkeit sein. Der bereits erwähnte Fellwechsel strengt zudem das Immunsystem der Tiere an, was sich ebenfalls auf den Lymphfluss auswirken kann. Zusätzlich zur Bewegung hilft es auch, die angelaufenen Beine zu kühlen. 
In diesem leichten Fall angelaufener Beine zeigt sich also eine Unordnung im Pferdekörper, diese sollte jedoch nach wenigen Tagen überstanden sein.

Warme Beine


Obacht ist geboten, wenn die Beine des Pferdes warm und angeschwollen sind. Oft liegt eine Entzündung, eventuell in Folge einer Verletzung, vor. Hierbei kann es sich auch um kleine Verletzungen handeln, die schon wieder verschlossen sind, jedoch von Bakterien befallen wurden. Gerade kleine Verletzungen, die nicht stark bluten, sind besonders gefährdet, da die Bakterien nicht durch Blut weggewaschen werden. Wächst die Wunde dann zu, und die Bakterien werden eingeschlossen, entsteht der klassische „Einschuss“, auch Phlegmon genannt. Auch wenn die Verletzung und die entsprechende Entzündung nur sehr klein sind, kann es sich trotzdem auf das gesamte Pferdebein auswirken. In diesem Fall sollte ein Tierarzt zu Rate gezogen werden, da der Einsatz von Antibiotika nötig sein kann. Während bei angestauter Lymphflüssigkeit gekühlt werden soll, sollte bei einem Einschuss eher mit Wärme gearbeitet werden. So weiten sich die Gefäße, und die Entzündung kann durch den erhöhten Blutfluss weggespült werden. Zudem wirkt Wärme bei Entzündungen schmerzlindernd. Sieht man die Wunde früh genug oder handelt es sich um einen Stich, kann dieser im ersten Moment natürlich gekühlt werden, um die Entzündung gar nicht erst entstehen zu lassen.

Elefantenbein



Auch Phlegmone sollten innerhalb von spätestens 14 Tagen abheilen. Bleibt das Bein angeschwollen, wird von einer chronischen Störung des Lymphflusses, der Elephantiasis, gesprochen. Das Bein muss in diesem Fall nicht dauerhaft übermäßig angeschwollen sein, auch kleinere Schwellungen können Symptom einer chronischen Störung des Lymphflusses sein. Häufig stehen die Haare an diesem Bein ab oder fallen aus. Typische Anzeichen für eine Elephantiasis sind dicke Falten, beginnend in der Fesselbeuge, die auch die Durchblutung des Kronsaums beeinträchtigen können. Hieraus entsteht dann ein schlechtes Hornwachstum und Ringbildung. Das Pferd verspürt in diesem Stadium in den meisten Fällen keinen Schmerz, läuft also lahmfrei, und auch der Allgemeinzustand ist gut. Am befallenen Bein verändert sich das Gewebe so, dass es hart wird, da die eingelagerten Eiweiße nicht abtransportiert werden.

Weitere Informationen zum Thema „Angelaufene Beine“ erhalten Sie in der Ausgabe 12/20.