Abmagerung, Abort, Abzess, Afrikanische Pferdepest, Agression, Arthritis/Arthrose
[textblock][bildlinks webeditionid=““/][inhalt]Abmagerung
Inanition

Definition
Ein Pferd gilt als abgemagert, wenn die Rippen deutlich zu sehen sind. Offiziell spätestens wenn sein Körpergewicht auf unter 80% des Normalgewichts gesunken ist. Das wäre bei einem 500kg-Pferd allerdings bereits eine Gewichtsreduktion um 100kg.

Erscheinungsbild und Krankheitsverlauf
Bei einem zu dünnen Pferd sind die Rippen und Dornfortsätze der Wirbelsäule zu sehen. Von hinten steht deutlich die Wirbelsäule heraus und die Hüfte ist unbemuskelt und eingefallen. Hinzu kommen häufig eine schlechte Kondition und stumpfes Fell. Dabei sollte man sich von einem Blähbauch nicht täuschen lassen, da er trotz Abmagerung bestehen kann. Besonders bei jungen und alten Pferden kann ein Gewichtsverlust sehr schnell erfolgen. Dabei verschlechtern sich meist auch der Allgemeinzustand und die Kondition. Kreislaufprobleme treten auf, die Leistungsfähigkeit des Pferdes verschlechtert sich. Unterernährte Pferde können keine gute Muskulatur aufbauen. Gelenke und Bänder sind dadurch weniger geschützt und werden empfindlicher.  Oft schwellen die Gelenke leicht an. Auch der Verdauungstrakt kann erkranken. Kotwasser, Durchfall, Verstopfung oder eine Kolik kommen vor. Das Fell wird stumpf und wegen der fehlenden Fettschicht anfälliger für Scheuerstellen und Verletzungen. Auch die Infektanfälligkeit steigt, da die körpereigene Abwehr nicht mehr ausreichend funktioniert. Bei Lungenwurmbefall kann es beispielsweise zu Husten und Nasenausfluß kommen. Auch Gelbsucht kann auftreten. Der Pferdebauch ist entweder eingefallen oder gebläht. Je nach Ursache besteht die Gefahr, dass Organe geschädigt werden. Dies kann etwa bei einer starken Verwurmung eintreten. Sind Schmerzen oder innere Entzündungen die Ursache der Gewichtsabnahme, entsprechen die Symptome  denen  der vorliegenden Grunderkrankung.

Ursachen
Abmagerung kann viele Ursachen haben. Dazu zählen Wurmbefall, Zahnhaken, Stoffwechselstörungen oder Mangelerscheinungen. Es kann auch sein, dass das Pferd aufgrund von schlechter Futterqualität, Mattigkeit oder Schmerzen einfach schlecht frisst. Oder es fühlt sich in seiner Umgebung unwohl und gestresst und verweigert daher das Futter. Außerdem kann sich der Nährstoffbedarf aufgrund von Alter oder inneren Erkrankungen erhöht haben, so dass das Pferd mit der bisherigen Futterration nicht mehr auskommt. Weitere Verursacher sind Viruserkrankungen.

Sofortmaßnahmen
Zunächst muss die Ursache geklärt werden. Dabei helfen folgende Fragen: Frisst das Pferd schlecht? Bekommt es zu wenig Nahrung angeboten? Nimmt es trotz ausreichender Futtermenge ab?
Verweigert das Pferd angebotenes Futter, muss die Qualität überprüft werden. Verdorbenes oder staubiges Futter gehört nicht in die Futterkrippe. Vielleicht schmeckt dem Pferd das Futter auch nicht, was zum Beispiel durch mitverfütterte Medikamente der Fall sein kann. Dann sollten diese gesondert verabreicht werden. Ist das Futter in Ordnung, kann Stress der Grund für die Appetitlosigkeit sein. Vielleicht wird das Pferd in der Herde gejagt oder es hat erst kürzlich Besitzer oder Stall gewechselt. Auch eine zu starke Beanspruchung ist möglich. Hier sollte für Ruhe und einen funktionierende Herdenverband gesorgt werden. Ein rangniedriges Pferd in Offenstallhaltung, das vom Futterplatz vertrieben wird, sollte separat gefüttert werden.
Hat das Pferd Mühe beim Kauen, müssen die Zähne kontrolliert werden. Vielleicht haben sich Zahnhaken gebildet, die abgeraspelt werden müssen. Bei älteren Pferden sind die Zähne manchmal schon zu abgenutzt, um normales Kraftfutter zu zerkleinern. Hier sollte auf leicht kaubares Futter umgestellt werden (Rübenschnitzel, spezielles Seniorenfutter, gequetschter Hafer).
Können beim Fressverhalten keine Auffälligkeiten beobachtet werden, muss eine Kotuntersuchung auf Würmer und Bandwürmer erfolgen (auch wenn regelmäßig entwurmt wurde). Bei positivem Befund muss gegebenenfalls auch mehrmals entwurmt werden. In jedem Fall sollte die Futterration bei einem mageren Pferd an den offenbar erhöhten Bedarf angeglichen werden. Öle, Mash und Aufbaufutter können helfen, das Gewicht wieder herzustellen. 

Behandlung
Der Tierarzt führt eine Allgemeinuntersuchung durch. Ist das Pferd entwurmt und hat gesunde Zähne, kann eine Blutuntersuchung Aufschluss über eventuelle innere Erkrankungen geben. Organische Ursachen wie Leberprobleme oder Tumore können so geklärt und entsprechend behandelt werden. Viele Pferde nehmen im Alter aufgrund einer schlechteren Futterverwertung ab. Ihr Nährstoffbedarf hat sich verändert: Ältere Pferde benötigen weniger Energie in Form von Eiweiß, dafür aber mehr Aminosäuren, Spurenelemente (Selen, Zink, Kupfer, Mangan, Kobalt), essentielle Fettsäuren, Magnesium und Vitamin A, E und B. Dazu ist ein ausreichendes Angebot an Rohfasern wie Heu sehr wichtig.

Alternative Heilmethoden
Bei starker Verwurmung, Abmagerung, Blähbauch wirken homöopathische Globuli wie Abrotanum D 1. Bei Mattigkeit, Appetitmangel und Eisenmangel hilft Ferrum phosphoricum D12. Abmagerung im Zusammenhang mit Interesselosigkeit wird mit Conium maculatum D12 behandelt. Homöopathische Mittel müssen generell sehr individuell abgestimmt werden. Um den Appetit zu steigern, können die Kräuter Salbei, Löwenzahn, Spitzwegerich und Süßholz zugefüttert werden. Ähnlich wirkt das Schüssler-Salz Nr.11, Silicea D12 oder Akupressur am Punkt Magen 36.

Vorbeugung
Auf gute Futterqualität und eine regelmäßige Entwurmung und Zahnkontrolle sollte grundsätzlich geachtet werden. Außerdem hilft die tägliche Beobachtung des Pferdes, so dass Verhaltensauffälligkeiten oder körperliche Veränderungen rasch wahrgenommen werden. Stress sollte möglichst vermieden werden. In Offenställen muss darauf geachtet werden, dass die Futterstelle ausreichend groß ist, um auch den rangniedrigen Tieren ein stressfreies Fressen zu ermöglichen. Besonders bei älteren Tieren sollte auf den veränderten Bedarf Rücksicht genommen werden.

Literatur
Dülffer-Schneitzer, Beatrice: Pferde Gesundheitsbuch. FN-Verlag.
Bartz, Jürgen: Kräuterapotheke für Pferde. Kosmos Verlag.
Gösmeier, Ina und Heüveldop, Sabine: Pferde gesund und vital durch Homöopathie. Müller Rüschlikon Verlag.
Bührer-Lucke, Gisa: Schüßler-Salze für Pferde. Kosmos Verlag.

Links
www.equivetinfo.de unter Verwurmung
www.g-p-m.org unter Zahnerkrankungen

Abort
siehe Fehlgeburt

Abzess
lat. Abscessus

Definition
Bei Abszessen handelt sich um örtliche Schwellungen, hinter denen sich ein Eiterherd verbirgt.

Erscheinungsbild und Krankheitsverlauf
Abszesse können am ganzen Körper sowohl in der Haut als auch im Huf entstehen. Die Stelle fühlt sich erwärmt und geschwollen an. Beim Hufgeschwür ist eine Pulsation im Fesselbereich spürbar (siehe auch dort). Mit dem Abszess können Fieber und Schmerzen einhergehen. Anfangs sehen Abszesse aus wie kleine rötliche Pickel. Innerhalb weniger Stunden wird die Stelle jedoch größer und beginnt zu jucken oder schmerzen. Nach ein bis zwei Tagen wird in der Mitte der Schwellung eine Eiterbeule sichtbar. Blut- und Gewebezellen sterben ab und hinterlassen eitrige Hohlräume. Oft bildet sich eine Kapsel um den Abszess, die eine weitere Ausdehnung verhindert. Die Entzündung bleibt aber erhalten. Die Durchblutung an dieser Stelle wird durch die Abkapselung verringert. Es besteht die Gefahr, dass sich die Infektion innerlich weiter ausbreitet. Der Eiter kann sich über die Haut entleeren oder in Organe und Hohlräume vordringen. Im schlimmsten Fall drohen Tetanus (Wundstarrkrampf) oder eine Blutvergiftung.

Ursachen
Abszesse werden meist durch kleine Wunden oder Gewebsverletzungen verursacht (durch Fremdkörper, Spritzen). Dort gelangen Bakterien oder Parasiten ins Gewebe und rufen eine Entzündung hervor. Es gibt aber auch "sterile Abszesse", die ohne Beteiligung von Erregern entstehen. Hier genügt eine Verletzung des Gewebes. Abszesse können auch die Folge einer  Operation oder Immunschwäche sein.

Sofortmaßnahmen
Oft hilft es, die betreffende Stelle zu wärmen, um den Abszess zu öffnen. 

Behandlung
Die Wunde sollte auf Fremdkörper untersucht werden. Gegebenenfalls müssen diese entfernt werden. Heiße Wickel können den Abszess öffnen. Bleibt der Erfolg aus, kann die Schwellung durch einen kleinen Schnitt geöffnet werden, damit der Eiter abfließt. Durch einen Abstrich kann der Tierarzt herausfinden, welches Bakterium die Infektion verursacht, um dann gezielt mit Antibiotika vorgehen zu können. Die verringerte Durchblutung des abgekapselten Bereichs verschlechtert allerdings die Wirkung von Antibiotika. Daher ist zusätzlich die Anwendung von Salben oder Tinkturen sinnvoll. Abszesse im Huf werden mit Rivanolverbänden behandelt oder aufgeschnitten, sofern sie sich gut lokalisieren lassen. Wichtig ist in beiden Fällen ein hygienisches Vorgehen, der infektiöse Eiter sollte nicht die umliegende Haut erreichen.

Alternative Heilmethoden
Im frühen Stadium kann man zur Unterstützung des Immunsystems das Schüssler Salz Ferrum Phosphoricum D12 geben. Um den Reifeprozeß des Abszesses zu beschleunigen hilft Silicea D12. Die Gabe von Calcium sulfuricum D3 lässt den Eiter besser abfließen. Durch Natrium sulfuricum D3 werden Schadstoffe schneller ausgeschieden. Die beiden letzten Salze können auch verabreicht werden, wenn der Tierarzt den Abszess aufschneiden musste. Homöopatisch empfiehlt sich je nach Erscheinungsbild die Gabe von Hepar sulfuris D8, Calendula officinalis D6, Ledum palustre D12, Staphisagria D4 oder Bellis  perennis D12. Die Mittel müssen sehr individuell abgestimmt werden.

Vorbeugung
Tägliches Abtasten des Pferdes auf Verletzungen oder Schwellungen hilft, rechtzeitig zu reagieren.

Literatur
Gösmeier, Ina und Heüveldop, Sabine: Pferde gesund und vital durch Homöopathie. Müller Rüschlikon Verlag.
Bührer-Lucke, Gisa: Schüßler-Salze für Pferde. Kosmos Verlag.
Dietz, Olof: Handbuch Pferdepraxis. Enke Verlag.

Links
www.online-praxis.com
www.de.wikipedia.org

Afrikanische Pferdepest
Pferdepest, AHS (African Horse Sickness), Afrikanische Pferdesterbe, Pestis equorum, Pest du cheval, Equine Plague

Definition
Es handelt sich um eine durch Viren verursachte Infektionskrankheit bei Pferden, Eseln und Zebras. Die AHS gehört zu den anzeigepflichtigen Tierseuchen.

Erscheinungsbild und Krankheitsverlauf
Man unterscheidet vier Formen der Seuche. Die Tiere zeigen hohes Fieber und je nach Stadium Husten oder Atemnot, Schwellungen, Blutungen, Entzündungen oder Durchblutungsmangel. Die schlimmste Variante ist die heftig verlaufende Lungenform (pneunomische, perakute oder pulmonale Form). Die Pferde zeigen 3 bis 5 Tage nach der Ansteckung hohes Fieber (40-41°), Husten, schaumigen Nasenausfluß und Atemnot. Typisch ist das Stehen mit gespreizten Beinen, Muskelzittern, Angst, Schweißausbrüche und eine ungewöhnliche Fresslust. Die Erkrankung endet in nahezu 100% der Fälle tödlich. Die Tiere ersticken nach 1 bis 12, höchstens 48 Stunden.
Die weniger heftig verlaufende Ödem- oder Herzform (subakute oder oedemativ kardiale Form) bricht 7 bis 14 Tage nach der Infektion aus. Das Pferd bekommt Fieber (39-40°) und Schwellungen überwiegend an Hals und Kopf, aber auch  am ganzen Körper (Ödeme). Haut und Schleimhäute färben sich bläulich aufgrund verringerter Durchblutung. Es treten auch Blutungen auf den Schleimhäuten auf und Bindehautentzündungen am Auge. Die erkrankten Pferde sind unruhig, zeigen eine hohe Pulsfrequenz und oft Herzgeräusche und Muskelschwächen. Nicht selten kommt eine Kolik hinzu. Nach 4 bis 8 Tagen sterben 50% der erkrankten Tiere an Herzversagen. Die überlebenden Tiere bleiben zunächst für eine neue Ansteckung resistent, tragen aber meist Folgeschäden davon.
Die akute oder gemischte Verlaufsform (pulmokardiale Mischform) lässt sich  während des Krankheitsverlaufs nur schwer von den anderen unterscheiden. Sie entsteht wahrscheinlich aus einer Mischinfektion durch verschiedene Typen des Virus. Es treten Symptome der Lungen- und Ödem- oder Herzform auf. 80% der erkrankten Tiere sterben nach 3 bis 5 Tagen. Es handelt sich hier um die häufigste Erscheinungsform.
Das Pferdefieber ist die mildeste Verlaufsform (Horse-Sickness-Fieber). Hier bricht 5 bis 14 Tagen nach der Infektion ein Fieber aus, das 5 bis 8 Tage andauert. Das Tier verweigert das Futter, zeigt depressive Zustände und hat leicht erhöhte Pulswerte. Meist erholt es sich aber vollständig. Diese Form tritt vor allem bei Eseln und Maultieren, geimpftem oder schon zuvor erkrankten Pferden auf.

Ursachen
Die Krankheit wird verursacht durch das so genannte African Horse Sickness Virus. Dieses behüllte, doppelsträngige RNA-Virus ist sehr resistent und kann bei kühler Witterung viele Jahre überleben. Es gibt neun verschiedene Typen des Virus. Der Virus selbst kann durch direkten Einfluss von UV-Strahlung, Erhitzen auf 50-60° oder Fäulnisvorgänge vernichtet werden. Im Blut bleibt er allerdings  bei 45° über 6 Tage ansteckend. Übertragen wird es durch blutsaugende Insekten, vor allem die Mücke Culicoides imicola. Eine direkte Übertragung von Pferd zu Pferd ist nicht möglich.

Vorkommen
Die Pferdepest tritt vor allem südlich der Sahara und während der Sommerregenzeit auf. Dies entspricht der aktiven Zeit der Mücken. Feuchtheißes Klima begünstigt  die Übertragung. Durch die Mücke, aber natürlich auch den Transport infizierter Tiere trat die Seuche auch schon in anderen Regionen Afrikas oder sogar im Iran, in Pakistan, Afghanistan, Spanien, Portugal, Marokko und Algerien auf. Beobachtet wurden auch Ansteckungen von Hunden, Ziegen und Elefanten. Afrikanische Esel und Zebras gelten als Überträgerwirte, das sie das Virus lange Zeit herumtragen können, ohne zu erkranken. Andere Eselrassen erkranken schneller.

Sofortmaßnahmen
Wichtig ist die sofortige Isolation des erkrankten Pferdes, um eine Ansteckung in der Herde zu vermeiden.

Behandlung
Leider gibt es bis heute keine wirksame Heilmethode.  Es gilt, den Virustyp, der die Seuche auslöst, so schnell wie möglich zu bestimmen, um ein Gegenmittel herstellen zu können.

Vorbeugung
Durch eine gezielte Insektenbekämpfung und Impfung lässt sich das Risiko einer Ansteckung verringern. In gefährdeten Gebieten empfiehlt sich, die Pferde bei Nacht in den Stall zu stellen.

Literatur
Wintzer, Hanns-Jürgen: Krankheiten des Pferdes. Parey Verlag.
Dietz,Olof: Handbuch Pferdepraxis. Enke Verlag.

Links
www.de.wikipedia.org

Aggression

Erscheinen
Ein aggressives Pferd legt die Ohren flach an den Kopf und streckt den Hals vor. Es zeigt die Zähne. Nutzen seine Drohgebärden nichts, greift es an, beißt und tritt mit den Hinterbeinen. Auch Buckeln und Steigen zählen zum aggressiven Verhalten. 

Ursachen
In der Herde zeigen Pferde Aggressionen, wenn die Rangordnung geklärt werden muss. Vor allem, wenn ein neues Tier zur Herde stößt. Rangniedrigere Tiere werden meist nur mittels Drohgebärden zurechtgewiesen. Aggressionen können allerdings zwischen Hengsten oder hengstigen Wallachen entstehen, wenn es um die Wahl der Stuten geht. Stuten wiederum verteidigen ihre Fohlen. Gelegentlich reagieren erstgebärende Stuten aggressiv auf das erste Saugen des Fohlens, da die Berührung des prallen Euters schmerzhaft sein kann. Meist lernen sie jedoch schnell, dass die Schmerzen mit dem Saugen des Fohlens nachlassen. Schwache oder kranke Tiere können vom Herdenchef aus dem Herdenverband ausgesondert werden. Sie ziehen Raubtiere an. Aggressives Verhalten kann auch an einer zu kleinen Futterstelle beobachtet werden. Angreifern gegenüber reagiert ein Pferd immer zuerst mit Flucht, nur wenn es keine andere Wahl hat, greift es an. Dies alles sind natürliche Verhaltensweisen, die der Arterhaltung dienen.
Dem Menschen gegenüber zeigen Pferde drei Formen von Aggressivität: Die dominanzbedingte, die erlernte und die angstbedingte Aggressivität. Bei der dominanzbedingten Aggression ordnet das Pferd den Menschen als in der Rangfolge unter sich stehend ein und droht ihm entsprechend mit den Zähnen oder Hinterhufen. Dieses Verhalten geht in die erlernte Aggression über, wenn das Pferd mit seinem Verhalten Erfolg hat. In diesem Fall setzt es Aggressivität gezielt ein, um unangenehmen Situationen zu entgehen. Ein unsicheres, wenig dominantes Pferd reagiert aggressiv, wenn es keine Fluchtmöglichkeit hat. Es greift aus Verzweiflung an.

Umgang
Einem aggressiven Pferd fehlen Vertrauen und Respekt. Beides kann durch Geduld, Konsequenz und Gerechtigkeit ihm gegenüber neu gewonnen werden. Für das Pferd als Fluchttier ist es vor allem wichtig, dass es sich sicher fühlt, Kontakt zu Artgenossen hat und sich genügend bewegen kann.  Erst dann ist die Korrektur eines vielleicht nur frustrierten und aggressiven Pferdes sinnvoll.
Außerdem sollte grundsätzlich überprüft werden, ob das Pferd aus Schmerz aggressiv reagiert. Schnappt es beispielsweise beim Satteln, weil dieser nicht gut passt oder es mit dem Reiten negative Erfahrungen verbindet? Keilt es beim Hufegeben aus, weil ihm das Gelenk wehtut oder der Huf unsachgemäß angehoben wird? Buckelt es im Galopp, weil es Verspannungen im Rücken hat oder zu eng gehalten wird? Steigt es aus Protest gegen zuviel Druck oder Überforderung? Erst wenn geklärt ist, dass kein Schmerz die Ursache seiner Aggression ist, kann ein Pferd korrigiert werden. Nie sollte ein Pferd für sein aggressives Verhalten belohnt werden, um es etwa "umzustimmen". Es lernt dann nur, dass sein Verhalten richtig war, denn schließlich gibt es dafür Leckerlis.
Selbstverständlich muss immer die eigene Sicherheit gewährleistet sein und im Zweifelsfall erfahrene Hilfe hinzu geholt werden.
Der Umgang mit einem aggressiven Pferd richtet sich nach den Ursachen des  unerwünschten Verhaltens. Ein dominantes Pferd muss konsequent in seine Grenzen verwiesen werden. Jede Andeutung eines Angriffs sollte sofort, kurz und bestimmt bestraft werden. Der Strafende wird dabei nicht emotional. Zeigt das Pferd das gewünschte Verhalten, wird es sofort ausgiebig gelobt. Es lernt dadurch, dass es angenehm ist, der Anweisung zu folgen. Zeigt das Pferd gefährliche aggressive Verhaltensweisen wie Steigen oder Buckeln, sollten Situationen, in denen das Pferd zu diesem Verhalten neigt, zunächst gemieden werden. Stattdessen wird am gegenseitigen Verhältnis trainiert, was auch über Bodenarbeit geschehen kann. Dann wird das Pferd allmählich wieder an die problematischen Situationen herangeführt.
Erlernte Aggressivität muss abtrainiert werden, indem das Pferd damit keinen Erfolg mehr hat. Es soll merken, dass es der von ihm als unangenehm empfundenen Situation durch Aggression nicht entgehen kann. Beispielsweise finden die Verarztung oder das Putzen trotzdem statt. Dreht sich das Pferd bei einer bestimmten Berührung im Kreis, läuft man einfach mit und hält sanft den Kontakt zu der Stelle. Das Pferd wird sehr schnell merken, dass es sinnlos ist, vor etwas davonzulaufen oder danach zu treten, weil es dadurch nicht verschwindet. Manchmal kann es hilfreich sein, das aggressive Verhalten bis zu einem gewissen Toleranzpunkt einfach zu ignorieren. Auch hier wird das Pferd die Sinnlosigkeit seines Protestes meist bald einsehen. Oft hilft auch Ablenkung durch eine andere Forderung. Manchmal ist es besser, etwas Einfacheres zu verlangen, als sich und das Pferd in einer schwierigen Situation festzufahren.
Einem aus Angst aggressiven Pferd muss anders begegnet werden. Es darf auf keinen Fall für sein aggressives Verhalten bestraft werden. Dies würde seine Angst nur bestätigen. Verstärkt sich seine Angst, wird auch die Aggression größer. Daher sollte das erwünschte Verhalten deutlich gelobt, das unerwünschte aber ignoriert werden. Zeigt das Pferd eine konkrete Angst vor einer bestimmten Situation, einem bestimmten Menschen oder Gegenstand, kann es allmählich an den Auslöser gewöhnt werden.

Unterstützung:
Verschiedene Bachblüten können die Umerziehung unterstützen: Bei dominanzbedingter Aggression ist Vine sinnvoll, bei angstbedingter Rock Rose. Wird das Pferd aus Eifersucht aggressiv wird zu Holly geraten, ist es ungeduldig und reagiert schnellt heftig  hilft Impatiens.

Vorbeugung
Besser und einfacher als die nachträgliche Korrektur ist eine klare, sanfte und konsequente Erziehung schon beim Fohlen. Fühlt sich das Pferd beim Menschen sicher und erkennt seine Position als rangniedriger, hat es keinen Grund für aggressives Verhalten.

Literatur
Dietz, Olof: Handbuch Pferdepraxis. Enken Verlag.
Gösmeier, Ina: Bach-Blüten-Therapie für Pferde.Sonntag Verlag.
Schön, Britta: Untugenden des Pferdes korrigieren. BLV Verlag.
Diacont, Kerstin: Das Problempferd. Ursachen erkennen. Praktische Hilfen für Pferd und Reiter. BLV Verlag.

Links
www.pferdewissen.ch

Arthritis / Arthrose
Gelenkentzündung

Definition
Die Arthritis ist eine akute Entzündung im Bereich des Gelenks. Wird die Entzündung chronisch, spricht man von einer Arthrose oder degenerativen Gelenkentzündung.

Erscheinungsbild und Krankheitsverlauf
In der akuten Phase lahmt das Pferd leicht bis mittelstark. Das Gelenk ist warm, geschwollen und oft schmerzhaft. Wenn die Entzündung eitrig ist, lahmt das Pferd hochgradig und zeigt Fieber. In der chronischen Phase schwillt das Gelenk ab und ist nicht mehr warm. Das Pferd geht weiter lahm oder steif. Der Übergang von der Arthritis zur Arthrose kann rasch erfolgen. Eine Ansammlung von Gelenkflüssigkeit führt am akut entzündeten Gelenk zunächst zur Schwellung. Wird weiter zuviel Gelenkflüssigkeit gebildet, entstehen Gelenkgallen. Dabei handelt es sich um weiche, beulenartige Verdickungen an den Gelenken. Wird die Entzündung jetzt nicht gehemmt und die Galle besteht über längere Zeit, lagert sich Bindegewebe in der Verdickung ein und der Schwellkörper wird hart. Er behindert nun das Gelenk, und durch Verschleiß wird der Gelenkknorpel geschädigt. Hier spricht man bereits von einer chronischen Gelenkentzündung oder Arthrose. Neben dem Gelenkknorpel können mit der Zeit auch die Knochen geschädigt werden. Zu den bekanntesten Arthrosen gehören Spat, Hufrollenerkrankung und Schale. Da das Pferd sein Bewegungsbild ändert, um den Schmerzen auszuweichen, kommt es  in der Folge häufig auch zu Verspannungen im Rücken. Auch können weitere Gelenke überbelastet werden und Muskelblockaden an Schultern, Hals oder Hinterhand verursachen. Arthroseschübe treten vor allem bei kühlem und feuchtem Wetter auf.

Ursachen
Eine Arthritis kann durch eine Verstauchung, Prellung, Verletzung oder Überlastung des Gelenks entstehen. Hinzu kommen genetische Veranlagung, Alter und ein Nährstoffmangel als auslösende Faktoren. Außerdem kann sich eine allgemeine Infektion in einem Gelenk ablagern und dort eine Entzündung verursachen.

Sofortmaßnahmen
Die Lahmheitsursache muss geklärt und beseitigt werden. Die Beine können gekühlt werden. Das Pferd darf nicht belastet werden.

Behandlung
Der Tierarzt nimmt eine Allgemeinuntersuchung vor und lässt sich das Pferd auf geraden und gebogenen Linien in verschiedenen Gangarten vorführen. Bei seiner Lahmheitsdiagnose helfen ihm auch Beugeproben. Dabei werden die Beine des Pferdes kurz überdehnt und anschließend wird es sofort getrabt. An dem schmerzhaften Bein wird es danach deutlicher lahmen. Bei einer so genannten Leistungsanästhesie werden die einzelnen Gelenke nacheinander betäubt. Das Gelenk, bei dem während der Betäubung keine Lahmheit mehr auftritt, ist das schmerzhafte. Röntgenaufnahmen oder auch Ultraschalluntersuchungen geben weiteren Aufschluss darüber, ob das Gelenk geschädigt ist. Eine so genannte Arthroskopie oder Gelenkspiegelung wird nur in komplizierten Fällen vorgenommen. Dabei wird das Gelenk unter Vollnarkose mit einer Sonde von innen betrachtet, um den Grad der Entzündung herauszubekommen.
Wurde eine akute Gelenkentzündung herausgefunden, verabreicht der Tierarzt  entzündungshemmende und schmerzlindernde Mittel und dazu Antibiotika. Wurde früh genug eingegriffen, klingt die Entzündung ab und das Pferd wird wieder lahmheitsfrei. Wichtig ist, dass das Pferd nicht zu früh und nur dosiert wieder belastet wird.
Ist die Erkrankung jedoch bereits chronisch, kann sie nicht mehr geheilt, höchstens gelindert werden. Zunächst sollte das Pferd regelmäßig ruhig bewegt, aber nicht belastet werden. Bei bereits bestehender Arthrose kann zum Knorpelaufbau Hyaluronsäure direkt in die Gelenke gespritzt oder über das Futter verabreicht werden. Auch Magnetfeldtherapie, Stoßwellentherapie und Rotlichtbestrahlung werden erfolgreich eingesetzt. Das Pferd sollte viel gleichmäßige, leichte Bewegung erhalten wie auf der Koppel beim Grasen oder auf gemütlichen Ausritten oder Spaziergängen. Lange Aufwärmphasen sind wichtig. Langes Stehen in der Box versteift die Gelenke nur weiter. Enge Wendungen und häufige oder abrupte Übergänge sollten vermieden werden.

Alternative Heilmittel
Zur Unterstützung des Bewegungsapparats gibt es auf dem Markt zahlreiche Zusatzfutter. Eine gute Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen ist grundlegend.  Grünlippmuschelextrakt kann eine gute Wirkung erzielen. Es soll nicht nur entzündungshemmend und schmerzstillend wirken, sondern zudem helfen, den Knorpel wieder aufzubauen. Bei der chronischen Gelenkentzündung kann auch die Beifütterung von Teufelskralle oder Ingwer helfen. Beide sollen entzündungshemmend und schmerzlindernd wirken. Es muss ganz nach Fall entschieden werden, was für das einzelne Pferd besser geeignet ist.
Obst und Gemüse wie Äpfel, Bananen, Möhren und Sellerie sorgen für eine gute Vitamin- und Mineralstoffversorgung des Pferdes. Bei der Regeneration des Knorpels leistet auch in der Apotheke erhältliche Gelatine einen guten Beitrag. Die Kräuter Beinwell, Weißweide, Sonnenhut und Brennnessel regen die Durchblutung an. Apfelessig und Löwenzahn reinigen das Blut und sollen  so Entzündungsstoffe  schneller auswaschen.
In der akuten Phase unterstützt zudem das Schüßler-Salz Nr.3 Ferrum phosphoricum D12 ihr Pferd. Homöopathisch wird nach individueller Abstimmung häufig mit Apis melifica D6 oder Ledum palustre D12 behandelt. Im chronischen Stadium lindern wechselwarme Verbände die Schmerzen. Dazu kann das Schüßler-Salz Silicea D12 oder das homöopathische Mittel Calcium fluoratium D12 verabreicht werden. Bei Arthose-Schüben eignet sich zusätzlich das Salz Calcium sulfuricum D12. Sind die Gelenke geschwollen, empfiehlt sich Kalium chloratum D3. Bei einem steifen Gang des Pferdes, kann der Bewegungsapparat zusätzlich durch Physiotherapie sowie Akupunktur und Akupressur angeregt werden. Blockaden und Verspannungen, die durch Ausweichbewegungen des Pferdes entstehen, können so gelöst werden. 
Die genannten Mittel sollten gezielt und nicht alle gleichzeitig eingesetzt werden.

Vorbeugung
Vorgebeugt werden kann durch eine gute Nährstoffversorgung und dem Alter und Körperbau des Pferdes angepasste Belastung. Sofortige fachtierärztliche Behandlung verhindert oft die Entstehung von Arthrosen.

Literatur
Gösmeier, Ina und Heüveldop, Sabine: Pferde gesund und vital durch Homöopathie. Müller Rüschlikon Verlag.
Bührer-Lucke, Gisa: Schüßler-Salze für Pferde. Kosmos Verlag.
Dülffer-Schneitzer, Beatrice: Pferde Gesundheitsbuch. FN Verlag.

Links
www.pferdemedizin.com
www.tierheilpraktiker.de unter Fallstudien
www.de.wikipedia.org
www2.pferde.de/index.php?id=415&tt_news=2563
www.arthrose-therapie.verzeichnis.de
www.senkpiels.de unter dejabonne
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