Text: Inga Dora Schwarzer   Foto: www.Slawik.com

Führen, lenken, einrahmen: Die Zügelhilfen sind viel mehr als ein bloßes Stoppsignal für das Pferd. Reiter können damit fein dosiert Einfluss auf den Vierbeiner nehmen, wenn sie ihre Hände unter Kontrolle haben. Wir zeigen, welche Fehler es zu vermeiden gilt und welche Übungen starren Händen wieder zu mehr Gefühl verhelfen.

Um korrekte Zügelhilfen geben zu können, benötigt der Reiter eine leichte und elastische Verbindung zum Pferdemaul. Beide Zügel sollten in allen Gangarten gleichmäßig, beständig, gefühlvoll und ruhig mit dem Pferdemaul Kontakt halten. Erst wenn diese Verbindung besteht, kann die Einwirkung mit den Zügeln erfolgen, die annehmend, nachgebend, aushaltend (auch als durchhaltend bezeichnet), verwahrend oder seitwärtsweisend sein kann. Dabei ist der äußere Zügel als der anstehende, führende und korrigierende zu verstehen, der innere als der stellende und richtungsweisende.

Rahmen und Führung

Die Zügel geben dem Pferd zunächst eine bestimmte Kopf-Hals-Position, also einen konkreten Rahmen vor, z. B. Selbsthaltung oder Dehnungshaltung. Sie geben dem Pferd aber auch eine Führung und beeinflussen in dieser Funktion Tempo, Gangart, Richtung und Biegung. Dabei sind die Zügel lediglich als ein untergeordneter Teil der reiterlichen Hilfen zu betrachten, der mit den Gewichts- und Schenkelhilfen zusammen Einfluss auf das Pferd nimmt. Denn eine geringe Veränderung der Körperspannung wirkt sich bereits über die Arme und Hände auf die Zügel und damit auch auf das Pferdemaul aus, ohne dass der Reiter bewusst eine Zügelhilfe gegeben hat. Im Idealfall werden die Zügel nur dann eingesetzt, wenn das Pferd die Gewichts- und Schenkelhilfen nicht befolgt. Dafür muss der Reiter seinen Körper aber gut unter Kontrolle haben. Ist er fortgeschritten, schafft er es zum Beispiel, sein Pferd zu 80 bis 100 Prozent über den Sitz zum Anhalten zu bringen und mit maximal 20 Prozent Zügeleinwirkung, sodass die Zügelhilfe für den Betrachter von außen kaum wahrnehmbar ist.

Reiten ist dynamisch

Für eine korrekte Zügelführung werden die Hände aufrecht und geschlossen getragen, wobei die Daumen dachförmig auf den Zügeln aufliegen. Das verhindert ein Durchrutschen durch die Hände. Die Höhe der Handhaltung wird durch die Linie Unterarm-Reiterhand-Zügel-Pferdemaul bestimmt, die gerade verlaufen soll. Grundsätzlich wird die Zügelführung aber der jeweiligen Situation entsprechend eingesetzt. Wenn es also situationsbedingt hilft, die Hände mal höher oder breiter als im Lehrbuch zu halten, und finden die Hände nach der Korrektur wieder an ihren Platz zurück, ist das vollkommen in Ordnung. Reiten ist dynamisch, nicht statisch. Vielleicht geht das eine Pferd sogar etwas besser, wenn die Hände dauerhaft ein wenig breiter stehen, und das andere findet mit einer minimal höheren Zügelführung schneller in die Dehnungshaltung.

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