Text: Alexandra Koch     Foto: imago images/Ingo Wächter

Wer zum ersten Mal über ein Hindernis springt, spürt in der Regel am eigenen Leib direkt, was es bedeutet, mutig im Sattel zu sitzen. Doch es sind die vielfältigsten Situationen im Reiterleben, die unseren Mut erfordern. Es kann der erste Ritt nach einem Sturz sein oder das erste Turnier. Es kann die Situation sein, dass man auf seinem ersten eigenen Pferd erstmals im Wald unterwegs ist oder dass man den Stall gewechselt hat. Egal, was das Reiterleben mit sich bringt, Mentaltraining stärkt die Persönlichkeit und lässt einen viele Situationen gelassener durchleben

Ein Sprichwort, welches viele Mentaltrainer Sportlern nahebringen, lautet „Siege werden im Kopf errungen“. Im Reitsport war Welt- und Europameisterin Meredith Michaels-Beerbaum eine der ersten, die sich in Europa mit dem Thema Mentaltraining beschäftigte – zu einer Zeit, wo dieses von so manchen Reitern noch in die Sparte „Hokuspokus“ verdrängt wurde. Auch sie hatte in ihrer Karriere – insbesondere bedingt durch die Tatsache, die erste Frau in einem deutschen Championatsteam zu sein – zahlreiche Situationen zu bewältigen, welche all ihren Mut erforderten.

Sie beschreibt, dass sie zunächst in der Männerwelt der Springreiter ziemlich allein dastand. Da sie fehlende körperliche Kraft ausgleichen musste, „habe ich mich viel mit Mentaltraining beschäftigt und viele Bücher gelesen. So konnte ich eine mentale Stärke im Parcours aufbauen, mit der ich gegen meine Konkurrenz ankam. Das alles erforderte eine gehörige Portion Mut“.

Die Schweizer Mentaltrainerin Ursula Liechti, die sich bei ihrer Arbeit insbesondere dem Bereich Reitsport widmet, beschreibt: „Mentales Training ist eine Lern-Methode, durch die wir körperliche Leistung über mentale Vorgänge, also Kopf und Gefühl, maßgeblich steuern und verbessern können. Mental-Training ist ein Schlüssel zum Erfolg und systematisch erlernbar. Die goldene Regel heißt, Sensibilität gegenüber den Gedanken, Gefühlen, Emotionen, Körper und Bewegungen entwickeln und aufrechterhalten. Der Reiter darf nicht zulassen, dass man durch die Emotionen gesteuert wird. Durch mentales Training gewinnt er Möglichkeiten hinzu, leistungshemmenden Emotionen nicht hilflos ausgeliefert zu sein. Wer zu zaghaft und immer voller Sorgen auf dem Pferd agiert, begibt sich schlimmstenfalls in die Gefahr, sich ernste Verletzungen bei derart bedingten Stürzen zuzuziehen.“

Mentale Hilfe in Notsituationen

Das Gefühl der Angst begleitet den Menschen seit Urzeiten. Einst schützte sie beispielsweise unsere Urahnen, wenn diese sich auf der Jagd dann doch nicht an den allzu großen Bären heranwagten und mit dem kleineren Reh als Mahlzeit vorliebnahmen. Sie ließ schnelle Reaktionen zu, wenn ein Raubtier aus dem Gebüsch angreifen wollte. Schützte die Schwächeren wie junge Mütter, die sich um ihre Babys sorgten und so im Schutze der Höhle blieben.

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