Text: Alexandra Koch       Foto:  Anja Metzdorf

Vorwärts-Abwärts“ – das Thema scheint sich mittlerweile zu einer großen Kontroverse entwickelt zu haben. Immer wieder wird es in Foren heiß diskutiert, treffen Befürworter und Gegner aufeinander. Doch was muss da eigentlich diskutiert werden? Kerstin Gerhardt ist Bereiterin FN und Berufsschullehrerin für Pferdewirte. Sie lebt in Bergen bei Celle und macht sich mit ihrer „Kampagneschule“ für die klassische Ausbildung stark.

Ist vielleicht der Begriff „Vorwärts-Abwärts“ überhaupt nicht klar definiert? Denn es hat nichts mit „LDR“ (Low-Deep-Round) zu tun, auch wenn dies als unschöner Auswuchs einer eigentlich von Ausbildern quer durch die unterschiedlichen Reitweisen empfohlenen Ausbildungsmethode bekannt wurde. Vorwärts-Abwärts ist dagegen vielmehr das Reiten oder auch Longieren in Dehnungshaltung, das von Ingrid Klimke ebenso genutzt wird wie von Uta Gräf und nahezu allen klassischen Ausbildern und auch Ausbildern im Western- und vielen anderen Bereichen des Reitsports.

„Vorwärts-Abwärts“ – was bedeutet das überhaupt?

„Mir selbst war gar nicht bewusst, dass Vorwärts-Abwärts ein Gesprächsthema sein könnte. Denn wer Vorwärts-Abwärts infrage stellt, hat die Biomechanik und die Natur des Pferdes nicht verstanden. Für mich persönlich gibt es keine Alternative dazu. Generationen von Ausbildern haben so erfolgreich und pferdefreundlich ausgebildet“, erklärt Hannes Müller, seit 1994 an der Deutschen Reitschule in Warendorf tätig und dort seit 1997 Ausbildungsleiter. Die meisten Ausbilder, Reiter und Pferdemenschen, die eine klassische Ausbildung genossen haben, stimmen ihm zu.

Kerstin Gerhardt, Bereiterin FN und Berufsschullehrerin für Pferdewirte, wurde von Werner Schönwald ausgebildet und weiß bis heute um die Werte der „alten Meister“ und der klassischen reiterlichen Ausbildung. „Jeder hat sich und sein Pferd gemeinsam einer Ausbildung zu unterziehen, hieß es bei den alten Meistern. Leider wird dies heute kaum mehr gemacht. Pferde, die Vorwärts-Abwärts sehr schnell begreifen, haben es besser. Aber Pferde die länger benötigen, haben oft große Probleme, da die Ausbildung der Pferde heute auf eine bestimmte Zeit verkürzt ist. Frühe Turnierveranstaltungen und Eignungstests sind nicht förderlich für eine ruhige und vollständige Ausbildung, zu der auch korrekt gerittenes Vorwärts-Abwärts gehört. Und das führt zu Verspannungen im Pferd, zu Fehlbelastung und schnell zu ernsten Erkrankungen.“

Beim Vorwärts-Abwärts muss der Reiter – wie bei jeder anderen Stufe der Ausbildung – stets auf das Pferd eingehen. Nur so kann Ausbildung funktionieren. Hannes Müller betont: „Diskussionen über das Thema Vorwärts-Abwärts dürfte es gar nicht geben, höchstens über das Unvermögen der Menschen, das dann schlechte Bilder liefert. Das Pferd muss, um Vertrauen zu fassen und seine Tragefunktion zu erfüllen, den Hals fallen lassen. Hindern können ihn daran falsche Ausrüstung, eine unzulängliche Reiterhand und bestimmte körperliche Gebrechen. Jedes Pferd sollte in der Reitstunde ganz unterschiedliche Haltungen erleben.“

…den kompletten Artikel finden Sie in der aktuellen Ausgabe (3/2020).