Text: Inga Dora Schwarzer     Fotos: Christiane Slawik, Cadmos Verlag

Seitengänge tragen maßgeblich zur Gymnastizierung des Pferdes bei. Sie helfen aber auch dem Reiter, seine Hilfengebung zu verfeinern. Wie der Einstieg gelingt und worauf Fortgeschrittene achten sollten, erklärt Pferdewirtschaftsmeister Johannes Beck-Broichsitter.

Travers

Aussehen: Im Travers ist das Pferd deutlich in Bewegungsrichtung gestellt und gebogen. Die Vorhand bleibt auf dem Hufschlag, während die Hinterhand so weit hereingebracht wird, bis das äußere Hinterbein am inneren Vorderbein vorbei fußt. Bei einem Abstellungswinkel von 30 Grad geht das Pferd somit auf vier Hufschlaglinien.

Hilfengebung: Die Schenkelhilfen zum Travers unterscheiden sich nicht wesentlich von denen des Schulterherein. Ein wenig anders ist die Aufgabe des äußeren Zügels: Er muss in Abstimmung mit dem inneren Zügel genügend nachgeben, um dem Pferd eine Biegung zu ermöglichen, aber noch so viel Kontakt erhalten, dass er als führender Zügel das Pferd entlang der Wand leiten kann. Dem Gewicht fällt die Aufgabe zu, nach innen-vorn die Bewegung des Pferdes unter das Reitergewicht zu unterstützen. Im Travers empfahl mir mein Vater an Schulterherein zu denken, um die äußere Schulter zu bewachen.

Einleitung: Sinnvoll ist die Biegung des Zirkels auf die lange Seite der ganzen Bahn mitzunehmen und dann ein wenig mehr Abstellung zu verlangen. Dabei muss man dem äußeren Hinterbein allerdings noch in der Ecke durch den äußeren Schenkel verständlich machen, dass es nicht auf den ersten Hufschlag zurückkehren, sondern sich auf dem zweiten bewegen soll. Auch aus dem weniger bekannten „In die Ecke kehrt“ lässt sich Travers entwickeln.

Probleme & Lösungen:

  • Zu starke Abstellung: Zu deutliche Hilfen, ein falsches inneres Bild oder eine zu geringe seitliche Beweglichkeit können mögliche Ursachen sein. Um diesem Fehler entgegenzuwirken, sollte der Reiter erst einmal mit geringerer Abstellung und Biegung zufrieden zu sein (kleiner Travers). Entwickeln Sie den Travers erst langsam im Laufe der langen Seite oder bauen Sie vor der Lektion Zirkel, Achten, Schultervor und Konterübungen ein.
  • Einknicken in der Hüfte: Oft erliegt der Reiter der Versuchung, mit dem Gesäß die Kruppe hereinschieben zu wollen. Um das Problem zu beheben, sollten Sie Ihre äußere Hüfte mehr unter den Körper bringen oder mal ohne Bügel reiten und dabei häufige Wechsel von Travers rechts und links reiten.
  • Ausfallen über die äußere Schulter: Biegt der innere Zügel oder fordert der äußere Schenkel zu viel, kann das Pferd über die äußere Schulter ausfallen. Auch ein Einknicken in der äußeren Hüfte kann ursächlich sein. Lösung: Denken Sie ans Nachgeben, an ein „gerades Pferd“ und treten Sie den Bügel außen vermehrt aus.

Übungsabläufe:

  • Schulterherein – Volte – Travers – Volte – Schulterherein
  • Zirkel – offene Seite Travers – zur geschlossenen Seite daraus angaloppieren

Renvers

Aussehen: Renvers ist die Konterlektion von Travers. Das heißt: Statt mit der Hinterhand ins Bahninnere wird die Lektion mit der Hinterhand zur Wand geritten, wobei das Pferd in Bewegungsrichtung gestellt und gebogen bleibt. Bei einem Abstellungswinkel von rund 30 Grad geht das Pferd auf vier Hufschlaglinien. Vorder- als auch Hinterbeine kreuzen.

Hilfengebung: Die Hilfengebung entspricht dem Travers, nur, dass der Reiter sich an einer gedachten Linie orientiert und sich bewusst ist, dass sich zur tatsächlichen äußeren Wand hin die innere Seite des Pferdes befindet. Der äußere Zügel bringt zusammen mit dem inneren Schenkel die Vorhand so weit herein, dass ein Betrachter von vorn vier Beine auf vier Hufschlaglinien sieht. Aufgrund der fehlenden Außenbegrenzung haben die äußeren Hilfen eine noch größere Bedeutung. Zur Beendigung der Übung führt der Reiter sein Pferd mit einer seitwärts weisenden Zügelhilfe zurück auf den Hufschlag.

Einleitung: Aus dem Schulterherein wird das Pferd in die Bewegungsrichtung umgestellt und -gebogen. Alternativ kann die Lektion durch eine Außenstellung nach der Ecke und dem Hereinführen der Vorhand eingeleitet werden. Auch vor dem Beenden einer Kurz-Kehrtwendung, in der sich das Pferd schon in Renversbiegung befindet, kann das Pferd parallel zum Hufschlag vorwärts in diese Lektion geschickt werden.

Probleme & Lösungen: siehe Travers

Übungsabläufe:

  • Renvers auf einem großen Mittelzirkel – auf dem Weg von der Mittellinie zur Bande (E oder B) im Kontergalopp angaloppieren – für eine halbe oder eine Runde auf dem Mittelzirkel bleiben
  • Travers auf dem Zirkel – aus dem Zirkel wechseln – Renvers

… weitere Seitengänge finden Sie in der Mein Pferd-Ausgabe 8/2020.