Text: Inga Dora Schwarzer           Foto: www.Slawik.com

Lektionen, in denen das Pferd entgegen seiner Bewegungsrichtung gestellt oder gebogen ist, haben einen hohen gymnastizierenden Effekt. Auch der Reiter, sein Sitz und seine Hilfengebung profitieren davon. Höchste Zeit also, sie in das tägliche Training aufzunehmen

Umgekehrtes Travers


Als weitere Konterlektion gilt das Renvers, wobei es sich hierbei um keine „echte“ Konterlektion handelt. „Renvers ist an das französische Verb „renverser“ (umkehren) angelehnt. In seiner Bedeutung bezieht es sich damit indirekt auf die Lektion Travers, das als Renvers einfach nur umgekehrt geritten wird, das heißt statt mit der Hinterhand ins Bahninnere mit der Hinterhand zur Wand“, so der Ausbilder.

Das Pferd ist – wie im Travers – in Bewegungsrichtung gestellt und gebogen, jedoch wird beim Renvers die Vorhand hereingebracht. Bei einem Abstellungswinkel von circa 30 Grad geht das Pferd auf vier Hufschlaglinien. Die Vorder- und Hinterbeine kreuzen, womit sich der Schwierigkeitsgrad erhöht. „Im Renvers wird der Vierbeiner noch stärker im Gleichgewicht geschult, weil er sich nicht – 
wie im Konterschulterherein oder Travers – 
mit Kopf, Hals und Schulter an der Bande ‚anlehnen‘ kann, sondern sich auf einer freien Linie bewegt“, erklärt Johannes Beck-Broichsitter. In der Lernphase empfiehlt es sich daher, mit weniger Abstellung zufrieden zu sein und die Lektion zunächst im Schritt und erst später im versammelnden Trab zu reiten.
Eingeleitet werden kann die Lektion aus dem Schulterherein. Hier wird das Pferd, das sich ja schon mit der Vorhand im Bahninneren und mit der Hinterhand auf dem Hufschlag befindet, einfach in die Bewegungsrichtung umgestellt und -gebogen. Oder reiten Sie im Travers Aus-dem-Zirkel-wechseln ohne Stellung und Biegung zu verändern. Auch aus der Kurzkehrtwendung lässt sich Renvers entwickeln.

Ohne Hilfslinie


Die Hilfengebung wird entsprechend dem Travers gestaltet, nur dass der Reiter sich an einer gedachten Linie orientiert und sich bewusst ist, dass sich jetzt zur äußeren Wand die innere Seite des Pferdes befindet. Der äußere (in die Bahnmitte zeigende) Zügel bringt zusammen mit dem inneren (zur Bande zeigenden) Schenkel die Vorhand so weit herein, dass ein Betrachter von vorn vier Beine auf vier Hufschlaglinien sieht. „Da die Bande als optische Hilfslinie entfällt, haben die äußeren Hilfen eine noch größere Bedeutung“, sagt der Ausbilder und ergänzt: „Der äußere Zügel muss in Abstimmung mit dem inneren genügend nachgeben, um dem Pferd eine Biegung zu ermöglichen, aber noch so viel Kontakt erhalten, dass er als führender Zügel das Pferd auf der gedachten Linie sicher leiten kann. Unterstützt wird er dabei durch den leicht hinter dem Gurt liegenden äußeren Schenkel. Der innere Schenkel liegt am Gurt und ist zuständig für Biegung und Erhalt des Vorwärts. Dem Gewicht fällt die Aufgabe zu, nach innen vorn die Bewegung des Pferdes unter das Reitergewicht zu unterstützen“, erklärt der Pferdewirtschaftsmeister. Für die Ausbildung des Reiters sei das Renvers schon eine anspruchsvolle, aber auch nützliche Übung. Es mache ihn geschickter in Führung und Einwirkung, fügt er hinzu.

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