Sie wollen endlich nicht mehr nur über Stangen oder Cavalettis traben, sondern endlich größere Sprünge wagen? Mit diesen Tipps gelingen Ihnen die ersten Schritte bis hin zum Parcours ganz bestimmt.
1. Den richtigen Rhythmus finden
• Damit Sie mit Ihrem Pferd ein einzelnes Hindernis oder einen Parcours harmonisch, ohne Probleme und vor allem fehlerfrei überwinden können, ist der richtige Rhythmus entscheidend. Dazu muss das Pferd in jedem Moment aufmerksam sein und auf Ihre Hilfen reagieren. Regelmäßige Dressurarbeit ist notwendig, um die Durchlässigkeit zu verbessern. Dabei können Sie Trab- oder Galoppstangen einbauen. Reiten Sie weiche Trab-Galopp-Übergänge und üben Sie, den optimalen Rhythmus sowohl über als auch zwischen den Stangen beizubehalten. Platzieren Sie zunächst an der langen Seite drei, vier oder fünf Stangen in einem Abstand von drei bis dreieinhalb Metern und galoppieren Sie in einem gleichmäßigen Tempo darüber. Danach parieren Sie zum Trab durch und galoppieren erst in der nächsten Runde kurz vor den Stangen wieder an.
• Ihr Pferd lässt sich über mehrere Stangen sowohl traben als auch galoppieren und bleibt dabei sicher an den Hilfen? Dann üben Sie im nächsten Schritt, die Galoppsprünge zwischen zwei Stangen zu kontrollieren – eine wichtige Grundlage für das spätere Parcoursspringen. Je versierter Sie und Ihr Pferd darin werden, den Galoppsprung zu schließen und wieder zu öffnen, beziehungsweise je besser Sie Ihr Pferd beliebig nach vorne reiten oder abfangen können, desto besser sind die Voraussetzungen für das Springen. Und so geht’s: Legen Sie sich zwei Stangen im Abstand von drei bis sieben Galoppsprüngen in die Bahn. In der Regel sind das drei bis dreieinhalb Meter bei einem Großpferd. Nun üben Sie das Galoppieren über die Stangen im gleichmäßigen Rhythmus.
• Als Steigerung wird die Distanz um einen halben Meter verlängert oder verkürzt und die Übung wiederholt. Nun müssen Sie die Stangen mit entsprechend größeren oder kleineren Galoppsprüngen im gleichmäßigen Rhythmus anreiten. Wenn Ihr Pferd dazu neigt, eiliger zu werden, dann üben Sie das Verkürzen der Galoppsprünge, damit es lernt, auf Ihre Hilfen zu warten. Umgekehrt sollten Sie den Galopp verlängern, wenn Ihr Pferd Probleme hat, zum Sprung hin zu ziehen. Die Übung kann nach Belieben variiert werden, je nachdem, woran Sie gerade arbeiten möchten.
2. An den Hilfen durch die Wendung
• Das Reiten von Wendungen ähnelt dem Reiten von gebogenen Linien, nur dass Wendungen in vielerlei Hinsicht anspruchsvoller sind. Zum Beispiel werden sie steiler geritten, wodurch das Pferd schneller schief wird und zu einer Seite hin ausbricht. In den unteren Klassen wird der Parcours mit leichter Linienführung gebaut, dennoch sollten Sie schon früh daran arbeiten, dass Ihr Pferd in den Wendungen an den Hilfen bleibt und weder Tempo noch Rhythmus verloren gehen.
• Zum Üben platzieren Sie zwei Stangen auf einem Halbkreis mit etwa 20 Metern Durchmesser im Abstand von drei bis sieben Galoppsprüngen ( Arbeitstempo) von Stangenmitte zu Stangenmitte. Nun können Sie an der Innenseite des Halbbogens mit verkürzten und an der Außenseite mit größeren Galoppsprüngen entlangreiten. Das Reiten auf gebogenen Linien erfordert, dass Ihr Pferd gut am inneren Schenkel und am äußeren Zügel steht. Es sollte dabei weder nach innen drängeln noch über die äußere Schulter wegdriften. Ein Pferd, das nicht gerade gerichtet ist, nimmt nicht genug Last mit der Hinterhand auf.
• Wenn Ihnen die Übung nicht gelingt und Sie noch Probleme mit dem Geraderichten haben, dann arbeiten Sie daran zunächst gezielt im Dressurtraining.
3. Hindernisse aus dem Trab anreiten
• Als Reiter sind Sie dafür verantwortlich, Ihr Pferd korrekt zum Sprung hinzureiten. Beginnen Sie damit, Hindernisse aus dem Trab anzureiten. So haben Sie (und auch Ihr Pferd) mehr Zeit, sich auf die Aufgabe vorzubereiten. Meist lässt sich zudem der Trab auch besser regulieren als der Galopp.
• Bleiben Sie entspannt, atmen Sie gleichmäßig und finden Sie zunächst Ihren Rhythmus im Leichttraben. Versuchen Sie dabei, so leicht wie möglich einzusitzen und eine konstante Verbindung zum Pferdemaul beizubehalten. Dabei muss Ihr Pferd nicht permanent die Nase an der Senkrechten haben. Reiten Sie den Trab flüssig nach vorne, ohne dass er eilig wird.
4. Hindernisse aus dem Galopp springen
• Beim Anreiten gehen Sie in den Entlastungssitz. Das bedeutet allerdings nicht, den Oberkörper nach vorne zu schmeißen. Richten Sie den Blick auf die Mitte des Hindernisses und versuchen Sie, von Mal zu Mal ein Gefühl für den richtigen Absprungpunkt zu bekommen. Dabei kann es helfen, einmal Unterricht auf einem Lehrpferd zu nehmen.
• Beginnen Sie früh genug damit, Ihr Pferd an die Hilfen zu stellen. Ein bis zwei Galoppsprünge vor dem Hindernis ist die Vorbereitung abgeschlossen. Jetzt müssen Sie in der Hand weicher werden, ohne die Verbindung aufzugeben. Meist reicht es schon, den Unterarm und das Handgelenk etwas zu entspannen. So vermeiden Sie es, den Bewegungsablauf Ihres Pferdes beim Absprung zu behindern.
• Während des Absprungs folgen Sie der Bewegung des Pferdes, wobei Ihr Gesäß jedoch relativ dicht am Sattel bleibt. Die Unterschenkel bleiben am Gurt, das Gewicht liegt in den Fersen. Mit der Hand behalten Sie die Verbindung zum Pferdemaul bei, folgen ihm jedoch nach vorne.
• In der Schwebephase über dem Sprung kommt das Gesäß leicht aus dem Sattel, und je nach Höhe des Hindernisses neigt sich auch Ihr Oberkörper weiter in Richtung Pferdehals. Bei niedrigen Sprüngen sollten Sie versuchen, Ihren Oberkörper relativ stabil und über dem Schwerpunkt des Pferdes zu halten, sodass Sie weder vor noch hinter die Bewegung kommen. Geben Sie Ihrem Pferd genug Halsfreiheit, indem Sie die Hand in Richtung Maul bewegen.
• Wenn das Pferd nach der Schwebephase mit den Vorderbeinen aufsetzt, sollten Sie bereits an das aufrechte Sitzen denken. Bemühen Sie sich, bald wieder zum Sitzen zu kommen, um entsprechend gut einwirken zu können. Das heißt jedoch nicht, dass Sie Ihrem Pferd in den Rücken fallen sollen.
5. Auf einfache Sprünge setzen
• Machen Sie sich den Einstieg ins Springen so leicht wie möglich. Sie müssen nicht sofort einen Oxer springen oder die Stangen immer höher legen. Verschiedene Varianten von einfachen Sprüngen mit einer oder mehreren Vorlegestangen helfen, den richtigen Absprungpunkt zu finden.
• Beginnen Sie damit, drei oder vier Trabstangen im Abstand von etwa 1,30 Metern auf den Boden zu legen. Am Ende der Stangenreihe bauen Sie ein kleines Kreuz im Abstand von 2,50 Metern auf. Reiten Sie den Sprung im Trab an. So lernen Sie, Rhythmus und Tempo zu finden und zu halten.
• Als Nächstes erweitern Sie die Abstände zwischen den einzelnen Stangen sowie zwischen der letzten Stange und dem Sprung auf 3 bis 3,50 Meter, abhängig von der Galoppade Ihres Pferdes. Nun reiten Sie das Hindernis aus dem Galopp an.
• Wenn Ihnen diese Übungen gelingen, bauen Sie das Kreuz in einen kleinen Steilsprung von ungefähr 50 bis 60 Zentimeter Höhe um. Die untere Stange sollte dabei quer verlaufen. Jetzt können Sie alle Stangen bis auf die letzte vor dem Sprung entfernen. Diese wird nun direkt an das Hindernis gelegt. Wenn Ihr Pferd dazu neigt, immer wieder zu dicht an den Sprung zu kommen, ist es hilfreich, diese Grundlinie ungefähr 20 Zentimeter nach vorne zu ziehen.
• Legen Sie auch mal eine Stange nach dem Sprung im Abstand von 3 bis 3,5 Metern auf den Boden. Sie hilft dem Pferd, sich selbst wieder aufzunehmen und nach der Landung nicht davonzueilen.
Text: Aline Müller Foto: Holger Schupp