Text: Inga Dora Meyer     Foto: Slawik

Abend für Abend seine Runden in der Halle zu drehen, weil das Wetter das Reiten draußen nicht mehr zulässt – das ist auf Dauer ziemlich langweilig. Nicht verwunderlich, dass sich gerade im Winter bei vielen Pferden und Reitern ein „Hallenkoller“ entwickelt. Die Vierbeiner sind demotiviert, schlurfen nur noch durch den Hallensand oder sehen überall kleine Monster hinter der Bande lauern, die sie fast zu Tode erschrecken. Reiter sind bereits lustlos, wenn sie die Reithalle betreten, und kommen im Training nicht mehr richtig voran. Beide scheinen sich im wahrsten Sinne des Wortes im Kreis zu drehen. Dann ist es Zeit, dem „Hallenkoller“ den Kampf anzusagen. Es gibt so viele Möglichkeiten, das winterliche Training interessant zu gestalten. Das Zauberwort heißt Abwechslung, damit Sie und Ihr Pferd mit Spaß dabei sind.

Raus aus der Monotonie

Nutzen Sie die Tage, die Sie im Hellen beim Pferd verbringen, für einen Ausritt. Vor allem an den Wochenenden sollten Sie ins ­Gelände gehen, damit Ihr Pferd mal wieder etwas ­anderes sieht als die vier Seiten der Reithalle. Ist der Boden gefroren, können Sie alternativ einen langen Spaziergang an der Hand unternehmen. Für die restlichen Tage sollten Sie jeweils einen Schwerpunkt pro Reiteinheit setzen, um den Vierbeiner sowohl körperlich als auch mental zu beschäftigen. Für das Dressurreiten heißt das: Versuchen Sie nicht jedes Mal alle Lektionen abzuarbeiten, die Ihr Pferd kann, sondern variieren Sie. An einem Tag kann der Fokus auf der Stellung und Biegung liegen, wobei Sie sich fast ausschließlich gebogene Hufschlagfiguren (Zirkel, Volten, Schlangenlinien) vornehmen und diese variabel aneinanderreihen.

An einem anderen Tag rücken Sie den Galopp in den Mittelpunkt. Reiten Sie viele Übergänge vom Schritt und Trab in den Dreitakt und andersherum, bauen Sie ­Galoppvolten, Außengalopp und Verstärkungen ein. Fortgeschrittene können sich ebenso gezielt auf die Seitengänge konzentrieren. Starten Sie mit Schenkelweichen, Viereck verkleinern und vergrößern und ­arbeiten Sie sich über Schulterherein, Travers und Renvers bis zur Traversale vor. ­Einen tollen Trainingseffekt haben Seitwärtsbewegungen schnell nacheinander folgend.

Auch das Reiten einer Dressuraufgabe aus dem Aufgabenheft der FN holt Pferd und Reiter aus der Monotonie. Dort sind die Prüfungen von Einsteiger bis Fortgeschrittener sortiert, so dass jeder ent­sprechend seinem Können eine Aufgabe absolvieren kann. Es ist nämlich etwas ­anderes, ob man hier und da mal Lektionen reitet oder ob diese Schlag auf Schlag kommen. In dem Moment, in dem Sie eine Hufschlagfigur beendet haben, beginnt in einer ­Aufgabe bereits die nächste. Es müssen zudem alle Hufschlagfiguren und ­Lektionen beim ersten Mal sitzen. Sie erhalten keine zweite Chance, sie besser zu reiten. Das ­erzieht zu konsequentem, aber auch konzentriertem Reiten. Das Pferd beginnt, dem Reiter ­besser zuzuhören. Kein Wunder, es muss hellwach sein und prompt auf die ­reiterlichen Hilfen reagieren.

Haben Sie einen eher gemütlichen Vertreter unter dem Sattel, der schon in der ersten Winterhälfte wenig Lust in der Halle zeigt? Dann sollten Sie ab und zu in der ­Lösungsphase bleiben und auf die anschließende, anstrengende Arbeitsphase verzichten. Dabei bieten sich vor allem häufige Gangarten- und Handwechsel sowie im Tempo zulegen und einfangen an. Lassen Sie häufig die Zügel aus der Hand kauen und Ihr Pferd in Dehnungshaltung gehen. Mental motivieren lassen sich Faulpelze besonders gut mit Kreativität und Fantasie. Verändern Sie altbekannte Hufschlagfiguren und nutzen Sie freie Linien im Training (siehe MP-Ausgabe 11/2017, „Kreatives Dressurtraining“). Neben unterschiedlichen Schwerpunkten sorgen Pylonen für mehr Abwechslung in der Hallensaison. Platzieren Sie diese als Markierungspunkte von Hufschlag­figuren, erzieht Sie dies zum punktgenauen Reiten. Gassen zum Hindurchreiten können Sie genauso individuell einsetzen. Viele ­Ideen dazu finden sich beispielsweise bei der ­Dualaktivierung von Ausbilder Michael Geitner (www.pferde-ausbildung.de) – eine Methode, die mit blauen und gelben Gassen sowie vielen Rechts-links-Wechseln arbeitet und zu mehr Balance und Konzentration beim Vierbeiner führt.

Mehr Abwechslung bieten

Frischen Wind bringt auch die Stangen- und Cavalettiarbeit. Oft hindert Reiter nur die eigene Bequemlichkeit daran, diese Hilfsmittel aufzubauen. Dabei lassen sich bereits mit nur vier Stangen viele verschiedene Übungen reiten und mit wenigen Cavaletti eine kleine In-out-Reihe aufbauen. Sie fördern nicht nur Durchlässigkeit, Rhythmus, Takt, Gleichgewicht und die Aktivität der Hinterhand, sondern auch die Aufmerksamkeit. Gleiches gilt für die Springgymnastik. Tolle Übungen für jeden Ausbildungsstand finden Reiter unter anderem bei dem Schweizer Pferdephysiotherapeuten und Ausbilder John Fernand Marti (www.horsephysiotherapist.com, www.horsephysio.ch).

Nicht zu vergessen: Es muss nicht immer das Reiten im Vordergrund stehen. Zirkuslektionen, Longieren, Boden- und Handarbeit sind ideale Gymnastikstunden ohne Reitergewicht und nicht minder effektiv. Gleiches gilt für das Freispringen – eine tolle Alternative, wenn man als Reiter nicht selbst im Sattel sitzen möchte.

… in der Januar-Ausgabe finden Sie außerdem zehn Tipps für den Trainingsalltag und fünf tolle Übungen zum Nachreiten.