Wie Zirkel zählen auch die Volten zu den gebogenen Linien. Sie können an jeder beliebigen Stelle in der Bahn geritten werden und sind deshalb besonders vielseitig und flexibel im Training einsetzbar. Wichtig bei dieser Hufschlagfigur ist die beständige und gleichmäßige Biegung des Pferdes
Text: Jessica Classen; Fotos: Daniel Elke

Sie gleicht dem Zirkel, misst aber im Durchmesser statt zwanzig nur maximal zehn Meter: die Volte. Im Gegensatz zum Zirkel verlangt sie allerdings aufgrund ihres geringeren Durchmessers eine stärkere Längsbiegung des Pferdes. Das bedeutet, dass das Pferd seine gesamte Wirbelsäule nach rechts oder links um den jeweiligen Schenkel des Reiters biegen muss. Die Biegung muss dabei gleichmäßig sein und darf in den Halswirbeln nicht stärker als in den Rückenwirbeln auftreten.

Verschiedene Variationen

Volten können an jeder beliebigen Stelle in der Bahn geritten werden. Deshalb sind sie im Training besonders vielseitig einsetzbar. Innerhalb einer Volte können Sie in der Größe zwischen sechs und zehn Metern variieren. Um Ihr Pferd in eine Volte zu reiten, schieben Sie den jeweiligen Gesäßknochen der inneren Seite vor und treiben gleichzeitig mit diesem Schenkel. Der andere Schenkel bewahrt die Hinterhand in verwahrender Position vor einem Ausbrechen nach außen und sorgt gleichzeitig dafür, dass die Hinterhand in derselben Spur läuft wie die Vorhand. Bauen Sie eine Volte beispielsweise auf der langen Seite ein, um die Aufmerksamkeit des Pferdes zurückzuerlangen oder um das Tempo zurückzunehmen. Außerdem können Volten innerhalb oder sogar außerhalb eines Zirkels geritten werden: Reiten Sie zum Beispiel auf der linken Hand auf dem Zirkel bei C und machen Sie bei X eine Links- oder eine Rechtsvolte. Mit dieser Übung verbessern Sie die Geschmeidigkeit Ihres Pferdes, denn es muss sich entweder enger um den linken Schenkel biegen oder aber sich geschmeidig von der Linksbiegung in die Rechtsbiegung umstellen lassen. Bleiben Takt und Schwung dabei erhalten, verbessern Sie so die Anlehnung und die Lastaufnahme durch die Hinterhand. Diese Volten können Sie sowohl im Schritt als auch im Trab reiten; im Galopp aber bitte erst, sobald Ihr Pferd die Versammlung beherrscht und nicht den Takt und die Anlehnung dabei verliert. Für den Galopp eignet sich die Volte an der langen Seite gut. Dabei können Sie eine Kehrtvolte einbauen; dies bedeutet, dass sie ab der Mitte der Volte nicht in derselben Richtung weiterreiten, sondern die Hand wechseln. Mit der Kehrtvolte im Galopp können Sie Ihrem Pferd zudem beibringen, den Außengalopp zuzulassen. Die Arbeit im Außengalopp auf den verschiedenen Seiten verbessert das Geraderichten und die Versammlung des Pferdes. Reiten Sie dazu auf der rechten Hand im versammelten Galopp ganze Bahn. Mit Hilfe halber Paraden bringen Sie Ihr Pferd dazu, sich selbst zu tragen. Wichtig ist, dass es dabei nicht langsamer wird, sondern die Galoppsprünge trotzdem energisch durchspringt. Am Ende der langen Seite reiten Sie kurz vor der Ecke eine Kehrtvolte. Schieben Sie beim Abwenden in die Volte die innere Hüfte vor und treiben Sie gleichzeitig weiter mit dem inneren Schenkel vorwärts – der äußere Schenkel bleibt verwahrend an Ort und Stelle. Der innere Zügel sorgt für die Stellung und leitet die Wendung ein, die der äußere Zügel dementsprechend zulassen muss. Die Zügel verhindern während der Wendung ein traversartiges Zurückkehren zum Hufschlag. Vor der nächsten Ecke können Sie dies wiederholen. So reiten Sie nur wenige Sprünge im Außengalopp und können dies je nach Belieben verlängern. Gelingt Ihnen diese Übung, können Sie auch die engeren Volten auf dem Zirkel gut im Galopp reiten.

Die häufigsten Fehler vermeiden

Um eine korrekte Volte zu reiten, muss Ihr Pferd sich ausreichend biegen und stellen lassen können. Dazu müssen die Schenkel- und Zügelhilfen genau aufeinander abgestimmt sein. Die große Kunst bei der Volte ist es, dass Sie sie kreisrund reiten und genau dort wieder auf dem Hufschlag ankommen, wo Sie ihn verlassen haben. Und genau hier liegen die meisten Fehler: Oft wird die Volte oval oder sogar eckig geritten; oder der Reiter kommt zu früh oder zu spät am Hufschlag an. Achten Sie daher darauf, dass Ihre Zügelhilfen dementsprechend fein mit denen der Schenkel abgestimmt sind, sodass die Volte auch rund ist. Zudem müssen Ihre Schenkel dafür sorgen, dass Ihr Pferd in der Spur bleibt und nicht die Hinterhand einen größeren Radius als die Vorhand hat. Besonders beim Abteilungsreiten ist es wichtig, dass die Volten korrekt geritten werden, weil es sonst mitunter zu Zusammenstößen kommen kann. Ein weiterer Fehler besteht darin, dass das Pferd in den Volten zu eng nach innen gestellt wird. Dadurch verwirft es sich im Genick. Arbeiten Sie in solchen Situationen gezielter mit Ihren Schenkeln und reiten Sie vermehrt geradeaus, biegen Sie seltener in eine Volte ab. Funktioniert diese dann gut, können Sie die Volte auch öfter reiten. Ein anderer, häufig vorkommender Fehler ist das Abknicken des Reiters in der Hüfte. Setzen Sie sich vermehrt auf den äußeren Gesäßknochen anstatt sich in die Kurve zu lehnen. Treten Sie zudem stärker in den äußeren Bügel und machen Sie das Bein lang. Volten sind die beste Gymnastikübung für Pferd und Reiter. Das Pferd wird elastischer, stärkt seine Muskulatur und verbessert sein Gleichgewicht, und der Reiter kann ganz nebenbei seine Hilfengebung kontrollieren.

 

… jeden Freitag finden Sie hier die Hufschlagfiguren. Grafiken und die gesamte Serie finden Sie in unseren Magazinen Mein Pferd 07/2016 bis 12/2016!