REITEN MIT EINEM ZÜGEL

Wenn Du wissen willst, ob Du beim Reiten Deine Hände zu stark einsetzt, dann solltest Du diese Übung versuchen. Du wirst viel über das Zusammenspiel der Hilfen lernen. Du merkst sehr schnell, ob Du beim Reiten zuviel mit dem Zügel lenkst. Es hört sich vielleicht etwas verwirrend an, aber mit „Zwei-Zügel- Reiten“ ist nicht „Zweihändig“ gemeint. Und mit „Ein-Zügel-Reiten“ ist nicht „Einhändig“ gemeint. Du reitest nämlich sowohl beim „beidhändigen“, als auch beim „einhändigen“ Reiten immer mit „Zwei Zügeln“. Jetzt habe ich Dich wahrscheinlich komplett verwirrt – aber gleich wird es verständlicher. Du solltest mehr mit Gewicht und Schenkel steuern!!! Du brauchst dazu keinen Zügel abzumontieren, sondern solltest beim Reiten immer nur einen Zügel annehmen oder nur einen Zügel nachgeben. Gleichzeitig treibt immer das innere Bein, wodurch sich Dein Pferd an den äußeren Zügel anlehnt. Das hilft Dir enorm dabei, ein Gefühl für das Pferdemaul zu entwickeln. Du kommst dabei nie in die Versuchung, an beiden Zügeln zu ziehen, um Dein Pferd in Haltung zu zwingen. Auch Dein Pferd profitiert von dieser kurzzeitigen Übung. Es soll entspannter an das Gebiss herantreten, sich über den Rücken dehnen und sich ohne verwirrende Zügelsignale besser loslassen. Dieses kurzzeitige Reiten über einen Zügel nutzen viele Ausbilder. Allerdings wie bei fast allem in der Reiterei, sind die Ansichten zum „Ein-Zügel-Reiten“ unterschiedlich. Ich bevorzuge die „diagonale Variante“ und lasse die anderen Ansichten mal außer Acht. Diese Variante verlangt das Treiben mit dem inneren Bein gegen den äußeren Zügel, also die „diagonale Einwirkung“. Das äußere Bein und der innere Zügel bleiben dabei absolut passiv!!! Das Ziel ist recht einfach: Dein Pferd lernt schneller als durch Fummelei an beiden Zügeln, sich „Vorwärts-Abwärts“ und vor allem „zur Seite“ zu dehnen, was wiederum zu einer besseren Anlehnung und schwingenderem Rücken führt. Das kurzfristige Reiten an einem Zügel ist also nicht das Ziel, sondern ein Hilfsmittel, um zu einer gleichmäßigeren Anlehnung an beide Zügel zu kommen!!! Vor allem Pferde, die Angst vor der Hand haben oder sich auf dem Gebiss „herumlümmeln“ profitieren von dieser Übung und lernen, sich an das Gebiss anzulehnen.

Bodenarbeit als Vorübung zum einhändigen Reiten

Wer sich das noch nicht zutraut, kann es am Boden sozusagen „vorüben“. Ähnlich wie beim „Schulterherein“ hält die Hand leicht den inneren Zügel. Die andere Hand treibt das Pferd auf Schenkelhöhe nach außen. Dadurch biegt sich das Pferd nach innen und tritt nach außen weg. Es gibt also nach. Macht Dein Pferd das locker mit, kannst Du außen einen Ausbinder eingeschnallen und das Pferd wird, wie gerade beschrieben, wieder nach außen getrieben (diagonal).

Ab in den Sattel!

Auch jetzt, unter dem Sattel, wird wieder „diagonal“ gearbeitet. Dazu treibst Du zunächst nur mit dem inneren Schenkel. Den inneren Zügel nimmst Du nur ganz kurz an, um dem Pferd zu zeigen, auf welcher Seite es sich biegen soll. Dann lässt Du den inneren Zügel durchhängen und hältst die Verbindung zum Pferdemaul jetzt nur noch mit dem äußeren Zügel. Das bedarf anfangs einiger Übung – also nicht verzagen, wenn es nicht gleich klappt! Dein Pferd sollte sich nun um den inneren Schenkel biegen und sich am äußeren anlehnen. Reagiert Dein Pferd zur Bande gebogen gut darauf, solltest du es von der Bande weg biegen.   Das nächste Thema der „Fit durch den Winter“-Reihe: Lösen der Hinterhand / Ein-Zügel-Stop Hier gehts zur Übersicht