Text: Nicole Audrit       Foto: Inge Vogel von Pferdia

Geistige und körperliche Beschäftigung, Gelassenheitstraining und eine Menge Spaß bietet das sogenannte Horse Agility. Nina Steigerwald erklärt, worauf es bei dieser relativ unbekannten Sportart ankommt, die immer mehr Zwei- und Vierbeiner begeistert.

Der Reitplatz bietet mit einer Wippe, einer Turnmatte und einem Reifensprung einen ungewohnten Anblick. Doch die Hindernisse sind Teil eines Horse-Agility-Parcours. Diese bislang eher unbekannte Sparte im Pferdesport ist eine Mischung aus Bodenarbeit, Freiarbeit und Gelassenheitstraining mit vielen positiven Effekten. Die Bindung zwischen Mensch und Pferd wird durch das gemeinsame Bewältigen verschiedener Hindernisse vertieft, und das Pferd wird sowohl geistig als auch körperlich beschäftigt. Dabei steht neben der Gymnastizierung und der Verbesserung der Beweglichkeit der Spaß im Vordergrund. Nina Steigerwald, Expertin für Horse Agility, liebt die Vielseitigkeit dieser Sportart: „Flotte Läufe wechseln mit konzentrierter Balance, elegante Sprünge mit flatternden Tunneln und schwingende Wippen mit schmalen Balken.“

Horse Agility eignet sich für nahezu jedes Pferd – unabhängig von Alter, Ausbildungsstand, Rasse und Größe. „Es ist einzig und allein wichtig, dass sich das Pferd schmerzfrei bewegen kann“, erklärt die Expertin. Ältere und möglicherweise unreitbare Pferde profitieren von der Gymnastizierung und dem Muskelaufbau, Jungpferde werden ausbalancierter und nervenfester, und jedes Pferd genießt die Abwechslung im Trainingsalltag. Weder Pferd noch Mensch müssen besondere Voraussetzungen mitbringen. Der Mensch muss auch keine Sportskanone sein, da viele Elemente im Parcours auch von weniger sportlichen Personen und ihren Pferden bewältigt werden können. Als Ausrüstung sollte zu Beginn ein normales Stallhalfter mit einem längerem Strick, eventuell ein Schutz für die Pferdebeine und Handschuhe für den Menschen benutzt werden.

Die ersten Schritte über die Wippe

Bei der Belohnung kann jedes Pferd-Mensch-Paar auf die gewohnte Methode zurückgreifen, sei es Clickern – dies sollte immer mit Futter kombiniert werden um effektiv zu sein – oder reines Futterlob – bei dem man aber darauf achten sollte, sich keinen Bettler zu erziehen. Für Nina Steigerwald ist das wissenschaftlich fundierte Training mit Clicker und Futterlob am effektivsten: „Die Pferde erhalten bei positivem Verhalten etwas Angenehmes – ein Lobwort in Kombination mit einem Möhrenstückchen oder ähnlichem –, haben jedoch im Falle eines Fehlers keinerlei Strafe zu erwarten.“ Dadurch zeigen die meisten Pferde ein hohes Maß an Motivation und arbeiten mit viel Spaß mit. Bei diesem Belohnungskonzept ist die „Höflichkeit“ des Pferdes elementar wichtig, erklärt Nina Steigerwald: „Wir bezeichnen ein Pferd als höflich, wenn es sich mit seinem Maul die ganze Zeit von der Futtertasche und der Hand fernhält.“ Ist diese Grundvoraussetzung erfüllt, folgen Übungen zum freien Mitlaufen, Anhalten und Stehenbleiben. Anschließend kommen die ersten Hindernis-Vorbereitungen ins Spiel. Bei diesen lernt das Pferd eine Unterlage – beispielsweise eine große Pappe oder Plane – mit allen vier Hufen zu betreten. „Diese Gewöhnung dient der Vorbereitung für viele Geräte, unter anderem dem Podest und der Wippe“, so Nina Steigerwald. Im Anschluss daran lernt das Pferd den eigentlichen Horse-Agility-Parcours kennen und wird langsam an, über und durch die einzelnen Hindernisse geführt.

Beim Aufbau eines Horse-Agility-Parcours sind der Phantasie nahezu keine Grenzen gesetzt. Es sollte lediglich darauf geachtet werden, dass sich weder Pferd noch Mensch verletzen können. Auch müssen es nicht immer gekaufte Hindernisse sein, ein Podest kann beispielsweise recht einfach selbst gebaut werden. „Hindernisse aus Holz sollten jedoch gründlich abgeschliffen werden, um die Splittergefahr zu vermeiden. Außerdem sollten alle Ecken und Kanten abgerundet werden, da auch das geschickteste Pferd ­abrutschen und sich ansonsten Verletzungen zufügen könnte“, warnt Nina Steigerwald. In ihrem Buch „Agility mit Pferden“ sind Bauanleitungen und viele Tipps zum Nachbauen von Hindernissen zu finden.

Unsere Expertin: Nina Steigerwald ist nicht nur gelernte Masseurin, sondern auch Pferdephysiotherapeutin und Expertin für Pferdewippen. Diese setzt sie sowohl für die Gymnastizierung als auch generell beim Horse Agility ein. Auf ihrem Hof in der Nähe von Bremen erteilt sie Unterricht und ist auch als mobile Pferdetrainerin im In- und Ausland unterwegs. www.pferdewippe.de

…den kompletten Artikel finden Sie in der Februar-Ausgabe.

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