Text: Nora Dickmann         Foto: www.Slawik.com

Da ist er, der Winter. Und mit ihm die kalten Temperaturen, mangelndes Licht und weniger Bewegung als im Sommer. Einige Pferde neigen dazu, richtig Gas zu geben, Unarten zu entwickeln und unkontrollierbar zu werden. Wieso tun sie das, und wie kann man dem entgegenwirken?

Training im Winter


In einigen Ställen ist es gang und gäbe, das Pferd vor dem Training im Winter abzulongieren, damit es dort den Dampf ablassen und sich ausbuckeln kann. Langfristig gesehen ist das aber keine gute Idee, denn auch dann sind Bänder und Sehnen nicht aufgewärmt. Auch kann das Pferd so lernen, dass unkontrolliertes Losstürmen und buckeln nicht nur auf der Weide möglich ist, sondern auch vom Reiter vom Boden aus toleriert wird. Bei gezielten Übungen steigt die Atemfrequenz, die dann wiederum den steigenden Stoffwechselbedarf deckt. Auch der Puls erhöht sich, und das Blut zirkuliert schneller. Die Folge: Die Muskeln werden mit mehr Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, und die Abfallprodukte des Stoffwechsels werden schneller abgebaut. Erst nach dem Aufwärmen kann der Pferdekörper die sportliche Belastung abfedern und Leistung erbringen. Neben all den positiven Änderungen für den Körper wird auch die Mentalität des Pferdes gepusht. So werden durch das Zusammenspiel von Nerven und Muskeln nervöse Spannungszustände abgebaut, und die Leistungsbereitschaft steigt. Die Pferde konzentrieren sich besser, und der Reiter kann im Training die einzelnen Lektionen leichter abrufen.

Kilometerlanges Geradeausreiten vermeiden


Im Winter benötigen Pferde mehr Zeit, um ihren Körper hochzufahren. Das bedeutet konkret: mindestens zehn Minuten, besser noch 20 Minuten am hingegebenen Zügel im fleißigen Schritt reiten. Und dabei bitte nicht nur geradeaus, das langweilt das Tier zunehmend. Verschiedene Hufschlagfiguren, wie durch die Bahn wechseln oder Zirkel, sollten eingebaut werden. Am Ende dieser ersten Schrittphase können erste Lektionen (Unterschiede im Schritttempo oder das Aufnehmen und Aus-der-Hand-kauen-Lassen) durchgeführt werden. Zu solchen Übungen zählen auch Schenkelweichen, Viereck verkleinern oder Seitengänge. Auch sie fördern die Losgelassenheit des Pferdes.

Alternatives Aufwärmen



Eine gute Alternative zum klassischen Warmreiten kann die Handarbeit sein.
So lernen (junge) Pferde, sich auf den Menschen zu konzentrieren, auch wenn dieser nicht auf ihrem Rücken sitzt. Hier bietet es sich an, das Pferd aus der langsamen Bewegung heraus in die Seitengänge zu schicken. Auch Halten oder Rückwärtsrichten sind geeignete Übungen. Der Rücken des Tieres wird so ohne Reitergewicht aufgewärmt und für das Training vorbereitet.

Ist das Pferd aufgewärmt, folgen die anderen Gangarten: Leichttraben im ruhigen Arbeitstempo, viele Handwechsel und Übergänge. Der Galopp darf etwas frischer sein und auf großen, gebogenen Linien stattfinden. Diese Lösungsphase muss unbedingt beachtet werden, erst dann sollte mit dem eigentlichen Training begonnen werden. Diese Phase dauert meist noch mal zehn bis 15 Minuten und hängt von einigen Faktoren ab. Junge und untrainierte Pferde sind nach der Aufwärm- und der folgenden Lösungsphase meist bereits fertig mit dem Training, ältere Pferde benötigen meist eine längere Aufwärmphase. Bei ihnen darf die Arbeitsphase aber dann deutlich kürzer ausfallen. Egal welches Pferd bewegt wird, das Reiten sollte immer auf die Koordination und das Können des Pferdes angepasst werden. Auch die Tagesform ist entscheidend.

Den gesamten Artikel finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.