Text: Inga Dora Schwarzer          Foto: www.Slawik.com

Wer wünscht sich nicht eine gefühlvolle Hand, die dem Pferdemaul jederzeit flexibel folgt, um eine beständige Zügelverbindung zu erreichen? Doch gerade hierbei kommt es zu Fehlern, die ein harmonisches Miteinander von Pferd und Reiter erschweren

„Hände ruhig halten!“ Kaum eine Anweisung ist so häufig im Reitunterricht zu hören und kaum eine führt ebenso häufig zu Missverständnissen und Schwierigkeiten. Denn Reiten ist Bewegung, und jedes Körperteil muss an dieser Bewegung teilhaben. „Man kann seinen Körper auf einem sich bewegenden Untergrund nicht stillhalten. Das versuchen Sie beim Skifahren oder Inlineskaten ja auch nicht. Dann könnten Sie den Sport gar nicht ausüben. Richtigerweise muss es daher für den Reitsport heißen: Die Hände folgen dem Pferdemaul“, sagt Silvia Rall, Pferdewirtschaftsmeisterin Reiten, Zucht und Haltung und Bewegungstrainerin EM aus dem baden-württembergischen Eningen unter Achalm.

Wo liegt die Ursache?

Die Aufforderung sei zudem bequem für den Unterrichtenden, da er sich keine Gedanken darüber mache, wo der eigentliche Ursprung der fehlerhaften Zügelführung liegen könnte, kritisiert Rall. Denn selten ist er dort zu finden, wo der Fehler schließlich zutage tritt. „Wer nur die Hände korrigiert, doktert an Symptomen herum. Die Ursache sitzt oft tiefer verborgen – im Körper, im Denken, in der Ausrüstung“, verrät die erfahrene Expertin.

Deshalb geht sie bei einer abweichenden Handhaltung oder Zügelführung des Reiters (siehe Kasten unten) auf Ursachenforschung. Sie erstellt eine umfassende Sitzanalyse, um festen Handgelenken, verdeckten Fäusten, offenen Zügelfäusten, unruhigen, heruntergedrückten und unterschiedlich hoch oder zu tief getragenen Händen auf die Spur zu kommen. Dabei werden unter anderem folgende Fragen beantwortet: Wie bewegt sich der Mensch zusammen mit dem Pferd? Wie erfolgen Bewegungstempo, -umfang und -konstanz?Verlaufen die Schwingungen des Pferdes durch den gesamten Reiterkörper? Und wie verhält er sich in Wendungen? Wie passen die Körperproportionen von Mensch und Pferd zusammen? Wo liegen muskuläre Probleme?

Muskuläre Probleme

„Ist beispielsweise eine verkürzte Brustmuskulatur schuld an der falschen Handhaltung, dann fällt es dem Reiter schwer, die Schultergelenke auszudrehen und die Hände aufrecht zu halten“, erklärt Rall. Er macht stattdessen einen Rundrücken, zieht seine Schultern nach vorne, drückt seine Hände herunter oder trägt sie eher verdeckt, tief und eng zusammenstehend. Die Zügelhilfen werden dadurch mit verspannten und festgehaltenen Armen gegeben, was ein flexibles Mitgehen mit dem Pferdemaul und eine feine Einwirkung verhindern.

Gleiches gilt für eine generell stark angespannte Muskulatur, ein steifes, festes Becken sowie Bewegungseinschränkungen in den großen Gelenken. Können die Bewegungen des Pferdes nicht im Becken aufgenommen und „durchgeschwungen“ werden, versucht der Reiter dies durch eine höhere Anspannung zu kompensieren. Die Folge? Eine unruhige Reiterhand. Kommt eine Verspannung im unteren Rücken dazu, hat der Reiter Mühe, sich im Sattel in die Bewegungsrichtung zu drehen. Er knickt in den Wendungen mit der Hüfte ein, kippt mit dem Oberkörper nach innen und drückt dabei vermehrt die innere Hand herunter. Das Tragen der Hände auf gleicher Höhe ist so nicht mehr möglich.

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