Text: Inga Dora Schwarzer      Foto: www.Slawik.com

Leichttraben ist gar nicht so leicht. Wie komplex die Bewegung ist, zeigt sich daran, dass auch geübten Reitern Fehler unterlaufen. Gelingt sie aber korrekt und ausbalanciert, bewegen sich Pferde gerne vorwärts. Wie das gelingt, erklärt Bewegungswissenschaftler Dr. Josef Kastner

Richtiger“ und „falscher“ Fuß

Auf welchem Fuß der Reiter leichttrabt, hat aber Folgen für die Biomechanik des Pferdes. Das belegt eine weitere Studie aus dem Jahr 2010, in der ein Forscherteam aus Schweden, der Niederlande und der Schweiz die möglichen Effekte des Leichttrabens auf die Asymmetrie der Fortbewegung untersucht hat. Die Experten stellten fest, dass die einwirkenden Kräfte während des Einsitzens des Reiters auf die fußende Diagonale erhöht waren. „Durch die stete Balance über dem Steigbügel besteht die Möglichkeit, die Belastung beim Einsitzen zu variieren und so Kraftspitzen für den Pferderücken zu vermeiden – zum Beispiel weniger hoch aufstehen oder nur mit dem halben Körpergewicht einsitzen. Dies wirkt sich besonders positiv auf die Rückenbelastung von jungen Pferden aus und wird daher auch Remonten-Leichttraben genannt“, weiß Kastner.

Weiter fanden die Forscher heraus, dass das Leichttraben eine ungleichmäßige zweiphasige Belastung ergibt, die sich sowohl auf die Bewegungsabläufe des Rückens, des Beckens und der Gliedmaßen als auch auf die senkrechte Bodenreaktionskraft auswirkt. Um das Einsitzen gleichmäßig zu verteilen, raten die Richtlinien dazu, bei jedem Handwechsel in der Bahn gleichzeitig einen „Fußwechsel“ vorzunehmen sowie im Gelände ebenfalls darauf zu achten, das Pferd nicht einseitig zu belasten. Im Viereck empfehlen sie daher, auf dem „richtigen Fuß“ leicht zu traben. Das heißt: Der Reiter steht auf, wenn das äußere Vorderbein und das innere Hinterbein in der Vorführphase sind. Zeitgleich befinden sich das innere Vorderbein und das äußere Hinterbein in der Standphase. Der Reiter sitzt ein, wenn das äußere Vorderbein und das innere Hinterbein auffußen. In diesem Moment befinden sich wiederum das innere Vorderbein und äußere Hinterbein in der Vorführphase. Entsprechend wäre das Leichttraben auf dem „falschen Fuß“ genau andersherum.

Flexible Anwendung

Diese Unterteilung nehmen Kastner und andere Experten nicht vor. Sie bevorzugen und lehren ein zweckmäßiges Leichttraben, das je nach Situation Anwendung findet. Ihrer Meinung nach hilft dies dem Pferd, bestimmte Bewegungsabläufe besser auszuführen. „Zur effektiven und für das Pferd leicht verständlichen Arbeit an der natürlichen Schiefe bietet sich, je nach Fokus, das Leichttraben auf dem sogenannten richtigen oder falschen Fuß an“, sagt der Bewegungswissenschaftler. Trabt der Reiter auf dem „falschen Fuß“, erleichtert er dem Pferd zum Beispiel die Biegung. „Im Einsitzmoment des Reiters befindet sich das innere Hinterbein in der Luft. Entsprechend sinkt die innere Kruppe ab, und der Bauch schwingt etwas nach außen.

Der Reiter fühlt, dass er innen ein wenig tiefer einsitzen kann, und es dadurch automatisch leichter ist, die Gewichtsinformation innen zu geben. Das Schwingen des Bauchpendels nach außen bewirkt, dass das Pferd in diesem Moment innen ein wenig hohler ist und es einen biegenden Schenkelimpuls des Reiters leichter umsetzen kann“, gibt der Experte ein Exempel.

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