Text: Inga Dora Meyer          Foto: Slawik

Wenn es draußen knackig kalt ist, brauchen Pferde eine intensive Aufwärmphase.  Insbesondere Vierbeiner,  die  in  den Wintermonaten  nur stundenweise aufs Paddock kommen und ansonsten in ihren Boxen stehen, benötigen nun besonders lange, um auf „Betriebstemperatur“ zu kommen. Bei Pferden aus artgerechter Haltung (Offenstallhaltung, Paddock Trail und dergleichen) sieht es dagegen besser aus. Sie bewegen sich allein durch die Haltungsform mehr, dennoch sollten Reiter auch für sie in der kalten Jahreszeit ein ausgiebiges Warm-up einplanen. Den Vierbeinern geht es nämlich nicht anders als menschlichen Sportlern, bei denen eine leichte Bewegung vor der Anstrengung das Verletzungsrisiko verringert und physiologisch und mental auf die Arbeitsphase einstimmt.

Auf die Anstrengung einstimmen

Mit gezielten Übungen erhöht sich dabei nicht nur die Atemfrequenz, die den steigenden Sauerstoffbedarf deckt, sondern auch der Puls. Die Folge: Das Blut zirkuliert schneller und versorgt die Muskeln mit mehr Sauerstoff und Nährstoffen. Gleichzeitig werden die Abfallprodukte des Stoffwechsels effektiver abgebaut. Dies beugt einer Übersäuerung der Muskulatur vor. Auch für Gelenke und Bänder ist das Aufwärmen Balsam und Medizin zugleich. Die Gelenkflüssigkeit wird vermehrt produziert. Dadurch „wächst“ der Umfang der Gelenkknorpel. Die Folge? Nach dem Aufwärmen kann der Pferdekörper die sportlichen ­Belastungen besser abfedern.

Ein weiterer Effekt: Die Sehnen und Bänder werden durch das Ansteigen der Körpertemperatur bereits in der Aufwärmphase elastischer und dehnfähiger. Nicht zu vergessen ist der mentale Aspekt: Das gezielte Zusammenwirken von Nerven und Muskeln verbessert sich, nervöse Spannungszustände bauen sich ab und die psychische Leistungsbereitschaft steigt an. Die Reaktions­geschwindigkeit der vierbeinigen Athleten nimmt zu, und sie konzentrieren sich immer besser auf ihre Reiter und die ihnen gestell­ten Aufgaben.

Um von Ruhe auf Belastung hochzufahren, brauchen sie im Winter allerdings mehr Zeit als im Sommer. Für den Aufbau der Lösephase heißt das: Mindestens zehn, besser 20 Minuten am hingegebenen Zügel und im fleißigen Schritt einfache Hufschlagfiguren reiten (Durch die ganze, halbe oder die Länge der Bahn wechseln, Zirkel, …). Erste Lektionen können Sie gegen Ende dieser Schrittphase einbauen. Unterschiede im Schritttempo, ein wiederholtes Aufnehmen der Zügel und gleich wieder Aus-der-Hand-Kauenlassen wirken ebenso lösend wie das Übertretenlassen auf der Zirkellinie, Schenkelweichen oder das Viereck zu verkleinern und zu vergrößern. Fortgeschrittene können Seiten­gänge hinzunehmen oder einzelne tief gestellte Cavaletti überwinden.

…weitere Tipps zum Aufwärmen  – für Pferd und Reiter – und Abschwitzen finden Sie in der Januar-Ausgabe.