Es gibt die unterschiedlichsten Gebisse: Einfach oder doppelt gebrochen, Stangengebiss, Kandare – die Aufzählung könnte unendlich weitergehen. Welches Gebiss sich für welche Reitweise am besten eignet, verraten die beiden Experten Kay Wienrich und Michael Putz
Text: Jessica Classen / Fotos: Imago/blickwinkel (1)/Image Broker (1)

Nehme ich heute die Westerntrense oder die englische? Nach langem Hin und Her entscheide ich mich zwar endlich für eine Disziplin, aber schon stellt sich mir die nächste Frage: Welches Gebiss schnalle ich auf die Trense? Bei der großen Vielfalt – sowohl beim Western- als auch beim Englisch-reiten – ist es schwierig, das Richtige für mein Pferd und unser Training zu finden. Hier heißt es oft: Probieren geht über studieren. Aber ist das wirklich richtig? Oder gibt es doch Anhaltspunkte, nach denen ich mich richten kann? „Es gibt allein im Westernreiten eine schier unzählige Vielfalt an verschiedenen Gebissen, die sich in der Gestaltung der Mundstücke und der Schenkel unterscheiden“, erklärt Kay Wienrich, ehemaliger Bundestrainer der Deutschen Reining Nationalmannschaft. „Dazu unterschiedlichste Trensen, Spezialgebisse und noch einige mehr oder weniger sinnvolle Zäumungen ohne Mundstück.“ Je nach Turnierdisziplin oder Orientierung in der so vielfältigen Westernreiterei werden demzufolge auch unterschiedliche Gebisse verwendet. „Dabei kommt es natürlich auch noch auf das jeweilige Pferd an, sein Temperament, Sensibilität, Gebäude, und wie das Maul innen und außen aufgebaut ist.“
Aber auch in der englischen Reitlehre gibt es keine einfache Lösung für die Auswahl des vermeintlich richtigen Gebisses: „Bei der Wahl des Gebisses sollte der Reiter selbstkritisch mit seinen Händen sein“, erklärt Michael Putz, Pferdewirtschaftsmeister und Träger des Goldenen Reitabzeichens. „Besonders wenn Reiter etwas Neues, gar Ungewöhnliches ausprobieren möchten, müssen sie sich selbstkritisch fragen, ob sie in der Lage sind, mit den Händen fein genug einzuwirken und die Reaktionen des Pferdes zu erfühlen und richtig zu deuten.“ Handfehler des Reiters können sich letztendlich mit einem sehr dünnen, scharfen Gebiss besonders gravierend auswirken – unabhängig von der Reitweise. Sowohl in der Western- als auch in der Englisch-reiterei würde das Pferd nicht mehr los-gelassen unter dem Reiter gehen, und es kann schnell zu weiteren Störfaktoren wie beispielsweise Verspannungen kommen.

Wie wirken die Gebisse?

Die Wirkung der Gebisse hängt von ihrer Konstruktion ab. „Trensen wirken auf Maulwinkel, Zunge und gegebenenfalls Laden sowie auf die äußere Gesichtshälfte“, erklärt Kay Wienrich. „Kandaren können, je nach Mundstück, auf Zunge, Laden, Gaumen, Genick und Kinngrube wirken. Eine Einwirkung findet immer auf die Kinngrube und das Genick statt.“

… den gesamten Artikel finden Sie in unserer Märzausgabe Mein Pferd 03/2017.