Text: Sophia Arnold       Foto: www.Slawik.com

Im Reitsport gibt es viele Themen, die hart umkämpft sind. Ob Fütterung, Reitweise oder Equipment – es gibt immer Punkte, die dafür oder dagegen sprechen. Auch das Thema Bandagen und deren Nutzen gehört dazu

Im Reitsport haben sich viele Dinge einfach eingebürgert: Das Aufsitzen von links ist ein Relikt aus längst vergangenen Armee-Zeiten, denn ein Schwert oder Gewehr trägt heute kaum ein Reiter mit sich herum. Im Laufe der Zeit kamen dann immer weitere Dinge dazu. Immer häufiger sieht man heutzutage Pferde, die mit komplett bandagierten Beinen auf der Wiese stehen und auch nur voll geschützt geritten werden können. Doch wie sinnvoll ist das dauernde Einbandagieren der Pferde eigentlich, und bieten die Bandagen wirklich einen Schutz vor den gefürchteten Sehnenverletzungen?

Bandagen und das Lymphsystem

Bandagen finden sich meist im Dressursport und werden dort landläufig mit den Argumenten „Schutz der empfindlichen Pferdebeine“ und „Stützen der Sehnen“ verwendet. Doch bis heute gibt es keinerlei Studien, die belegen, dass Sehnen durch Bandagen geschützt oder gestützt werden. Einige Studien beschäftigten sich aber mit den Lymphen der Pferdebeine und der Auswirkung von Bandagen auf diese.

Pferde verfügen über ungefähr 8.000 Lymphknoten, die auf den gesamten Körper verteilt sind. In den Lymphknoten bilden sich Antikörper, die Giftstoffe bekämpfen. Die Lymphflüssigkeit nimmt Bakterien, Fette, beschädigte Zellteile und ähnliches auf und transportiert sie aus dem Körper. Ein vernünftiger Lymphfluss ist für ein Pferd – genauso wie für den Menschen – also unabdingbar. Im Gegensatz zum Menschen funktioniert das pferdische Lymphsystem aber nur in Bewegung, die Zirkulation der Lymphflüssigkeit muss also jederzeit gegeben sein. Neben dem Lymphstrom muss selbstverständlich auch das Blut gleichmäßig zirkulieren können, vor allem, wenn das Pferd bewegt wird oder es sich sogar sportlich betätigen muss. Bei Belastung erweitern sich hierbei auch die Arterien, um den Blutstrom aufrechtzuerhalten.

Werden durch äußere Einflüsse, wie etwa Bandagen, diese notwendigen Funktionen eingeschränkt, kann dies nur schädlich sein. Für ihre Doktorarbeit maß Dr. Katrin von Kleist im Haupt- und Landgestüt Schwaiganger vor einigen Jahren den Blutstrom in den Pferdebeinen ohne Schutz, mit Gamaschen und Bandagen. Die Studie ergab, dass schon beim Anlegen von Neoprengamaschen die Arterien sich nicht so erweiterten, wie sie es im Normalfall machen würden. Unter der Verwendung von elastischen Bandagen wurde der Blutstrom noch weiter verringert. Auch die Lymphflüssigkeit konnte nicht wie gewohnt abfließen. Ein Stützen der Sehne wäre jedoch nur dann möglich, wenn die Bandagen extrem festgezogen werden, was den Lymph- und Blutfluss zu sehr eingrenzen würde.

Mehr Informationen zum Thema „Bandagen“ finden Sie in unserer aktuellen Ausgabe.